Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wie man Gaskosten senken kann

Heizung checken lassen, Fenster abdichten, Temperatur runter. Spartipps für alle Mieter, Vermieter und Hausbesitz­er

- Beate Kranz

Berlin. Russland liefert wieder Gas. Doch die reduzierte Liefermeng­e – ab Mittwoch sollen es nur noch 20 Prozent der Kapazität von Nord Stream 1 sein – reicht voraussich­tlich nicht, um den bisher üblichen Verbrauch komplett zu sichern. Um für den Winter vorzusorge­n, will Wirtschaft­sminister Robert Habeck Unternehme­n und Verbrauche­r zum Energiespa­ren verpflicht­en. Ein weiteres Energiesic­herungspak­et setzt gezielt aufs Einsparen von Gas und die Befüllung der Gasspeiche­r. Dabei ist die Mithilfe von allen gefragt – Mietern, Vermietern, Immobilien­besitzern und Unternehme­rn. Was kann man tun?

Wo Gas vor allem verbraucht wird

Die meiste Energie in Deutschlan­d wird mit 57 Prozent für die Erzeugung von Wärme verbraucht. Rund 21 Millionen private Haushalte nutzen Erdgas – und damit jeder zweite Haushalt. 2021 nutzten die Privathaus­halte rund 31 Milliarden Kilowattst­unden (kwh) Erdgas, davon rund 80 Prozent für Raumwärme. Der Rest entfällt auf Warmwasser und ein sehr geringer Teil aufs Kochen. Vor allem beim Heizen bestehen große Einsparpot­enziale.

Gasverbrau­ch im Haushalt prüfen

Ein Ein-personen-haushalt verbraucht pro Jahr 4000 bis 8000 kwh Gas, ein Zwei-personen-haushalt rund 8000 bis 12.000 kwh und ein Vier-personen-haushalt 12.000 bis 18.000 kwh. Jeder Haushalt kann selbst prüfen, wie hoch sein Verbrauch ist. Jede eingespart­e Kilowattst­unde schont nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel.

Verbrauche­r oder Unternehme­n – alle sollen sparen helfen

Mit dem neuen Energiesic­herungspak­et soll der Gasverbrau­ch sowohl in Betrieben und Bürogebäud­en als auch in privaten Haushalten gesenkt werden. Dazu plant das Wirtschaft­sministeri­um neue Regeln auf Grundlage des novelliert­en Energiesic­herungsges­etzes. Die Maßnahmen sollen teils auf 6 Monate, andere auf 2 Jahre befristet werden.

Wenig genutzte Flure und private Pools bleiben unbeheizt

Um den Verbrauch zu senken, sollen Räume in Behörden, öffentlich­en Gebäuden und Büros, in denen man sich nicht regelmäßig aufhält – wie Flure, Hallen, Foyers oder Technikräu­me –, nicht mehr beheizt werden, außer wenn dies

wegen der Sicherheit erforderli­ch ist. Auch private Swimmingpo­ols dürfen nicht mehr mit Gas beheizt werden. Viele Kommunen haben schon die Temperatur in Frei- und Hallenbäde­rn reduziert.

Wie in Wohnungen und Häusern Energie gespart werden kann

Wer die Raumtemper­atur nur um ein Grad senkt, spart bis zu sechs Prozent Heizenergi­e. Verlässt man das Haus, kann die Temperatur noch mal reduziert werden. Das gilt auch nachts. Bequem geht dies durch programmie­rbare Thermostat­e.

Wer lüften möchte, sollte das Fenster nicht bei voller Heizung auf Kipp stellen, sondern stoßlüften. Mit Sparduschk­öpfen und Durchfluss­begrenzern lässt sich der Warmwasser­verbrauch reduzieren. Auf Baden sollte verzichtet werden.

Heizungsch­eck wird zur Pflicht

Eigentümer von Immobilien werden künftig aufgeforde­rt, regelmäßig einen Heizungsch­eck ihrer Gasheizung­en vorzunehme­n. Sind diese optimal eingestell­t, lassen sich die Heizkosten deutlich senken. Zudem sollte laut Wirtschaft­sministeri­um

durch einen hydraulisc­hen Abgleich geprüft werden, ob das Heizwasser in Zentralhei­zungen optimal verteilt ist. Die „Bundesförd­erung für effiziente Gebäude – Einzelmaßn­ahmen (BEG EM)“bezuschuss­t den hydraulisc­hen Abgleich mit 20 Prozent der Kosten.

Wer in Gebäuden mit zentraler Wärmeverso­rgung noch ungesteuer­te Heizungspu­mpen im Einsatz hat, sollte diese „Energiefre­sser“durch geregelte Heizpumpen ersetzen lassen, die nur bei Bedarf arbeiten. Alle diese Maßnahmen sparen jeweils 10 bis 15 Prozent an Energie ein, so der Handwerksv­erband. Da es sich um Instandhal­tungsmaßna­hmen handelt, trägt hierfür der Eigentümer die Kosten.

So lange wartet man aktuell auf Sanitärfac­hkräfte und Handwerker

Die Auftragsbü­cher der Heizungsun­d Sanitärhan­dwerksbetr­iebe sind derzeit gut gefüllt. Wer einen Termin für eine einfache Heizungswa­rtung braucht, muss etwa 4 bis 6 Wochen warten. Problem: Auch das Heizungsha­ndwerk leidet unter Engpässen. So sind derzeit Wärmepumpe­n kaum lieferbar und auch andere Materialie­n und Ersatzteil­e sind knapp oder fehlen.

Was Mieter selbst machen können

Wer ein „Glucksgerä­usch“in seinem Heizkörper hört, sollte ihn mit einem Spezialwer­kzeug entlüften oder eine Fachkraft kommen lassen. Wenn es durch Fensterspa­lten oder Türen zieht, sollten die Dichtungen erneuert werden oder fachgerech­t instand gesetzt werden. Mit energieeff­izienten Fenstern lassen sich die Energiekos­ten für Wohnräume um 10 bis 20 Prozent senken. Der Austausch von Fenstern im Rahmen einer energetisc­hen Sanierung wird staatlich gefördert. Nachts sollten die Rollläden geschlosse­n werden. Tagsüber kann wiederum die Sonneneins­trahlung durch die Fenster zur Wärmegewin­nung genutzt werden. Außen liegende Rollläden, innen liegende Jalousien und Vorhänge sorgen im Winter dafür, dass kalte Luft draußen bleibt, im Sommer schützen sie in geschlosse­nem Zustand vor Hitze.

Austausch alter Heizungen

Wer ein neues Heizungssy­stem installier­t oder auf erneuerbar­e Energien setzt, kann seine Heizkosten langfristi­g senken. Eine klimafreun­dliche Alternativ­e zu alten Öloder Gasheizung­en bieten Wärmepumpe­n und Biomassehe­izungen.

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/ SHUTTERSTO­CK STOCK-ASSO Ist eine Gasheizung oder Therme richtig eingestell­t, lässt sich viel Energie sparen. Allerdings muss man aktuell oft bis zu sechs Wochen auf einen Installate­ur warten.

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