Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Der „Handball-kaiser“wird 70
Heiner Brand wurde als Spieler und Trainer Weltmeister. Von seinem Sport nimmt er etwas Abstand
Gummersbach. Heiner Brand wird an seinem runden Ehrentag viele Glückwünsche erhalten, mit einem Gruß aus dem Schloss Bellevue hat er wohl nicht gerechnet: Doch Bundespräsident Frank-walter Steinmeier lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen, um den deutschen „Handball-kaiser“anlässlich des 70. Geburtstags an diesem Dienstag zu würdigen. „Nur wenige Menschen haben den deutschen Handball so stark geprägt wie Sie. Als Spieler und Trainer haben Sie Handballgeschichte geschrieben“, schreibt Steinmeier an Brand, der sich „bei allem Ruhm und bei aller Popularität stets treu geblieben“sei. „Niemals haben Sie vergessen, dass man nur dann ganz nach oben kommt, wenn man den Weg nicht alleine geht“, sagt Steinmeier.
Seinen Ehrentag feiert Brand mit seinen Liebsten, „im Kreise der Familie, mit meinen Kindern und Enkelkindern“, wie er verrät. „Ich hatte mal eine größere Feier in Erwägung gezogen, aber davon bin ich wieder abgekommen. Vielleicht hole ich einige Sachen nach“, sagt Brand. Vielleicht aber auch nicht.
Der Mann mit dem legendären Walross-schnauzbart, Weltmeister als Spieler und Trainer, das Gesicht seiner Sportart, zieht sich immer mehr ins Private zurück, und so müssen auch die alten Weggefährten warten, um persönlich zu gratulieren, denn „der Handball“, sagt Brand, „steht bei mir nicht mehr im Vordergrund. Er läuft so mit.“
Mit seinem Leben als „Pensionär“ist Brand „sehr zufrieden“, er muss nicht mehr als Tv-experte jedes Spiel begleiten, zurück auf die Trainerbank zieht es ihn ohnehin nicht mehr. Er genießt die Zeit mit der Familie und versucht, jeden Tag ein wenig Sport zu treiben. Zudem hält Brand Vorträge über Teambuilding, Führung und Motivation bei Unternehmen. Ansonsten „lese ich viel, vor allem Thriller“.
Und dennoch ist und bleibt sein Leben für immer mit dem Handball verbunden. Mit sieben Jahren trat Brand dem VFL Gummersbach bei und verbrachte dort seine gesamte aktive Spielerzeit. Danach folgten Trainerstationen bei seinem Heimatverein und bei der deutschen Nationalmannschaft, die er von 1997 bis 2011 betreute.
Zu seinen persönlichen Highlights zählt der Wm-sieg von 2007. „Der ist immer präsent. Diese Begeisterung, die das ausgelöst hat, war einmalig“, sagt Brand. Aber es gebe noch „viele weitere besondere Momente“, dazu zähle quasi jede Wm-teilnahme – darunter natürlich auch der Titelgewinn als Spieler 1978. Die Trainerlaufbahn hatte Brand damals noch gar nicht im Blick, und selbst nach dem Ende seiner Spielerkarriere hatte er zunächst etwas anderes geplant.
„Ich hatte mein Studium absolviert und wollte eigentlich Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer werden“, erzählt Brand, der eigentlich nur als Jugendtrainer weitermachen wollte: „Doch ich bin dann direkt nach meiner aktiven Karriere als Co-trainer mit zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles geflogen und bin dann da so reingerutscht.“
Für seinen Ehrentag hat Brand keinen speziellen Wunsch. Gesundheit sei in seinem Alter jetzt das „oberste Ziel“. Man müsse nun „mehr aufpassen und bewusster leben“, sagt er, „aber Angst vor dem Alter habe ich keine“.