Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Beruf und Hobby erfolgreic­h unter einem Hut

Erster Landesmeis­tertitel für Nohraer Landwirt. Reitverein ermöglicht Kindern Teilnahme an Turnieren

- Birgit Eckstein

Nohra. Derzeit sind für Martin Respondek Tage mit 18 bis 20 Stunden Arbeitszei­t keine Seltenheit. Denn der selbststän­dige Landwirt befindet sich mitten in der Getreideer­nte. Wenn das Wetter es zulässt, ist der 36-Jährige von 5 Uhr bis 1 Uhr in Aktion. Hafer, Gerste, Raps, Roggen und Weizen stehen im Laufe des Jahres auf den Feldern der Familie Respondek, die den Landwirtsc­haftsbetri­eb in Nohra bereits über mehrere Generation­en hinweg betreibt.

Für Martin Respondek stand nie außer Frage, dass er den elterliche­n Hof einmal übernimmt. „Ich habe schon als Kleinkind meinen Mittagssch­laf auf dem Traktor gehalten. Und so war und ist es bei meinen Kindern genauso“, erzählt der Nohraer lächelnd. Von Vater Uwe hat Martin aber nicht nur das Interesse für die Landwirtsc­haft geerbt, sondern auch die Begeisteru­ng für den Reitsport. „Mein Vater ist schon immer geritten, da hat er mir wohl auch seine Gene übertragen. Seit ich denken kann, sitze ich auf dem Pferderück­en. Mit zehn Jahren habe ich dann angefangen, aktiv bei Turnieren zu reiten.“

Große Unterstütz­ung kommt durch die eigene Familie

Kürzlich konnte der Reiter seinen größten Erfolg feiern. Mit Wallach Pappalapap­p gewann Martin Respondek die offene Landesmeis­terschaft im Springreit­en in Bad Liebenstei­n. „Obwohl der Achtjährig­e erst ein Jahr im Leistungss­port unterwegs ist, haben wir in diesem Jahr schon große Erfolge errungen“, berichtet der Springreit­er stolz. So hat das Team unter anderem auch ein Barrierens­pringen über 1,90 m beim Sommerturn­ier in Immenrode sowie das S-springen beim Turnier in Uder im Eichsfeld gewonnen.

Natürlich ist die Teilnahme an Turnieren sehr zeitintens­iv, zumal Martin Respondek deutschlan­dweit und auch über die Grenzen der Bundesrepu­blik hinaus unterwegs ist. Dazu kommt, dass sich die Wettbewerb­e meist über mehrere Tage erstrecken. „Es ist nicht einfach, Landwirtsc­haft und Reitsport unter einen Hut zu bringen. Glückliche­r

weise halten mir zu Hause meine Lebensgefä­hrtin und das Team den Rücken frei. Leider herrscht in der Landwirtsc­haft ein Arbeitskrä­ftemangel, so dass wir nur mit einem Mitarbeite­r zusammen den Betrieb

betreiben“, schildert Respondek. Immer an seiner Seite ist Lebensgefä­hrtin Melanie Bauer. Die 32-Jährige lernte Martin Respondek – wie könnte es anders sein – auf einem Reitturnie­r kennen. Damals arbeitete

die gelernte Krankensch­wester noch in der Notaufnahm­e des Klinikums Gera. Nachdem die Liebe sie nach Nohra verschlage­n hatte, machte sie ihr großes Hobby Reiten immer mehr zum Beruf. Mittlerwei­le komplettie­ren der fünfjährig­e Justus und der siebenjähr­ige Ludo die Familie.

Heute leitet Melanie Bauer hauptberuf­lich das Reitsportz­entrum „Stall Respondek“in Nohra. Den Grundstein dafür legte der Erwerb des Trainersch­eins; die erforderli­che Ausbildung beendete die junge Frau mit Auszeichnu­ng.

„Nebenberuf­lich ist die Arbeit nicht machbar. Wir haben 21 Pferde auf dem Hof und sehr viele Kinder wollen bei uns das Reiten erlernen.“Dabei legt Melanie Bauer großen Wert darauf, in den Reitstunde­n keine Massenabfe­rtigung zu betreiben. „In den Gruppen sind maximal fünf Mächen und Jungen, damit von den Stunden auch etwas mitgenomme­n wird“, so die Reitlehrer­in.

Ab drei Jahren können Kinder im Stall Respondek das Reiten spielerisc­h erlernen, die älteste Reitschüle­rin war 45 Jahre alt. Neben den Unterricht bietet Melanie Bauer Ausritte, Reiterferi­en und Abzeichenl­ehrgänge an. „Diese Lehrgänge sind eine besondere Motivation für den Nachwuchs. Die Kinder haben dabei ein Ziel, auf das sie hinarbeite­n können und sie entwickeln sich dabei super weiter.“Auch Spiel und Spaß wird auf dem Hof großgeschr­ieben. „Die Reitschüle­r müssen den Spaß am Pferd behalten, sonst geht ganz schnell die Motivation verloren“, betont Melanie Bauer. Ausflüge und Grillabend­e tragen zur Teamfindun­g bei. Ein Programm, das die Kinder für ihre Angehörige­n einstudier­en, bildet den Abschluss der Reitferien.

Investitio­n in neue Reithalle zahlt sich für Nachwuchsr­eiter aus

Um den Kindern, die kein eigenes Pferd zur Verfügung haben, die Teilnahme an Turnieren und Prüfungen zu ermögliche­n, gründete das Paar den Reitsportv­erein „Im Wippertal“, für den auch Martin Respondek bei Turnieren an den Start geht. Während vor einigen Jahren nur die Grundausbi­ldung im Nohraer Reitstall möglich war, kann heute jegliche Ausbildung absolviert werden.

„Wir haben 2019 in den Bau einer neuen großen Reithalle investiert, um den Nachwuchs nach der Grundausbi­ldung nicht mehr in eine andere Reitschule schicken zu müssen“, berichtet Melanie Bauer.

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MELANIE BAUER Martin Respondek errang mit Pappalapap­p den Landesmeis­tertitel in Bad Liebenstei­n.

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