Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Testfeld an der Kalihalde in Sollstedt ist fertiggestellt
Projekt der Nordhäuser Hochschule: Sechs regionale Partner forschen gemeinsam an einer alternativen Lösung zur Klärschlammverbrennung
Sollstedt. Sechs regionale Verbundpartner forschen gemeinsam an einer alternativen Lösung zur Klärschlammverbrennung, berichtet Tina Bergknapp, Sprecherin der Nordhäuser Hochschule. Mit dem Produkt Carbo-mass soll ein regionaler Ansatz verfolgt werden, der den Kohlendioxid-ausstoß in die Atmosphäre minimieren, Gebühren senken und zugleich die Kalihalden attraktiver und grundwasserschonender gestalten soll.
Mit der Novellierung der Klärschlammverordnung ist ab dem Jahr 2029 die bisher praktizierte bodenbezogene Klärschlammverwertung nur noch stark eingeschränkt möglich. Die Verordnung will somit den Schadstoffeintrag in die Landwirtschaft verringern und über innovative Verfahren den wertgebenden Bestandteil Phosphor in einen Wirtschaftskreislauf rückführen.
Aktuell prüfen bundesweit die Abwasserzweckverbände, welche Wege sie nun zukünftig bei der Klärschlammverwertung gehen wollen. Bisher herrscht oft noch Unentschlossenheit, doch der Trend geht Richtung Verbrennung. Im Südharz setzen die sechs Verbundpartner Hochschule Nordhausen, Wasserverband Südharz, Abwasserzweckverband Bode-wipper, IMM Sollstedt, die Landgemeinde Bleicherode und der Landkreis auf die Pyrolyse von Klärschlamm als Alternative
zur Klärschlammverbrennung. Als vorteilhaft zeigt sich hier vor allem die Kohlenstoffbindung im Produkt. Während bei der Verbrennung von Klärschlamm Kohlendioxid in die Atmosphäre ausgestoßen wird, kann mit der Pyrolyse ein echter Beitrag zur Kohlendioxid-minimierung geleistet werden.
Forschung geplant in den nächsten zwei Jahren
Als Endprodukt entsteht durch Mischung mit biogenen Reststoffen ein Bodenersatzstoff mit dem Namen „Carbo-mass“, bei dem die zukünftig geforderte Phosphorrückgewinnung entfällt. „Carbo-mass soll für die Rekultivierung von Kalihalden
eingesetzt werden und schafft aufgrund seiner positiven Eigenschaften die Voraussetzungen für ein gutes Pflanzenwachstum“, erklärt Projektleiterin Uta Breuer. Ob dem so ist, soll unter realen Bedingungen auf einer Testfläche an der Kalihalde bei Sollstedt wissenschaftlich untersucht werden.
Bis Mitte 2024 begleitet das Verbundteam um Projektkoordinatorin Anja Schreiber die Herstellung des Bodenersatzstoffs und dessen Einsatz auf der Testfläche. Eigens hierfür wird am Standort der Kläranlage Bleicherode eine Pilot-pyrolyseanlage mit einem Durchsatz von 200 Jahrestonnen getrockneten Klärschlamms errichtet.