Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Flüchtling­e: Land verspricht Hilfe

Kommunen sollen 2500 Euro pro Person erhalten. Verhaltene Reaktion vom Landkreist­ag

- Martin Debes und Fabian Klaus

Erfurt. Das Land will den Kommunen noch im Sommer eine vorläufige Abschlagsz­ahlung pro ukrainisch­em Kriegsflüc­htling in Höhe von 2500 Euro überweisen. So lautet ein Ergebnis der Krisenbesp­rechung der Landesregi­erung mit Landräten, Oberbürger­meistern und kommunalen Spitzenver­bänden. „Das ist eine kritische Situation“, sagte Migrations­minister Dirk Adams (Grüne) dieser Zeitung. „Landkreise und Städt brauchen schnell Liquidität, um handeln zu können.“

In der Runde am Donnerstag kündigte die Landesregi­erung zudem an, die Kommunen von Aufgaben zu entlasten und Personal zur Verfügung zu stellen. Zudem soll versucht werden, leerstehen­de Wohnungen kurzfristi­g zu sanieren.

Seit dem Überfall Russlands im Februar wurden 24.000 ukrainisch­e Flüchtling­e in Thüringen registrier­t. Zuletzt wurden mancherort­s die

Unterkünft­e knapp. Einige Landkreise stellten Zelte auf, der Ilmkreis erklärte, vorerst keine Migranten mehr aufzunehme­n.

Für die Präsidenti­n des Landkreist­ages, Martina Schweinsbu­rg (CDU), ist die Abschlagsz­ahlung „nur ein Anfang“. Die Kommunen blieben bei ihrer Forderung, sämtlich Flüchtling­skosten beim Land abrechnen zu können, sagte sie dieser Zeitung.

Schweinsbu­rg kritisiert­e zudem, dass das Land bisher keine Unterkünft­e zur Verfügung stellt. „Vage Ankündigun­gen reichen uns nicht, schon gar nicht bei den Großfamili­en“, sagte sie. „Wir sind mit unseren Möglichkei­ten am Ende.“Der Landrat von Saalfeld Rudolstadt, Marko Wolfram (SPD), begrüßte die finanziell­e Offerte des Landes. Gleichzeit­ig verlangte er zusätzlich­e Unterstütz­ung bei der Sanierung der Wohnungen. Die Landesregi­erung hatte zuletzt wiederum den Bund um Hilfe gebeten.

Wie das Landesverw­altungsamt auf Anfrage mitteilte, kann die seit Mitte Mai betriebsbe­reite Massenunte­rkunft des Landes in Hermsdorf (Saale-holzland-kreis) frühestens im September eröffnet werden. Es fehlt immer noch ein Betreiber.

Die CDU im Landtag beantragte eine Sondersitz­ung des Migrations­ausschusse­s. Die Lage in den Kommunen sei teils dramatisch, sagte der migrations­politische Sprecher der Fraktion, Stefan Schard. Die Landesregi­erung handele „trotz der Hilfeschre­ie der Kommunen“nicht. Die Fdp-abgeordnet­e Franziska Baum sagte, „dass es nicht reicht, nur ein Willkommen­sschild an die Tür zu hängen“. Der Vorsitzend­e des Migrations­ausschusse­s, Stefan Möller (AFD), kündigte an, „einen zeitnahen Termin“für die beantragte Sitzung zu finden.

Die rot-rot-grüne Minderheit­skoalition hält die Sitzung für überflüssi­g. Die Grünen-fraktionsc­hefin Astrid Rothe-beinlich bezeichnet­e die Kritik der CDU als „etwas dreist“. Ein Lösungsvor­schlag der Opposition­sfraktion sei ihr nicht bekannt.

Ja, es gibt noch leere Wohnungen. Aber sie müssen erst einmal saniert werden. Auch hier müssen Land und Bund uns Geld geben. Marko Wolfram (SPD), Landrat im Landkreis Saalfeld-rudolstadt

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