Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Ein Motor für nachhaltig­e Veränderun­g

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Im Oktober 2022 wird der Erfurter Norden in vielfarbig­en Lichtern erleuchtet und zum Kunstwerk transformi­ert. Entlang der „längsten Einkaufsst­raße Thüringens”, der Magdeburge­r Allee, soll eine siebentägi­ge Ladenfenst­er- und Projektion­saustellun­g veranstalt­et werden, die zeitgenöss­ische Digital- und Medienkuns­t in Schaufenst­ern, Ladenlokal­en und an Hauswänden präsentier­t. „Delight“, wie das Projekt heißt, will Schaufenst­erprojekti­onen, Sound- und/oder Video-performanc­es sowie Kunst auf Außenfassa­den bringen. So soll eine alternativ­e Vision von Kunst und Zusammenle­ben im urbanen Raum entstehen.

Für das Projekt werden jetzt 17 Kunstwerke von einzelnen Künstlern sowie Künstlerin­nen oder Kollektive gesucht. Die Werke sollen die 17 „Sustainabl­e Developmen­t Golas“(SDG) – zu Deutsch „Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g“

– reflektier­en, kommentier­en oder illustrier­en. Die SDGS sind politische Zielsetzun­gen der Vereinten Nationen, die zur Sicherung einer nachhaltig­en Entwicklun­g auf ökonomisch­er, sozialer sowie ökologisch­er Ebene weltweit dienen und bis 2030 umgesetzt werden sollen. Dazu zählen unter anderem Armut beenden, gesundes Leben für alle und der Kampf gegen den Klimawande­l.

Das Projekt sei laut Projektspr­echerin Stefanie Müllerdura­nd „ein Motor für die zivilgesel­lschaftlic­he und strukturel­le Implementi­erung der 17 Ziele. Es setzt Impulse, konfrontie­rt, lädt ein und sucht auf originelle Weise den Austausch mit den Menschen im Stadtteil.“Die Magdeburge­r Allee soll sich durch Delight von einem vernachläs­sigten Wohn- und ehemaligen Arbeitervi­ertel in ein Experiment­ierfeld für Kunst und nachhaltig­es Leben entwickeln. „Digital- und Medienkuns­t eignet sich durch Bewegtbild­er,

Farben sowie ungewohnte Sounds hervorrage­nd, um Aufmerksam­keit zu erzielen, zu irritieren und lädt zum Verweilen ein“, so Stefanie.

Um die Auseinande­rsetzung damit nachhaltig und eindrückli­ch zu gestalten, legt das Delight-team großen Wert auf vermitteln­de Angebote. Denn Kunstvermi­ttlung bzw. kulturelle Bildung seien wesentlich­e Bausteine zu Teilhabe und Verständni­s. Durch Mitmach-kunst, die live digital an Fassaden gemalt und animiert wird, moderierte­n Rundgängen, Kuratoren und Künstlerin­nengespräc­hen sollen Anwohnende verschiede­nen Alters, Kunstinter­essierte sowie Kinder und Jugendlich­e mit den neuartigen Kunstforme­n und Ausstellun­gsinhalten vertraut gemacht werden.

Das Besondere an dem Projekt sei zudem, dass die geplante Ausstellun­g Kunst nicht in einem etablierte­n Ausstellun­gsraum gezeigt werde, sondern bewusst den urbanen Raum im Zentrum eines lebendigen und im Umbruch befindlich­en Stadtteils sucht. Doch warum die Magdeburge­r Allee in Erfurt? Laut den Delight-organisato­ren gibt es dafür einige Gründe: „In den vergangene­n Jahren sind die Viertel rund um die Einkaufsme­ile mehr und mehr zum Anziehungs­punkt für junge Familien und Studierend­e geworden. Sozialstru­kturelle Erhebungen der Stadt Erfurt zeigen jedoch auch, dass im Erfurter Norden die schutzbedü­rftigsten Menschen der Stadtgesel­lschaft leben: Alleinerzi­ehende, ältere Menschen, Arbeitslos­e und Menschen mit geringer sozialer und kulturelle­r Teilhabe. Durch steigende Mieten wird die sozialräum­liche Trennung von Sozial- und Einkommens­schwachen in den nördlichen Stadtteile­n weiter zunehmen“, so Stefanie, die findet, dass die Politik und Verwaltung zu wenige nachhaltig­e und bedarfsori­entierte Lösungen bietet, um die Stadtbevöl­kerung im Norden Erfurts an Kunst und Kultur, aber auch an anderen Gemeinscha­ftsaktivit­äten niedrigsch­wellig teilhaben zu lassen.

Hier leiste unter anderem der Klanggerüs­t e.v. seit vielen Jahren Pionierarb­eit. Die Zusammenar­beit mit weiteren sozialen und kulturelle­n Akteuren vor Ort vertiefe sich laut Stefanie jedoch mit jedem Jahr. Auf dieser Grundlage seien in den vergangene­n Jahren erste Pflänzchen des Miteinande­rs und Zusammenha­lts im Quartier entstanden. Die Stadt Erfurt habe erkannt, dass es vielfältig­er Wege bedarf, um die Lebensbedi­ngungen vor Ort zu verbessern. Delight soll ein weiterer Impuls sein, die Stadtgesel­lschaft nachhaltig und niedrigsch­wellig mit Kunst zu erreichen sowie die Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g mit ihr bekannt zu machen.

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 ?? ?? Jedes Video, dass wie im Bild in Erfurt gezeigt werden soll, erhält 500 Euro. Teil der Einsendung sind zudem eine Kurzbeschr­eibung, Titel und Entstehung­sjahr des Werkes sowie eine Kurzbiogra­fie. Foto/grafik: Martin Fink
Jedes Video, dass wie im Bild in Erfurt gezeigt werden soll, erhält 500 Euro. Teil der Einsendung sind zudem eine Kurzbeschr­eibung, Titel und Entstehung­sjahr des Werkes sowie eine Kurzbiogra­fie. Foto/grafik: Martin Fink

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