Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Rathaus- Sitz noch nicht gefunden
Schwierige Suche nach neuem Ellricher Verwaltungsstandort. Schulplanung kommt in die Quere
Ellrich. Spitzt man in Ellrich die Ohren, wie es um die Suche nach einem Standort für das neue Rathaus bestellt ist, werden die Befragten schnell schmallippig und einsilbig. Bei dem sensiblen Thema will sich keiner den Mund verbrennen. Auch dem sonst so redegewandten Ersten Beigeordneten Ingmar Flohr (FDP) ist nicht viel zu entlocken.
„Das Thema haben wir zuletzt nur innerstädtisch behandelt“, sagt er. Zwar sei die Summe von 324.500 Euro für den Hochbau des Rathauses im diesjährigen Haushalt enthalten, aber die Stadt sei nicht gezwungen, das Geld bereits in diesem Jahr für ein neues Gebäude in die Hand zu nehmen. „Es handelt sich um Fördermittel, die uns aus dem Städtebaufördertopf zugewiesen worden sind“, erläutert Flohr.
Preisgünstige Alternative wäre die Goeckingk-schule
Wie es mit dem Rathaus weitergeht, hänge auch mit der Situation an der Grund- und Regelschule zusammen. Und dafür sei der Landkreis als Schulträger zuständig, so Flohr.
Die Stadt war nämlich bei der Suche nach einer preisgünstigeren Alternative zu einem über fünf Millionen Euro teuren Rathaus-neubau fündig geworden. Die Goeckingkgrundschule in der Hagenstraße ist mittlerweile zu klein geworden für die über 200 Schüler. Wenn diese zukünftig in die Regelschule umziehen könnten, stünde ein Gebäude für die Verwaltung zur Verfügung, das man kostengünstig zu einem modernen Bürgerhaus umbauen kann. Laut Integriertem Städtebaukonzept (ISEK) könnte am Heinrich-heine-park, dem jetzigen Refür
gelschulstandort, langfristig ein neuer Schulcampus entstehen, in dem Grund- und Regelschule vereint wären.
Aber dazu müsste der Landkreis mitspielen. Und danach sieht es momentan nicht aus. „Wir kriegen die Grundschüler nicht im Regelschulgebäude unter“, sagt Sozialdezernent Stefan Nüßle (CDU). Dagegen sprächen mehrere Gründe. Zum einen sei mit vier freien Räumen eine zu geringe Kapazität vorhanden. Und diese Räume seien zudem zu klein und nicht als Klassenzimmer geeignet. Denn die Anforderungen haben sich geändert. „Das
ist gut an der Inklusion festzumachen“, erklärt er. So benötigten Kinder mit einer Behinderung nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Platz zum Lernen.
Und noch ein weiterer wichtiger Grund ist jetzt hinzugekommen: „In Nordhausen und Niedersachswerfen stoßen wir an die Kapazitätsgrenzen, was die Aufnahme von ukrainischen Kindern angeht“, sagt Nüßle. „Die Regelschule in Ellrich ist die einzige Schule, die noch freie Kapazitäten aufweist und diese Kinder im neuen Schuljahr aufnehmen kann“, erklärt er. Perspektivisch schwebt Nüßle auch eine Variante
die aus den Nähten platzenden Grundschule vor. „Wir könnten ein Hortgebäude an der Stelle bauen, wo der alte NKD stand“, sagt er. Das sei aber erst mit der Stadt abzuklären. Allerdings fehle auch dem Kreis derzeit das dafür notwendige Geld.
Das alles hilft der Stadt Ellrich wenig auf der Suche nach einem neuen Rathaus-standort. Drei bis vier Alternativen seien geprüft worden, die beste war dabei noch die Goeckingk-schule. „Es ist die Frage, was wir uns leisten können. Es geht ganz allein ums Geld“, macht Ingmar Flohr deutlich.