Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Milder Start der Zeckensaison: Bisher weniger Borreliose-fälle
Allerdings werden die Krabbeltiere erst im August richtig aktiv
Erfurt. Aus Thüringen wurden dieses Jahr bislang 108 Borreliose-infektionen an das Robert-koch-institut in Berlin gemeldet. „Verglichen mit den Zahlen der Vorjahre liegt dieser Wert unter dem Durchschnitt – allerdings steht uns die typische Zeckensaison erst noch bevor“, sagte Robert Büssow von der Barmer-krankenkasse. Im Jahr 2020 wurden 484 Thüringer Borreliose-fälle ans RKI gemeldet, im vergangenen Jahr 398. „Man erkennt, dass die Zeckensaison im Vergleich zu 2021 verhaltener gestartet ist“, so Büssow. Die meisten Fälle pro Woche dieses Jahres gab es bisher Anfang Juli mit 17 Infektionen, im Vorjahr waren es Anfang August 32.
Einen milden Start in die Zeckensaison beobachtet auch der Infektiologe Rainer Lundershausen aus Erfurt: „Für eine in letzter Zeit signifikante Erhöhung der Borreliose-inzidenz gibt es keine Belege. Wir haben aber ein Problem bei der Interpretation von serologischen
Laborbefunden in der Borreliendiagnostik. Es wird teilweise nicht berücksichtigt, dass Menschen eine Borrelieninfektion durchgemacht haben können, die als Reaktion des Immunsystems eine nachweisbare Antikörperbildung hinterlässt, die mit einem chronischen Verlauf einer Borreliose-erkrankung nichts
zu tun hat. Diese kann verschiedene Symptome hervorrufe, etwa im Gelenk-, Muskel- und Nerven-bereich. Auf der Suche nach den Ursachen für diese Symptome wird nicht selten ein positiver Borrellien-antikörper-befund als Erklärung bemüht, obwohl es aktuell andere Gründe gibt“, so der Erfurter Infektiologe.