Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Grenzbahnhof und Bauhaus-erbe
Thürin9ge€n mit Bus und Bahn Probstzella am südlichen Rand von Thüringen vermittelt spannende Einblicke in die Thüringer Kunst- und Teilungsgeschichte
Probstzella. Es ist nicht der allernächste Weg – aber gerade deshalb lohnt sich die Tour mit dem 9-Euroticket. Probstzella an Thüringens Südgrenze lag während der 40-jährigen deutschen Teilung im unmittelbaren Grenzgebiet – als Nichtortsansässiger brauchte man zu Ddr-zeiten schon einen guten Grund, um hier auszusteigen.
Den hat man heute allemal. Nicht nur des DDR- und Grenz-bahnhofmuseums wegen, das im Bahnhofsgebäude über Schikanen bei der Ein- und Ausreise sowie Fluchtversuche informiert. Das ist zwar gerade wegen Umbau geschlossen.
Außerhalb des Museums gibt es aber Informationen, die Schüler der Gräfenthaler Regelschule „Christoph von Pappenheim“zusammengetragen haben. Aus Zeitzeugengesprächen und Ortsbegehungen entstanden mehrere interessante Hörbeiträge zum Alltagsleben im Grenzort. Am Bahnhof startet auch eine schöne Rundwanderung, die Probstzella mit dem bayerischen Lauenstein verbindet.
Und wenn man schon einmal vor Ort ist, und weil man ja dann auch etwas Zeit braucht, sollte man unbedingt Station im Bauhaus-hotel machen. In den 1920er Jahren ließ der sozialen Ideen verbundene Strom-unternehmer Franz Itting für seine Arbeiter nicht nur Wohnungen, sondern auch besagtes Haus des Volkes bauen. Architekt war Alfred Arndt, der am Bauhaus lernte, was man dem stattlichen Gebäude ansieht. Von privaten Besitzern aufwendig saniert, ist es seit 2008 Herberge mit Restaurant und Café sowie interessanten Ausstellungen und Erinnerungen.
Mit der Klub-karte Ihrer Zeitung können Sie übrigens das Franz-itting-museum in Probstzella vergünstigt besuchen. Der Journalist Roman Grafe hat das Leben und Wirken Ittings seit 1990 recherchiert und dokumentiert. Das Museum gestaltete er im Auftrag der Gemeinde Probstzella.