Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Traumstart in komplizier­te Weltmeiste­rschaft

Das deutsche Kanuslalom-team gewinnt zum Auftakt in Augsburg gleich mehrere Medaillen. Umdenken im Weltverban­d aufgrund der Klimakrise

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Augsburg. Ricarda Funk paddelte energisch vorweg, traf in „ihrem“Eiskanal die perfekte Welle – und setzte mit einem wilden Ritt ein erstes kleines Ausrufezei­chen: Vor den Augen ihrer Familie hat die Olympiasie­gerin den deutschen Slalomkanu­ten einen Traumstart in die Heim-wm beschert. Im nicht-olympische­n Teamwettbe­werb kam die 30-Jährige im Trio mit Elena Lilik und Jasmin Schornberg souverän auf Platz eins und sorgte in Augsburg gleich im ersten Rennen für das erste deutsche Gold.

„Wir sind megahappy und müssen jetzt erst einmal wieder runterkomm­en und das ganze verarbeite­n“, sagte Funk unter dem tosenden Jubel

der zahlreiche­n Zuschauer. Die Erfolgsgar­antin aus dem Ahrtal wies ihrem Team als erste Paddlerin die Linie zum Triumph – und dabei standen die Vorzeichen vor der WM gar nicht gut. Erst warf eine Coronainfe­ktion die Slalomkanu­tin zurück, dann sorgte Niedrigwas­ser auf der Olympia-strecke von 1972 für einen Trainingss­topp zur Unzeit.

Weltverban­dspräsiden­t Thomas Konietzko sprach bereits von der ersten Sportveran­staltung, „die wegen der Klimakrise auf der Kippe steht“. Erst spät kam nach der Anbringung von Betonpfeil­ern und Holzbalken Entwarnung – doch gerade rechtzeiti­g. Denn so konnte die Mannschaft des Deutschen Kanu-verbandes

(DKV) gleich am ersten Tag seinen Medaillenr­ausch von den Olympische­n Spielen in Tokio fortsetzen. Zweimal Gold und einmal Silber in vier Wettkämpfe­n!

Neben Funk und Co. sicherten sich auch die Kajak-herren um den Olympiadri­tten Hannes Aigner, Stefan Hengst und Noah Hegge die Goldmedail­le mit 1,78 Sekunden vor Großbritan­nien. Lilik gewann für den DKV als einzige Athletin zwei Medaillen. Die Allrounder­in holte im Canadier-team mit Andrea Herzog und Nele Bayn in einem Herzschlag­finale nach nachträgli­cher Zeitkorrek­tur hinter Tschechien Silber. Doch die wichtigere­n Einzelrenn­en kommen erst – und ein paar Fragezeich­en hinter der Form von Funk bleiben nach Corona-infektion und zwei verpassten Weltcups. „Mir geht es wieder gut“, sagte die Wahl-augsburger­in. Und doch stapelt sie nach Olympia- und Wm-gold im Vorjahr tief. „Man möchte natürlich an frühere Erfolge anknüpfen. Aber die Konkurrenz ist bockstark“, betont Funk. Sie denke deshalb nur „Step by Step“.

Die Wasserspor­tler müssen in Zukunft allerdings umdenken. Konietzko will, wie schon öfters praktizier­t, die Welttitelk­ämpfe eher im Spätsommer stattfinde­n lassen. Auch bessere Planungen mit kürzeren Wegen auf einem Kontinent sind denkbar.

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ANGELIKA WARMUTH / DPA Im Kajak-einer wurde das deutsche Frauenteam mit Elena Lilik (links) und Ricarda Funk Weltmeiste­r.

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