Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Thüringer Sozialkaufhäuser geraten immer stärker unter Druck
Die steigenden Preise für Energie stellen die Einrichtungen vor große Probleme. Tagesgeschäft läuft, die Spendenbereitschaft ist hoch, die Nachfrage ebenfalls
Erfurt. Es gibt eine hohe Spendenbereitschaft und viele Kunden: Eigentlich ist die Lage in den Thüringer Sozialkaufhäusern gut. Dennoch haben Betreiber Sorgenfalten auf der Stirn. „Bei dreifach steigenden Gaspreisen wissen wir nicht, wie wir künftig kostendeckend arbeiten sollen“, fasst Torsten Osburg von der organisatorischen Leitung der vier Sozialkaufhäuser „Inpetto“in Nordthüringen zusammen. Auch andere Sozialkaufhäuser sehen diese Entwicklung als bedrohliche Herausforderung.
Ein zusätzlicher Kostenfaktor sei mancherorts die Abfallentsorgung, sagt Juana Schons von der Thüringer Energie- und Green-tech-agentur Gmbh. Wenn die Kaufhäuser Sofas oder ganze Küchen annehmen, dann entlaste das die Entsorgungsbetriebe vor Ort. Allerdings gebe es immer wieder unverkäufliche Waren – und dann müssten die Sozialkaufhäuser die Kosten für die Entsorgung tragen. Für diese Fälle müssten zur Entlastung Lösungen gefunden werden, so die Forderung.
Juana Schons verweist auf ein in Nachbarland Hessen praktiziertes Beispiel: Dort erhalten die Kaufhäuser etwa für jedes wiederverkaufte Sofa eine Vergütung vom Landkreis, weil der jeweilige Einrichtungsgegenstand dann nicht als
Müll anfällt. So würden die Kaufhäuser finanziell entlastet. In einem Landkreis in Ostthüringen stellen die Entsorger einfach einen Container zur Verfügung, der dann kostenlos entsorgt werde.
Für das Problem der explodierenden Energiepreise ist jedoch noch keine Lösung in Sicht. „Eine Steigerung der Gaspreise wird viele hart treffen“, konstatiert Janin Maul, Leiterin des Sozialkaufhauses „Brauchbar“in Erfurt. Sozialkaufhäuser befänden sich in dieser Hinsicht in einer Art Zwickmühle: Ihr Ziel sei es, möglichst vielen Menschen Zugang zu Haushaltsartikeln und anderen Waren zu einem günstigen Preis zu ermöglichen. Gestiewürden, gene Betriebskosten könnten deshalb nicht einfach an die Kundschaft weitergegeben werden. Weil auch große Gegenstände wie Sofas oder Schrankwände angeboten
benötigen die Einrichtungen zudem viel Platz. So habe das größte „Inpetto“-kaufhaus in Mühlhausen eine Fläche von etwa 700 Quadratmetern. Das Gebäude sei eine ehemalige Reithalle. „Die zu erwartende Preisentwicklung ist für uns eine kleine Katastrophe“, sagt Osburg. Die Thüringer Energie- und Green-tech-agentur bietet Sozialkaufhäusern aber eine kostenlose Energieberatung und informiert über Fördermöglichkeiten.
Beim Tagesgeschäft ziehen die befragten Kaufhäuser eine durchaus positive Bilanz. „Wir haben gut zu tun“, fasst Maul die Lage für ihr Erfurter Kaufhaus „Brauchbar“zusammen. Ähnlich äußern sich auch
Vertreter des Sozialkaufhauses „Skawo“in Eisenberg, des Sozialkaufhauses „Möbilé“in Weimar und der Caritas Sozialkaufhäuser „Inpetto“. Die Spendenbereitschaft sei hoch, die Nachfrage auch.
Vereinzelt sei feststellbar, dass wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten auch Menschen die Sozialkaufhäuser nutzen, die normalerweise nicht zur Kundschaft gehören, hieß es. Besonders gefragt sei die sogenannte „Weiße Ware“wie Waschmaschinen oder Herde.
Wer Gegenstände spenden möchte, sollte darauf achten, dass die Waren sauber, funktionstüchtig und allgemein in einem wiederverkaufsfähigen Zustand sind.