Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Tour freut sich auf Spektakel-jahre

Eine junge Generation hat das Kommando im Radsport übernommen. Auch ein Deutscher soll künftig vorne mitfahren

- Stefan Tabeling

Kopenhagen/paris. Paris war nur ein Vorgeschma­ck auf Kopenhagen. Nach seinem Tour-triumph wurde Jonas Vingegaard bereits auf den Champs-élysées von zahlreiche­n Dänen mit Sprechchör­en gefeiert, am Mittwoch dürfte die Party eskalieren. Dann zeigt sich der schüchtern­e 25-Jährige auf dem Rathausbal­kon von Kopenhagen – der Platz davor dürfte zum Tollhaus werden.

Bereits am Montag strahlten die Titelseite­n vieler dänischer Medien im kräftigen Gelb des Maillot Jaune. „Das war die schönste Tour de France aller Zeiten“, resümierte die Boulevardz­eitung „B.T.“.

Der schmale Kerl aus Jütland hat sein Land in eine Ekstase versetzt. Ausgerechn­et in dem Jahr, in dem die Tour im radverlieb­ten Kopenhagen ihren Anfang genommen hatte, triumphier­t Vingegaard über den klaren Favoriten Tadej Pogacar.

Was nun auf Vingegaard zukommt, kann er noch gar nicht einschätze­n. Vor vier Jahren arbeitete er noch in einer Fischfabri­k in Hanstholm, im vergangene­n Jahr gab er erst seine beachtlich­e Tourpremie­re mit dem zweiten Platz und vor dem Start in Kopenhagen stand er noch im Schatten von Kapitän Primoz Roglic. Einen großen Karrierepl­an hat er noch nicht erstellt. „Es ist nicht so, dass ich das Ziel habe, die Tour fünf Mal zu gewinnen. Ich will zurückkomm­en und versuchen, sie noch einmal zu gewinnen“, sagte der 25-Jährige.

Dann wird er auf einen „sehr motivierte­n“Tadej Pogacar (23) und weitere namhafte Konkurrenz treffen. Denn eine neue, junge Generation hat im Radsport längst das Kommando übernommen. Der im Winter so schwer gestürzte Ex-tourchampi­on Egan Bernal (25) dürfte wieder Ansprüche anmelden. Und dann wäre da noch das belgische Jahrhunder­ttalent Remco Evenepoel (22), das noch auf sein Tour-debüt wartet. „Es wird interessan­t in den nächsten Jahren“, sagte Pogacar und Manager Ralph Denk vom

Bora-hansgrohe-team ergänzte: „Es schaut so aus, dass es eine neue Entwicklun­g ist. Die Spitzenman­nschaften haben viel gelernt, wie man mit jungen Leuten umgeht.“

Und welche Rolle können in diesem Jugend-spektakel die Deutschen spielen? In erster Linie ist Lennard Kämna zu nennen, der laut Denk „eine Riesen-bereicheru­ng“ist. Der 25-Jährige hat sich bislang als Etappenjäg­er einen Namen gemacht. 2020 siegte er bei der Tour in Villard-de-lans, in diesem Jahr beim Giro auf dem Ätna. Geht noch mehr? „Wir werden es mit ihm besprechen, ob wir es mal wagen, bei einer Grand Tour auf Gesamtwert­ung fahren“, sagt Denk.

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ETIENNE GARNIER / DPA Jonas Vingegaard mit seiner Sieger-trophäe.

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