Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Im Park Hohenrode steht nun ein gekürter Champion
Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft würdigt einen Spitz-ahorn als Rekordbaum
Nordhausen. Eike Jablonski ist begeistert. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) steht der Luxemburger am Dienstag im Park Hohenrode und nimmt das Areal in Augenschein.
„Es ist ein Kleinod für Nordhausen“, schwärmt er. Der Baumbestand und die Artenvielfalt seien bemerkenswert. Natürlich entgehen dem fachkundigen Auge des Ddgpräsidenten auch nicht die Spuren der Trockenheit an Flora und Fauna des Parks. Dennoch lobt er insgesamt die Gestaltung des Areals und die engagierte Arbeit des 600 Mitglieder umfassenden Fördervereins.
Ein Baum rückt an diesem Tag besonders in den Mittelpunkt des Geschehens: ein Exemplar des Geschlitzblättrigen Spitz-ahorns. Ihn hat die DDG als Rekordbaum, als Champion Tree, auserkoren. Dahinter verbirgt sich eine im Sommer 2009 ins Leben gerufene Aktion der DDG und der Gesellschaft Deutsches Arboretum (GDA).
„Rekordbäume – Champion Trees in Deutschland“hat es sich zum Ziel gemacht, zur Wertschätzung alter und starker Bäume beizutragen und das Bewusstsein über die Bedeutung der Bäume zu stärken. Dazu wird am Internationalen Tag des Baumes am 25. April ein bestimmter Baum als „Champion Tree des Jahres“besonders gewürdigt.
Baumfreunde halten fünftägige Fachtagung in Gotha ab
Hierbei handelt es sich um das stärkste derzeit bekannte Exemplar einer Baumart. Zusätzlich kürt die DDG in einer der Anlagen, die sie bei der Jahrestagung aussucht, einen weiteren Rekordbaum.
In diesem Jahr sind knapp 70 Teilnehmer aus ganz Deutschland zur fünftägigen Fachtagung nach Gotha angereist. „Von dort aus unternehmen wir verschiedene Expeditionen“,
erzählt Vizepräsident Mirko Liesegang. 50 von ihnen wohnen der Kürung des Rekordbaumes am Dienstag in Nordhausen bei. Eine kleine Tafel wird feierlich enthüllt, auf der alle wichtigen Fakten festgehalten sind. Eike Jablonski würdigt den 150 Jahre alten Geschlitztblättrigen Spitz-ahorn in Hohenrode als „stärkstes Exemplar, das wir kennen“. Der bedeutende Baum sei in Polen oder auch in Belgien zu finden und habe eine große und mächtige Krone. Er hat in 1,3 Metern Höhe einen Stammumfang von 283 Zentimetern.
Tom Landsiedel, Vorsitzender der Bürgerstiftung vom Park Hohenrode, findet ebenfalls deutliche Worte: „Wir sind stolz auf jeden Baum hier, aber auf diesen nun noch mehr.“Ähnlich sieht das Fördervereinsvorsitzende Hannelore Haase. „Wir sind froh, dass sie dieses Exemplar gewürdigt haben und sind sehr stolz darauf“, betont sie. Nicht nur wegen seiner Besonderheiten
hat die DDG den Ahorn ausgewählt. Auch die historische Verbindung zum Park spielte bei der Entscheidung eine Rolle.
Fritz Kneiff war jahrelang Bilderwart bei den Dendrologen
„Uns gibt es schon seit 130 Jahren. Wir haben deutschlandweit etwa 1230 Mitglieder“, gewährt Eike Jablonski einen Einblick. Den Baum habe Parkbegründer Carl Kneiff gepflanzt, sein Sohn Fritz war Bilderwart in der DDG.
Viele der Mitglieder sind noch nie zuvor in Nordhausen gewesen. „Wir wollen sie dazu animieren, wiederzukommen“, betont Vizepräsident Mirko Liesegang. So wie Rudolf Schröder. Der ehemalige technische Leiter des Botanischen Gartens in Dresden ist nicht das erste Mal in der Rolandstadt. „1951 bin ich das erste Mal mit dem Fahrrad hiergewesen“, berichtet der fast 90Jährige. Damals sei der Champion noch kleiner als jetzt gewesen.