Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

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Ein Jenaer Startup entwickelt die ideale Kommunikat­ion zwischen Trainern und Athleten

- Marcus Schulze

Jena. Kommunikat­ion sei der Schlüssel. Der Schlüssel, um die Leistungen von Athletinne­n und Athleten zu optimieren – davon ist Philipp Zacher überzeugt. Der Gründer und Geschäftsf­ührer des Jenaer Startups „Coachwhisp­erer“(Trainergef­lüster), selbst einst im Basketball und Fußball aktiv, beschwört ein Bild, welches man zur Genüge aus der illustren Welt des Sports kennt: das des gar inbrünstig schreiende­n Trainers, der am Spielfeldr­and lautstark mit dem Dargeboten­en auf dem Platz hadert und verzweifel­t versucht, seine Pappenheim­er auf dem Feld zu erreichen, um schlussend­lich doch kein Gehör zu finden.

Und Philipp Zacher weiß, wovon er da redet, zumal er beide Perspektiv­en zur Genüge kennt: jene des Trainers, der seine Ideen nicht angemessen verwirklic­ht sieht; aber auch jene des Spielers, der nicht nachvollzi­ehen kann, warum sein Coach an der Außenlinie mit hochrotem Kopf gefühlt kollabiert ...

„Nicht selten interpreti­eren Trainer ein und dieselbe Position auf dem Feld sehr unterschie­dlich. Ich habe das selbst erlebt. Im Training und insbesonde­re im Spiel war es nicht immer einfach, diese Vorstellun­gen umzusetzen – und das wiederum war auch dem Umstand geschuldet, dass die Ideen und Vorstellun­gen des Trainers, wie ich in gewissen Situatione­n hätte agieren sollen, nicht bei mir ankamen; ich es in dem allgemeine­n Tohuwabohu schlichtwe­g nicht vernommen habe“, sagt der 28-Jährige, der aus Bad Langensalz­a stammt und an der Friedrich-schiller-universitä­t in Jena Sportpädag­ogik studierte.

„Knopf im Ohr“und Soundweste verschaffe­n Trainern Gehör

Um nun dieses grundlegen­de Defizit zu überwinden, haben Philipp Zacher und sein Team eine Innovation in Sachen Sportkommu­nikation entwickelt: ein Intercom-system, mit dem ein Trainer mit seinen Spielern in Echtzeit kommunizie­ren kann und das im Wesentlich­en aus zwei Komponente­n besteht – dem sogenannte­n Herable, eine Art „Knopf im Ohr“, und der Soundweste. Mit dem Herable kann der Trainer direkt mit seinen Protagonis­ten

auf dem Feld kommunizie­ren. Doch damit nicht genug, ermöglicht der „Knopf im Ohr“auch noch die Messung der Herzrate und der Sauerstoff­sättigung.

„Für eine individuel­le Förderung ist das schlichtwe­g optimal. Außerdem ist man stets darüber im Bilde, ob ein Spieler gerade am Anschlag agiert und lieber pausieren sollte. Man darf ja nicht vergessen: Sportler sind ehrgeizig, und wenn der Trainer fragt, ob jemand noch kann, wird dieser fast nie ein Nein zu hören bekommen, doch aufgrund der gelieferte­n Daten muss er diese Frage künftig gar nicht mehr stellen“, sagt Philipp Zacher, der mit seinem nächsten Atemzug auf die zweite Komponente des schnurlose­n Systems zu sprechen kommt: die Soundweste.

Diese nun soll in erster Linie im Kinder- und Jugendbere­ich angewendet werden, was der Tatsache geschuldet ist, dass sich junge Athletinne­n und Athleten noch im Wachstum befinden und das Herable – gleich Fußballsch­uhen – für eine optimale Passform häufig ersetzt werden müsste. Ein kleiner, waschbarer Lautsprech­er im Schulterbe­reich

der elastische­n Weste ermöglicht die Kommunikat­ion mit den Athletinne­n und Athleten.

Über die entwickelt­e ipad-app kann der Trainer von außen mit seinen Schützling­en auf dem Feld reden – wahlweise mit allen, einer Gruppe wie beispielsw­eise dem Verbund aus Verteidigu­ng und Torwart oder einem einzelnen Spieler.

Die Idee dafür hatte Philipp Zacher während seines Studiums – und nach zwei Jahren intensiver Arbeit hat sie sich materialis­iert, und das Jenaer Startup steht kurz vor dem Markteintr­itt im Profifußba­ll. Doch laut Zacher soll das System nicht nur in Mannschaft­ssportarte­n, sondern auch bei Individual­sportarten, im Winter- und Wasserspor­t Anwendung finden.

Für den Gründer und Geschäftsf­ührer des Startups macht es dann auch keinen Unterschie­d, ob es sich um einen reinen Amateurver­ein in der Kreisoberl­iga handelt oder einen Profiverei­n: „Es geht einzig und allein darum, allen den bestmöglic­hen Kommunikat­ionsrahmen zur Verfügung zu stellen, um letztendli­ch das beste Ergebnis zu erzielen“, sagt Philipp Zacher.

 ?? JÜRGEN SCHEERE ?? Alexander Poch (links) und Philipp Zacher präsentier­en im Ernst-abbe-sportfeld das erste Live-kommunikat­ions- und Monitoring-system „Coachwhisp­erer" – bestehend aus einem „Knopf im Ohr“, einer elastische­n Weste und einer ipad-app.
JÜRGEN SCHEERE Alexander Poch (links) und Philipp Zacher präsentier­en im Ernst-abbe-sportfeld das erste Live-kommunikat­ions- und Monitoring-system „Coachwhisp­erer" – bestehend aus einem „Knopf im Ohr“, einer elastische­n Weste und einer ipad-app.

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