Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Pizza auf Hochglanzpapier
Faszinierende Fotos, die Geschichte, viele Tipps und Tricks sowie hunderte Rezepte machen echt Appetit
Ingo Glase
Erfurt. Mehr als 1700 Seiten, verteilt auf drei dicke, großformatige Bände im stabilen, knallroten Metallschuber, etwa zehn Kilogramm schwer, dazu faszinierende Bilder – Hochglanzkataloge dieser Art kennt man aus Galerien und Museen, die damit ihre Werke vorstellen.
Auch an „Modernist Pizza“kann man sich nicht sattsehen und es macht auch Appetit – im wortwörtlichen Sinn, denn das Maximalwerk handelt von eigentlich etwas ganz Simplem: einer guten Pizza. Die erfolgreichen Zutaten der „Modernist
Cuisine“-kollektion sind spektakuläre Fotos und der Anspruch, mit penibler Detailversessenheit alles zu erklären, was zum Thema gehört. Mit Bildern, Experimenten, Rezepten und vielen Kapiteln. Und dafür reicht bei Pizza ein normales Kochbuch einfach nicht aus.
Gründer der Kollektion und dessen Fotograf ist Nathan Myhrvold, ehemaliger Chief Technology Officer von Microsoft. Er lässt auf seinen Bildern Salamischeiben, Salatblätter, Tomatenstückchen und Parmesanspäne über Teigböden schweben, erklärt mit Makroaufnahmen die unterschiedlichen Pizzaböden oder stellt Salvatore Dalis „Beständigkeit der Erinnerung“mit Pizzen nach. Dazu wird die komplette Geschichte der Pizza erzählt. Vermutlich steht alles, was es irgendwie über das italienische Kulturgut zu erwähnen gibt, auf diesen Seiten, bis hin zur perfekten Krume, dem idealen Bräunungsgrad des Bodens und der optimalen Knet- und Gehzeit. Eine Fertigpizza möchte man danach nie wieder essen.
Nathan Myrvohld, Franciso Migoya: Modernist Pizza. Phaidon, drei Bände, 1700 Seiten, 375 Euro. Aber jeden Cent wert.