Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Kühler Kopf garantiert: Mobile Klimageräte im Test
In Nordeuropa wird es immer heißer, Temperaturen bis 40 Grad sind keine Seltenheit mehr. Können bewegliche Luftkühler da helfen?
Berlin. Bei Hitze fällt das Denken schwer und körperliche Arbeit erst recht. Bereits ab 23 bis 26 Grad Celsius (°C) Zimmertemperatur ist laut Umweltbundesamt für viele Menschen der Behaglichkeitsbereich überschritten, Konzentrationsmängel und erhöhte Fehlerhäufigkeit sind die Folge. Es muss also am Arbeitsplatz, sei es im Büro oder Homeoffice, für kühle Luft gesorgt werden. IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf mobile Klimageräte aufgebaut und kräftig kühlen lassen.
30 Grad in der Testkammer
Im Testraum mit 15 Quadratmetern Fläche und 41 Kubikmetern Volumen herrschten zu Beginn des Kühlleistungs-tests stets 30 °C. Gemessen wurde die Zimmertemperatur immer in Bodennähe. Alle mobilen Klimaanlagen wurden dann mit einer vorgewählten Temperatur von 16 °C gestartet, die warme Abluft leitete jeweils ein flexibler Kunststoffschlauch durch ein leicht geöffnetes und mit Tuch abgedichtetes Fenster nach außen. Alle 15 Minuten prüfte IMTEST die Raumtemperatur.
Zieltemperatur: 18 Grad
Innerhalb von maximal zwei Stunden sollten die Geräte den Raum auf 18 °C abkühlen. Das gelingt nur zwei Geräten: Turbo Eco Sense von Rowenta – mit knapp 700 Euro das teuerste Modell im Test – und dem MC 9000 von Meaco. Rowenta benötigt dafür lediglich 75 Minuten, der Meaco schöpft das maximale Zeitlimit beinahe aus und braucht für die Extremkühlung lange 115 Minuten. Die drei anderen Kandidaten schaffen die erwartete Temperatur nicht in zwei Stunden, sondern verharren bei immer noch sehr kühlen 19 °C. Dabei verlief die Temperaturkurve bei allen Geräten recht steil abwärts, bereits nach einer Stunde war das Zimmer auf etwa 20 °C bis 22 °C abgekühlt.
Wem das genügt, der kann nicht nur Zeit, sondern auch Strom und Nerven sparen. Immerhin hat der Meaco eine Leistungsaufnahme von gemessenen 760 Watt im Kühlbetrieb bei höchster Ventilatorstufe, und das Gerät von Sharp braucht sogar über 1100 Watt. Das sind unterm Strich pro Einsatz 1,5 bis 2,2 Kilowattstunden, was sich auf beinahe einen Euro Stromkosten summieren kann. Strom aus regenerativen Quellen schafft bei derartigen Energiefressern ein etwas besseres Gefühl.
Ein mindestens ebenso entscheidender Faktor ist die Geräuschentwicklung
im Kühlbetrieb bei höchster Ventilatorstufe. Im Betrieb ist nämlich bei allen Geräten ein Kompressorbrummen zu hören. Den kleinsten Lärmpegel entwickelt die Klimaanlage von Medion, die mit 57 Dezibel im Kühlbetrieb noch knapp als „leise“durchgeht. Allerdings täuschen die nackten Zahlen etwas, denn auch ein objektiv leises Dauer-rauschgeräusch ist wenige Meter vom Ohr entfernt ein großer Störfaktor. Anders gesagt: Bei eingeschalteter Anlage kann man kaum im selben Raum arbeiten, geschweige denn schlafen.
Am ehesten eignen sich also die Zeiträume vor Arbeitsbeginn, in der Mittagspause und vielleicht noch einmal zum Kaffee für eine intensive Kühlphase. Besonders praktisch ist dann eine Fernsteuerungsfunktion via App oder Wlan, wie sie Medion und Sichler bieten. Der einfache Gerätetimer mit bis zu 24 Stunden Vorwahlzeit (Ein- oder Ausschalten) tut es aber auch.
Warme Abluft muss raus
Die in den Klimageräten entstehende warme Abluft muss nach außen geführt werden. Deshalb haben alle
Hersteller ausziehbare und flexible Kunststoffrohre von etwa 13 Zentimetern Durchmesser beigelegt. Damit der entstehende Spalt eines geöffneten Fensters – Kippen genügt nicht, da die Laibungen in der Regel nicht ausreichend Platz lassen – bis auf das durchgeführte Rohr möglichst abgedichtet wird, liegen je nach Hersteller zwei verschiedene Systeme bei:
Für in Deutschland eher seltene Schiebefenster gibt es in der Breite variable Kunststoffadapter, die den Fensterschlitz verschließen und an die Abluftrohre angeschlossen werden. Lediglich Rowenta und Medion haben ihre Geräte für den heimischen Markt besser angepasst und liefern ein Stück Tuch, das in den Fensterrahmen geklettet wird. Mit einem Reißverschluss lässt sich eine passende Öffnung für den Abluftschlauch schaffen. Bei dieser Methode muss man das leicht geöffnete Fenster jedoch gegen ein Aufschwingen durch Windböen oder Zugluft sichern. Zudem entsteht durch den stetigen Abluftstrom ein merklicher Unterdruck im Raum, der sich bei jedem Öffnen der Tür ausgleicht und das Fenster in Bewegung versetzt.
Fazit
Ordentlich kühlen können alle Modelle, sehr gut und schnell macht das aber nur das Gerät von Rowenta, das dafür den Testsieg erzielt. Wer auch mit minimal höherer Zimmertemperatur gut leben kann, findet mit Medion zu einem Drittel des Preises ein Gerät mit akzeptabler Leistung.