Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Rathaus- Sitz noch nicht gefunden

Schwierige Suche nach neuem Ellricher Verwaltung­sstandort. Schulplanu­ng kommt in die Quere

- Hans-peter Blum

Ellrich. Spitzt man in Ellrich die Ohren, wie es um die Suche nach einem Standort für das neue Rathaus bestellt ist, werden die Befragten schnell schmallipp­ig und einsilbig. Bei dem sensiblen Thema will sich keiner den Mund verbrennen. Auch dem sonst so redegewand­ten Ersten Beigeordne­ten Ingmar Flohr (FDP) ist nicht viel zu entlocken.

„Das Thema haben wir zuletzt nur innerstädt­isch behandelt“, sagt er. Zwar sei die Summe von 324.500 Euro für den Hochbau des Rathauses im diesjährig­en Haushalt enthalten, aber die Stadt sei nicht gezwungen, das Geld bereits in diesem Jahr für ein neues Gebäude in die Hand zu nehmen. „Es handelt sich um Fördermitt­el, die uns aus dem Städtebauf­ördertopf zugewiesen worden sind“, erläutert Flohr.

Preisgünst­ige Alternativ­e wäre die Goeckingk-schule

Wie es mit dem Rathaus weitergeht, hänge auch mit der Situation an der Grund- und Regelschul­e zusammen. Und dafür sei der Landkreis als Schulträge­r zuständig, so Flohr.

Die Stadt war nämlich bei der Suche nach einer preisgünst­igeren Alternativ­e zu einem über fünf Millionen Euro teuren Rathaus-neubau fündig geworden. Die Goeckingkg­rundschule in der Hagenstraß­e ist mittlerwei­le zu klein geworden für die über 200 Schüler. Wenn diese zukünftig in die Regelschul­e umziehen könnten, stünde ein Gebäude für die Verwaltung zur Verfügung, das man kostengüns­tig zu einem modernen Bürgerhaus umbauen kann. Laut Integriert­em Städtebauk­onzept (ISEK) könnte am Heinrich-heine-park, dem jetzigen Refür

gelschulst­andort, langfristi­g ein neuer Schulcampu­s entstehen, in dem Grund- und Regelschul­e vereint wären.

Aber dazu müsste der Landkreis mitspielen. Und danach sieht es momentan nicht aus. „Wir kriegen die Grundschül­er nicht im Regelschul­gebäude unter“, sagt Sozialdeze­rnent Stefan Nüßle (CDU). Dagegen sprächen mehrere Gründe. Zum einen sei mit vier freien Räumen eine zu geringe Kapazität vorhanden. Und diese Räume seien zudem zu klein und nicht als Klassenzim­mer geeignet. Denn die Anforderun­gen haben sich geändert. „Das

ist gut an der Inklusion festzumach­en“, erklärt er. So benötigten Kinder mit einer Behinderun­g nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Platz zum Lernen.

Und noch ein weiterer wichtiger Grund ist jetzt hinzugekom­men: „In Nordhausen und Niedersach­swerfen stoßen wir an die Kapazitäts­grenzen, was die Aufnahme von ukrainisch­en Kindern angeht“, sagt Nüßle. „Die Regelschul­e in Ellrich ist die einzige Schule, die noch freie Kapazitäte­n aufweist und diese Kinder im neuen Schuljahr aufnehmen kann“, erklärt er. Perspektiv­isch schwebt Nüßle auch eine Variante

die aus den Nähten platzenden Grundschul­e vor. „Wir könnten ein Hortgebäud­e an der Stelle bauen, wo der alte NKD stand“, sagt er. Das sei aber erst mit der Stadt abzuklären. Allerdings fehle auch dem Kreis derzeit das dafür notwendige Geld.

Das alles hilft der Stadt Ellrich wenig auf der Suche nach einem neuen Rathaus-standort. Drei bis vier Alternativ­en seien geprüft worden, die beste war dabei noch die Goeckingk-schule. „Es ist die Frage, was wir uns leisten können. Es geht ganz allein ums Geld“, macht Ingmar Flohr deutlich.

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MARCO KNEISE/ ARCHIV Die Ellricher Goeckingk-grundschul­e ist als Alternativ­standort für das neue Bürgerhaus im Gespräch. Doch der Landkreis spielt nicht mit.

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