Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
„Es kann auch ganz schnell sehr eklig werden“
Fußball-nationalspieler Maximilian Arnold trifft mit Wolfsburg am Samstag im Dfb-pokal auf den FC Carl Zeiss Jena
Wolfsburg. Maximilian Arnold ist bei Fußball-bundesligist VFL Wolfsburg nicht mehr wegzudenken. Seit 2009 kickt der deutsche Nationalspieler schon bei den „Wölfen“, mit denen er am Samstag im Ernst-abbe-sportfeld in der ersten Runde des Dfb-pokals beim FC Carl Zeiss Jena gastiert (Beginn 18 Uhr). Wir sprachen mit dem 28-jährigen Mittelfeldspieler vor dem Pokalspiel über seine Verbindungen nach Thüringen, Neu-trainer Niko Kovac, die Kapitänsbinde, den „Ost-fußball“und seine Chancen auf eine Teilnahme an der Winter-weltmeisterschaft in Katar.
Herr Arnold, wie groß ist die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel der Saison nach fünf harten Vorbereitungswochen?
Sehr groß. Endlich ist die harte Vorbereitung vorbei, endlich fängt der schöne Teil des Fußballerlebens an.
Als der FC Carl Zeiss Jena sein letztes Spiel in der 2. Bundesliga gemacht hat, waren sie 13 Jahre alt und haben noch im Nachwuchs von Dynamo Dresden gespielt. Sind Ihnen die Thüringer überhaupt ein Begriff?
Na klar. Das will in Jena zwar keiner hören, aber mein sehr enger Freund, Sebastian Stolze, hat in Erfurt gespielt. Daher kenne ich den FC Carl Zeiss natürlich auch. Wir haben in der Jugend auch mit der Landesauswahl von Sachsen oft gegen die Thüringer gespielt und da ist Jena auf alle Fälle ein Begriff.
Wie geht man als großer Favorit ins Duell gegen den Außenseiter aus Thüringen?
Wir müssen sehr fokussiert und konzentriert gegen den FC Carl Zeiss spielen. Dann müssen wir ehrlicherweise sagen, da sollte auch nichts schief gehen. Wenn wir ein bisschen anfangen zu schludern, ein bisschen weniger zu machen und Jena über den Verbund und das Stadion kommt, dann kann es natürlich auch ganz schnell sehr eklig werden. Das müssen wir schnell unterbinden.
In der vergangenen Saison schied der VFL trotz eines Sieges gegen Preußen Münster wegen eines Wechselfehlers von Trainer Mark van Bommel in der ersten Runde aus dem Dfb-pokal aus. Wie bewerten Sie den Fauxpas mit einem Jahr Abstand?
Ich glaube, das war eine lange Fehlerkette, die wir damals hatten. Das wird uns so schnell aber nicht mehr passieren.
Wie gefällt Ihnen die Zusammenarbeit mit Niko Kovac, der seit Anfang der Saison neuer Trainer in Wolfsburg ist?
Der Trainer ist sehr klar, sehr deutlich in seinen Ansagen. Er fordert
Dinge mit einem gewissen Nachdruck. Da geht es ordentlich zur Sache. Mir gefällt das gut. Ich bin ein Freund der klaren und ehrlichen Worte.
Was trauen Sie Ihrem VFL unter dem Ex-bayern-trainer nach Platz zwölf in der Vorsaison zu?
Es ist schwer zu sagen, wohin die Reise jetzt geht. Wir tun auch gut daran, nicht davon zu sprechen, wohin es gehen soll, sondern wir müssen erst einmal wieder unsere Hausaufgaben machen, weil wir das im
letzten Jahr definitiv nicht gemacht haben. Die Situation mit einem neuen Trainer, der andere Vorstellungen hat, ist nicht so einfach. Es braucht Zeit, die man im Fußball nicht hat. Aber ich bin positiv gestimmt, dass wir eine gute Saison spielen. Man sieht auch schon die Handschrift von Niko Kovac, aber wir sind noch lange nicht am Ende.
In den Medien waren zuletzt Sie und Torhüter Koen Casteels als Kapitän im Gespräch, wobei Niko Kovac sagte, er bevorzuge einen Feldspieler.
Werden Sie den VFL gegen Jena als „Leitwolf“aufs Feld führen und was würde es Ihnen bedeuten?
Es ist noch nichts entschieden. Ich weiß aber auch nicht, ob da überhaupt noch etwas entschieden wird, weil eigentlich ist Koen der Kapitän. Wenn ich aber die Ehre bekommen würde, würde mich das mit sehr viel Stolz erfüllen. Und ich würde mich nicht dagegen wehren.
Anderes Thema: Wie bewerten Sie als gebürtiger Riesaer die Entwicklung des „Ost-fußballs“? Mit RB Leipzig hat ja in der vergangenen Spielzeit zum ersten Mal nach der Wende ein Verein aus den neuen Bundesländern mit dem Dfb-pokal einen wichtigen Titel gewonnen.
Klar schaut man dort immer hin. Leider sind Dresden und Aue aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Besonders bei Dresden hat mein Herz geblutet. Ich glaube, dass es sehr, sehr schwer ist, nach oben zu kommen. Am Beispiel von RB Leipzig, auch wenn manche das Projekt kritisch sehen, hat man gesehen, dass auch im Osten etwas möglich ist, wenn man Geld vernünftig einsetzt. Ohne Geld nach oben zu kommen, ist aber ganz schwierig. Von daher muss man wahrscheinlich den einen oder anderen Euro mehr investieren und sich als Verein anders aufstellen. Positiv ist, dass viele neue Stadien gebaut wurden oder werden – ob nun in Chemnitz, Erfurt oder Jena. Das gibt den Clubs vielleicht einen Schub.
Beim Trainingslager des VFL Wolfsburg in Seefeld war auch Bundestrainer Hansi Flick zu Besuch. Konnten Sie sich mit ihm austauschen?
Ja. Wir haben uns mittags hingesetzt und über die Situation gesprochen.
Im vergangenen Jahr kamen Sie in der Nationalelf zu zwei Kurzeinsätzen. Ist die WM in Katar ein Thema für Sie?
Ich würde gerne mitfahren, weiß aber um die Konkurrenz auf meiner Position. Es gibt einfachere Möglichkeiten, in die Nationalmannschaft zu kommen als auf meiner Position. Ich versuche meine Leistung zu bringen. Wenn es nicht klappt, geht die Welt für mich aber auch nicht unter.