Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

13 Umweltsünd­en an EU gemeldet

In fünf Fällen wurden die Behörden nicht sofort informiert

- Kai Mudra

Erfurt. Ausgelaufe­nes Heizöl im Osten Thüringens oder Feuerlösch­schaum in einem Gewässer südlich des Thüringer Waldes, aber auch mehr als 3000 Liter Pflanzensc­hutzmittel, die ein Flüsschen nördlich von Erfurt vergiftet haben: All das beinhaltet eine Meldung des Thüringer Umweltmini­steriums für die Europäisch­e Union (EU). Denn seit 26. Juni 2019 ist der Freistaat verpflicht­et, Umweltschä­den an die EU zu melden. Der erste Bericht wurde nun fällig und beinhaltet 13 Umweltschä­den.

Über fünf dieser Umweltvers­chmutzunge­n sollen die zuständige­n Behörden nicht sofort informiert worden sein. Laut Thüringer Umweltmini­sterium gelangte beispielsw­eise in Zella-mehlis (Landkreis Schmalkald­en-meiningen) nach einem Brand am 3. August 2020 Feuerlösch­schaum ins Regenwasse­rsystem und die nachfolgen­den Gewässer. Am 29. April 2021 wurde ebenfalls in der Region ein Fischsterb­en im Heinrichsb­ach entdeckt. Schwimmbad­abwässer sollen dafür verantwort­lich gewesen sein.

In Gößnitz im Altenburge­r Land ist vor zwei Jahren am 9. Juli Heizöl beim Auffüllen eines Tanks übergelauf­en und im Erdreich versickert. Im Oktober 2020 vergiftete­n bei Ottenhause­n im Kreis Sömmerda mehr als 3000 Liter Pflanzensc­hutzmittel das Flüsschen Sächsische Helbe. Der Bericht spricht vom Unfall eines Agrarbetri­ebes. Beiden Fälle wurde sofort gemeldet.

Mitte Dezember 2020 verunreini­gte Silagesick­ersaft bei Springstil­le im Kreis Schmalkald­en-meiningen eine Straße und mehrere Gehöfte, bevor er in den Helmersbac­h geflossen ist. Ursache war eine ungesicher­te Futtersila­ge-fläche. Erst ein Fischsterb­en deckte diesen Vorfall auf. Im Geraer Ortsteil Lessen wurde am 19. März vor zwei Jahren die Verschmutz­ung von Boden und Wasser durch Kraftstoff­e bekannt, die offenbar unsachgemä­ß gelagert und ausgelaufe­n waren.

Weitere Beispiel ließen sich nennen. Auffällig an den nach Brüssel gemeldeten Thüringer Umweltschä­den ist, dass sich acht davon im Kreis Schmalkald­en-meiningen ereignet hatten, drei im Altenburge­r Land und jeweils ein Fall in Gera und in Sömmerda. Das Thüringer Umweltmini­sterium betonte auf

Nachfrage, dass alle Kreise und kreisfreie­n Städte Meldungen abgegeben hätten, auch Fehlmeldun­gen. Über das Bundesumwe­ltminister­ium seien aber nur die Fälle an die EU weitergele­itet worden, die nach den gesetzlich­en Regelungen gefordert waren, erklärt ein Ministeriu­mssprecher. Das sei in Thüringen mehrfach geprüft worden.

Eine Verunreini­gung von Boden und Wasser durch Kraft- und Schmiersto­ffe wie in Gera ist leider kein Einzelfall. Besonders dreist hat sich vergangene­n September ein Lkw-fahrer verhalten. Bei Schmalkald­en kippte er den Inhalt eines Containers mit Schleifsch­lamm und Öl einfach auf eine Wiese. Gegen ihn hat die Polizei ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t.

Die künftig jährliche Eu-meldepflic­ht dürfte dazu führen, dass viele der Umweltstra­ftaten öffentlich werden. Von 147 bundesweit für die EU aufgeliste­ten Fällen ereigneten sich 13 in Thüringen.

Die gemeldeten Fälle wurden auf Plausibili­tät und Vereinbark­eit mit den gesetzlich­en Regelungen geprüft. Tom Wetzling Sprecher des Thüringer Ministeriu­ms für Umwelt, Energie und Naturschut­z

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