Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Hinrichtungswelle rollt durch den Iran
Schon hunderte Exekutionen seit Beginn dieses Jahres
Teheran/berlin. Amnesty International und eine weitere Menschenrechtsorganisation haben eine „Hinrichtungswelle“im Iran angeprangert. Im ersten Halbjahr 2022 hätten Irans Behörden „mindestens einen Menschen pro Tag hingerichtet“, kritisierte die bei Amnesty für den Nahen Osten zuständige Diana Eltahawy. Einer gemeinsamen Erklärung von Amnesty und dem Abdorrahman-boroumand-zentrum für Menschenrechte im Iran zufolge wurden von Januar bis Ende Juni mindestens 251 Menschen im Land hingerichtet. Die tatsächliche Zahl dürfte höher sein.
Sollten die Hinrichtungen „in dieser entsetzlichen Geschwindigkeit“weitergehen, würden sie schon bald die 314 Hinrichtungen des gesamten Vorjahres überschreiten. „Der Staatsapparat führt massenweise Tötungen im ganzen Land aus“, erklärte Eltahawy. Das sei ein „verabscheuungswürdiger Angriff auf das Recht auf Leben“.bei den Hinrichtungen habe es sich in 146 Fällen um verurteilte Mörder gehandelt, hieß es. Mindestens 86 andere Menschen seien in Verbindung mit Drogendelikten hingerichtet worden. Die Todesstrafe werde im Iran in „systematisch ungerechten“Prozessen verhängt, erklärten die beiden Organisationen. Geständnisse würden dabei häufig unter Folter erzwungen.
In einem gemeinsamen Bericht werfen die Organisationen Irans Behörden zudem vor, regelmäßig Massenhinrichtungen in Gefängnissen vorgenommen zu haben, bei denen bis zu zwölf Menschen gleichzeitig exekutiert würden.nach Angaben der Organisationen droht auch dem Deutsch-iraner Jamshid Sharmahd die Exekution. Der 67-Jährige mit deutschem und iranischem Pass sei 2020 aus Dubai in den Iran entführt worden. Vor einem Teheraner Revolutionsgericht könnte Sharmahd, wegen „Verdorbenheit auf Erden“zum Tode verurteilt werden.