Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Viktor Orban verteidigt rassistische Rede
Ungarischer Regierungschef empört auch mit Holocaust-anspielung. Scharfe Kritik von der Bundesregierung
Wien. Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat seine umstrittenen Aussagen über eine angebliche „Rassenmischung“verteidigt. „Es kommt manchmal vor, dass ich in einer Weise spreche, die missverstanden werden kann“, sagte Orban nach einem Treffen mit dem österreichischen Kanzler Karl Nehammer in Wien. Seine Aussage müsse in einen „kulturellen Kontext“gestellt werden. „In Ungarn stellen diese Ausdrücke und Sätze einen kulturellen, zivilisatorischen Standpunkt dar“, sagte Orban.
Ungarns nationalkonservativer Regierungschef hatte in einer Rede am Sonnabend seine Ablehnung einer „multiethnischen“Gesellmer, schaft bekräftigt und gesagt: „Wir wollen keine gemischte Rasse sein“, die mit Nichteuropäern „vermischt“werde. Außerdem empörte Orban mit einer Holocaust-anspielung. Nehammer hatte vor dem Treffen mit Orban angekündigt, er werde den ungarischen Ministerpräsidenten im persönlichen Gespräch auf die Aussagen ansprechen. „Alles, was mit Verharmlosung zu tun hat, ist für uns inakzeptabel“, betonte er. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Orban sagte Neham
die Angelegenheit sei offen besprochen worden. Österreich verurteile jede Form von Rassismus oder Antisemitismus. Die deutsche Bundesregierung verurteilte Orbans Anspielung auf die Nazi-zeit. Die Aussage sei „völlig deplatziert“, erklärte ein Regierungssprecher.
Ungarn hatte am Montag beim Eu-energieministertreffen gegen den Notfallplan gestimmt, mit dem die Mitgliedsländer 15 Prozent Gas einsparen wollen. „Ich verstehe nicht, wie Mitgliedstaaten dazu gezwungen werden sollen“, sagte Orban. „Aber Deutschland hat ja ein gewisses Know-how in dem Bereich, wie die Vergangenheit gezeigt hat.“