Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
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Ein Jenaer Startup entwickelt die ideale Kommunikation zwischen Trainern und Athleten
Jena. Kommunikation sei der Schlüssel. Der Schlüssel, um die Leistungen von Athletinnen und Athleten zu optimieren – davon ist Philipp Zacher überzeugt. Der Gründer und Geschäftsführer des Jenaer Startups „Coachwhisperer“(Trainergeflüster), selbst einst im Basketball und Fußball aktiv, beschwört ein Bild, welches man zur Genüge aus der illustren Welt des Sports kennt: das des gar inbrünstig schreienden Trainers, der am Spielfeldrand lautstark mit dem Dargebotenen auf dem Platz hadert und verzweifelt versucht, seine Pappenheimer auf dem Feld zu erreichen, um schlussendlich doch kein Gehör zu finden.
Und Philipp Zacher weiß, wovon er da redet, zumal er beide Perspektiven zur Genüge kennt: jene des Trainers, der seine Ideen nicht angemessen verwirklicht sieht; aber auch jene des Spielers, der nicht nachvollziehen kann, warum sein Coach an der Außenlinie mit hochrotem Kopf gefühlt kollabiert ...
„Nicht selten interpretieren Trainer ein und dieselbe Position auf dem Feld sehr unterschiedlich. Ich habe das selbst erlebt. Im Training und insbesondere im Spiel war es nicht immer einfach, diese Vorstellungen umzusetzen – und das wiederum war auch dem Umstand geschuldet, dass die Ideen und Vorstellungen des Trainers, wie ich in gewissen Situationen hätte agieren sollen, nicht bei mir ankamen; ich es in dem allgemeinen Tohuwabohu schlichtweg nicht vernommen habe“, sagt der 28-Jährige, der aus Bad Langensalza stammt und an der Friedrich-schiller-universität in Jena Sportpädagogik studierte.
„Knopf im Ohr“und Soundweste verschaffen Trainern Gehör
Um nun dieses grundlegende Defizit zu überwinden, haben Philipp Zacher und sein Team eine Innovation in Sachen Sportkommunikation entwickelt: ein Intercom-system, mit dem ein Trainer mit seinen Spielern in Echtzeit kommunizieren kann und das im Wesentlichen aus zwei Komponenten besteht – dem sogenannten Herable, eine Art „Knopf im Ohr“, und der Soundweste. Mit dem Herable kann der Trainer direkt mit seinen Protagonisten
auf dem Feld kommunizieren. Doch damit nicht genug, ermöglicht der „Knopf im Ohr“auch noch die Messung der Herzrate und der Sauerstoffsättigung.
„Für eine individuelle Förderung ist das schlichtweg optimal. Außerdem ist man stets darüber im Bilde, ob ein Spieler gerade am Anschlag agiert und lieber pausieren sollte. Man darf ja nicht vergessen: Sportler sind ehrgeizig, und wenn der Trainer fragt, ob jemand noch kann, wird dieser fast nie ein Nein zu hören bekommen, doch aufgrund der gelieferten Daten muss er diese Frage künftig gar nicht mehr stellen“, sagt Philipp Zacher, der mit seinem nächsten Atemzug auf die zweite Komponente des schnurlosen Systems zu sprechen kommt: die Soundweste.
Diese nun soll in erster Linie im Kinder- und Jugendbereich angewendet werden, was der Tatsache geschuldet ist, dass sich junge Athletinnen und Athleten noch im Wachstum befinden und das Herable – gleich Fußballschuhen – für eine optimale Passform häufig ersetzt werden müsste. Ein kleiner, waschbarer Lautsprecher im Schulterbereich
der elastischen Weste ermöglicht die Kommunikation mit den Athletinnen und Athleten.
Über die entwickelte ipad-app kann der Trainer von außen mit seinen Schützlingen auf dem Feld reden – wahlweise mit allen, einer Gruppe wie beispielsweise dem Verbund aus Verteidigung und Torwart oder einem einzelnen Spieler.
Die Idee dafür hatte Philipp Zacher während seines Studiums – und nach zwei Jahren intensiver Arbeit hat sie sich materialisiert, und das Jenaer Startup steht kurz vor dem Markteintritt im Profifußball. Doch laut Zacher soll das System nicht nur in Mannschaftssportarten, sondern auch bei Individualsportarten, im Winter- und Wassersport Anwendung finden.
Für den Gründer und Geschäftsführer des Startups macht es dann auch keinen Unterschied, ob es sich um einen reinen Amateurverein in der Kreisoberliga handelt oder einen Profiverein: „Es geht einzig und allein darum, allen den bestmöglichen Kommunikationsrahmen zur Verfügung zu stellen, um letztendlich das beste Ergebnis zu erzielen“, sagt Philipp Zacher.