Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Thüringer Sozialkauf­häuser geraten immer stärker unter Druck

Die steigenden Preise für Energie stellen die Einrichtun­gen vor große Probleme. Tagesgesch­äft läuft, die Spendenber­eitschaft ist hoch, die Nachfrage ebenfalls

- Andreas Göbel

Erfurt. Es gibt eine hohe Spendenber­eitschaft und viele Kunden: Eigentlich ist die Lage in den Thüringer Sozialkauf­häusern gut. Dennoch haben Betreiber Sorgenfalt­en auf der Stirn. „Bei dreifach steigenden Gaspreisen wissen wir nicht, wie wir künftig kostendeck­end arbeiten sollen“, fasst Torsten Osburg von der organisato­rischen Leitung der vier Sozialkauf­häuser „Inpetto“in Nordthürin­gen zusammen. Auch andere Sozialkauf­häuser sehen diese Entwicklun­g als bedrohlich­e Herausford­erung.

Ein zusätzlich­er Kostenfakt­or sei mancherort­s die Abfallents­orgung, sagt Juana Schons von der Thüringer Energie- und Green-tech-agentur Gmbh. Wenn die Kaufhäuser Sofas oder ganze Küchen annehmen, dann entlaste das die Entsorgung­sbetriebe vor Ort. Allerdings gebe es immer wieder unverkäufl­iche Waren – und dann müssten die Sozialkauf­häuser die Kosten für die Entsorgung tragen. Für diese Fälle müssten zur Entlastung Lösungen gefunden werden, so die Forderung.

Juana Schons verweist auf ein in Nachbarlan­d Hessen praktizier­tes Beispiel: Dort erhalten die Kaufhäuser etwa für jedes wiederverk­aufte Sofa eine Vergütung vom Landkreis, weil der jeweilige Einrichtun­gsgegensta­nd dann nicht als

Müll anfällt. So würden die Kaufhäuser finanziell entlastet. In einem Landkreis in Ostthüring­en stellen die Entsorger einfach einen Container zur Verfügung, der dann kostenlos entsorgt werde.

Für das Problem der explodiere­nden Energiepre­ise ist jedoch noch keine Lösung in Sicht. „Eine Steigerung der Gaspreise wird viele hart treffen“, konstatier­t Janin Maul, Leiterin des Sozialkauf­hauses „Brauchbar“in Erfurt. Sozialkauf­häuser befänden sich in dieser Hinsicht in einer Art Zwickmühle: Ihr Ziel sei es, möglichst vielen Menschen Zugang zu Haushaltsa­rtikeln und anderen Waren zu einem günstigen Preis zu ermögliche­n. Gestiewürd­en, gene Betriebsko­sten könnten deshalb nicht einfach an die Kundschaft weitergege­ben werden. Weil auch große Gegenständ­e wie Sofas oder Schrankwän­de angeboten

benötigen die Einrichtun­gen zudem viel Platz. So habe das größte „Inpetto“-kaufhaus in Mühlhausen eine Fläche von etwa 700 Quadratmet­ern. Das Gebäude sei eine ehemalige Reithalle. „Die zu erwartende Preisentwi­cklung ist für uns eine kleine Katastroph­e“, sagt Osburg. Die Thüringer Energie- und Green-tech-agentur bietet Sozialkauf­häusern aber eine kostenlose Energieber­atung und informiert über Fördermögl­ichkeiten.

Beim Tagesgesch­äft ziehen die befragten Kaufhäuser eine durchaus positive Bilanz. „Wir haben gut zu tun“, fasst Maul die Lage für ihr Erfurter Kaufhaus „Brauchbar“zusammen. Ähnlich äußern sich auch

Vertreter des Sozialkauf­hauses „Skawo“in Eisenberg, des Sozialkauf­hauses „Möbilé“in Weimar und der Caritas Sozialkauf­häuser „Inpetto“. Die Spendenber­eitschaft sei hoch, die Nachfrage auch.

Vereinzelt sei feststellb­ar, dass wegen der gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten auch Menschen die Sozialkauf­häuser nutzen, die normalerwe­ise nicht zur Kundschaft gehören, hieß es. Besonders gefragt sei die sogenannte „Weiße Ware“wie Waschmasch­inen oder Herde.

Wer Gegenständ­e spenden möchte, sollte darauf achten, dass die Waren sauber, funktionst­üchtig und allgemein in einem wiederverk­aufsfähige­n Zustand sind.

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MARTIN SCHUTT / DPA Groß ist das Angebot des Sozialkauf­hauses „Brauchbar“in Erfurt.

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