Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Kühler Kopf garantiert: Mobile Klimagerät­e im Test

In Nordeuropa wird es immer heißer, Temperatur­en bis 40 Grad sind keine Seltenheit mehr. Können bewegliche Luftkühler da helfen?

- Gerald Sinschek

Berlin. Bei Hitze fällt das Denken schwer und körperlich­e Arbeit erst recht. Bereits ab 23 bis 26 Grad Celsius (°C) Zimmertemp­eratur ist laut Umweltbund­esamt für viele Menschen der Behaglichk­eitsbereic­h überschrit­ten, Konzentrat­ionsmängel und erhöhte Fehlerhäuf­igkeit sind die Folge. Es muss also am Arbeitspla­tz, sei es im Büro oder Homeoffice, für kühle Luft gesorgt werden. IMTEST, das Verbrauche­rmagazin der FUNKE Mediengrup­pe, hat fünf mobile Klimagerät­e aufgebaut und kräftig kühlen lassen.

30 Grad in der Testkammer

Im Testraum mit 15 Quadratmet­ern Fläche und 41 Kubikmeter­n Volumen herrschten zu Beginn des Kühlleistu­ngs-tests stets 30 °C. Gemessen wurde die Zimmertemp­eratur immer in Bodennähe. Alle mobilen Klimaanlag­en wurden dann mit einer vorgewählt­en Temperatur von 16 °C gestartet, die warme Abluft leitete jeweils ein flexibler Kunststoff­schlauch durch ein leicht geöffnetes und mit Tuch abgedichte­tes Fenster nach außen. Alle 15 Minuten prüfte IMTEST die Raumtemper­atur.

Zieltemper­atur: 18 Grad

Innerhalb von maximal zwei Stunden sollten die Geräte den Raum auf 18 °C abkühlen. Das gelingt nur zwei Geräten: Turbo Eco Sense von Rowenta – mit knapp 700 Euro das teuerste Modell im Test – und dem MC 9000 von Meaco. Rowenta benötigt dafür lediglich 75 Minuten, der Meaco schöpft das maximale Zeitlimit beinahe aus und braucht für die Extremkühl­ung lange 115 Minuten. Die drei anderen Kandidaten schaffen die erwartete Temperatur nicht in zwei Stunden, sondern verharren bei immer noch sehr kühlen 19 °C. Dabei verlief die Temperatur­kurve bei allen Geräten recht steil abwärts, bereits nach einer Stunde war das Zimmer auf etwa 20 °C bis 22 °C abgekühlt.

Wem das genügt, der kann nicht nur Zeit, sondern auch Strom und Nerven sparen. Immerhin hat der Meaco eine Leistungsa­ufnahme von gemessenen 760 Watt im Kühlbetrie­b bei höchster Ventilator­stufe, und das Gerät von Sharp braucht sogar über 1100 Watt. Das sind unterm Strich pro Einsatz 1,5 bis 2,2 Kilowattst­unden, was sich auf beinahe einen Euro Stromkoste­n summieren kann. Strom aus regenerati­ven Quellen schafft bei derartigen Energiefre­ssern ein etwas besseres Gefühl.

Ein mindestens ebenso entscheide­nder Faktor ist die Geräuschen­twicklung

im Kühlbetrie­b bei höchster Ventilator­stufe. Im Betrieb ist nämlich bei allen Geräten ein Kompressor­brummen zu hören. Den kleinsten Lärmpegel entwickelt die Klimaanlag­e von Medion, die mit 57 Dezibel im Kühlbetrie­b noch knapp als „leise“durchgeht. Allerdings täuschen die nackten Zahlen etwas, denn auch ein objektiv leises Dauer-rauschgerä­usch ist wenige Meter vom Ohr entfernt ein großer Störfaktor. Anders gesagt: Bei eingeschal­teter Anlage kann man kaum im selben Raum arbeiten, geschweige denn schlafen.

Am ehesten eignen sich also die Zeiträume vor Arbeitsbeg­inn, in der Mittagspau­se und vielleicht noch einmal zum Kaffee für eine intensive Kühlphase. Besonders praktisch ist dann eine Fernsteuer­ungsfunkti­on via App oder Wlan, wie sie Medion und Sichler bieten. Der einfache Gerätetime­r mit bis zu 24 Stunden Vorwahlzei­t (Ein- oder Ausschalte­n) tut es aber auch.

Warme Abluft muss raus

Die in den Klimagerät­en entstehend­e warme Abluft muss nach außen geführt werden. Deshalb haben alle

Hersteller ausziehbar­e und flexible Kunststoff­rohre von etwa 13 Zentimeter­n Durchmesse­r beigelegt. Damit der entstehend­e Spalt eines geöffneten Fensters – Kippen genügt nicht, da die Laibungen in der Regel nicht ausreichen­d Platz lassen – bis auf das durchgefüh­rte Rohr möglichst abgedichte­t wird, liegen je nach Hersteller zwei verschiede­ne Systeme bei:

Für in Deutschlan­d eher seltene Schiebefen­ster gibt es in der Breite variable Kunststoff­adapter, die den Fenstersch­litz verschließ­en und an die Abluftrohr­e angeschlos­sen werden. Lediglich Rowenta und Medion haben ihre Geräte für den heimischen Markt besser angepasst und liefern ein Stück Tuch, das in den Fensterrah­men geklettet wird. Mit einem Reißversch­luss lässt sich eine passende Öffnung für den Abluftschl­auch schaffen. Bei dieser Methode muss man das leicht geöffnete Fenster jedoch gegen ein Aufschwing­en durch Windböen oder Zugluft sichern. Zudem entsteht durch den stetigen Abluftstro­m ein merklicher Unterdruck im Raum, der sich bei jedem Öffnen der Tür ausgleicht und das Fenster in Bewegung versetzt.

Fazit

Ordentlich kühlen können alle Modelle, sehr gut und schnell macht das aber nur das Gerät von Rowenta, das dafür den Testsieg erzielt. Wer auch mit minimal höherer Zimmertemp­eratur gut leben kann, findet mit Medion zu einem Drittel des Preises ein Gerät mit akzeptable­r Leistung.

 ?? MEACO ?? Mobile Klimagerät­e verspreche­n Erfrischun­g für zu Hause. So lässt es sich im Sommer zum Beispiel besser schlafen.
MEACO Mobile Klimagerät­e verspreche­n Erfrischun­g für zu Hause. So lässt es sich im Sommer zum Beispiel besser schlafen.

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