Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Spatenstich für „Hexenbesen“im Oktober
Turm und andere Teile des Rothesütter „Hexenreichs“sollen nun zu Walpurgis 2024 öffnen. Das Detailkonzept steht
Rothesütte. „Hexe Aelfi“ist schuld: Ohne sie, so wird sich schon heute im Landratsamt erzählt, würde es den „Hexenbesen“in Rothesütte nie geben. Noch ist der Turm eine unverwirklichte Idee auf dem Papier. Doch soll sich dies bis zu Walpurgis 2024 – dem nun anvisierten Eröffnungstermin – ändern. Und weil es eben nicht nur ein bloßer Aussichtspunkt sein soll, sondern Teil eines ganzen „Hexenreichs“, gibt es neben den Bauplänen auch ein inhaltliches Konzept. Und das lässt aufhorchen.
Aelfi spielt eine tragende Rolle. Aber der Reihe nach: Zunächst ist Aelfi eine Schöpfung von Jens Schubert. Der engagierte
Autor des Berliner Mosaik-verlags recherchierte in der Harzer Sagenwelt und Geschichte, las auch im Heimatmuseum zur Rothesütter Vergangenheit, schrieb schließlich ein Märchen fürs „Hexenreich“. Als Buch soll dieses zu Walpurgis 2023 erscheinen.
Hexe Aelfi ist eine der Hauptfiguren neben zwei weiteren Hexen. Auch einen tatsächlich verbrieften Rothesütter Holzfäller gibt es in dem Märchen. Wer Fantasie hat, kann beim Lesen erfahren, wie es einst zur Gründung Rothesüttes kam, sagt Michael Mohr augenzwinkernd.
Bei der kreiseigenen Servicegesellschaft ist er der Betriebsleiter. Das „Hexenreich“ist für ihn zurzeit ein zentimeterstarker Stapel Planungsunterlagen. Doch erzählt er schon voller Vorfreude von all dem im „Hexenreich“, das Schuberts Märchen aufgreift: Zwei Sorten „Zaubertrank“und Runx-munx – ein typischer Harzer Eintopf – soll es geben. Auf dem Außengelände sei eine Hexenbesen-flugschule geplant, in einer Ausstellung im Turm kann man selbst zaubern, wird die Geschichte des Harzes und dessen Besiedlung mit dem Hexenthema kombiniert.
Der Bauantrag für das „Hexenreich“ist gestellt, bis Ende September erhofft sich der Landkreis die
Genehmigung. Parallel zu diesem Verfahren soll das Land Rothesütte aus dem Landschaftsschutzgebiet herausnehmen. Gefunden sind inzwischen Ausgleichsflächen für Rodungen hinter der Kaserne: Für dort gefällte Bäume wird in Heringen ein halber Hektar aufgeforstet. Zudem wird ein Biotop auf dem Grundstück aufgewertet.
Vor knapp fünf Jahren hatten Landrat Matthias Jendricke (SPD) und die Chefin des Tourismusverbands Südharz-kyffhäuser, Jessica
Piper, erstmals die „Hexenreich“-idee vorgestellt. Damals noch war von nötigen drei bis vier Millionen Euro die Rede.
Die Pläne konkretisierten sich, die Bausumme stieg enorm. Von rund zehn Millionen Euro gehe man aktuell aus, sagt Service-geschäftsführer Gunnar Reuter. Als der Bau eines Aussichtsturms in Torfhaus bei den Banken bekannt wurde, sei das Hexenreich-projekt besonders kritisch geprüft worden. Dass es letztlich abgesegnet wurde, lag am Konzept, also dem Ziel, eine ganz Erlebniswelt zu schaffen und nicht nur einen weiteren Aussichtspunkt. In all die Planungen flossen bereits rund 750.000 Euro.
Land signalisiert Gesprächsbereitschaft bei Kostensteigerung
Das Außengelände hat das Landschaftsarchitekturbüro Götze auf Grundlage einer Planung des Nordhäuser Büros LA 21 konzipiert. Die Ausstellung im Turm obliegt den Leipziger Fachplanern von Kocmoc. Bereits in der Dauerausstellung des Heringer Schlosses hatten diese ihre Handschrift hinterlassen.
Für das „Hexenreich“ist das Land bereit, 6,2 Millionen Euro tragen, der andere Teil sei über Kredite abgesichert. Wobei man in engem Austausch mit Erfurt steht: Sollten die demnächst startenden Ausschreibungen ergeben, dass es noch teurer wird, signalisierten die Landesbehörden zumindest Gesprächsbereitschaft.
Trotz des hohen Baupreisniveaus zeigt sich Gunnar Reuter optimistisch: „Die Stahlpreise sinken doch wieder." Und davon braucht es reichlich für den Turmbau: Von einer Beton-stahl-konstruktion jenseits des Sockels hat man sich inzwischen verabschiedet. Das Erfurter Architekturbüro Worschech überarbeitete den Entwurf von Michael Flagmeyer entsprechend. Nun ist eine reine Stahlkonstruktion vorgesehen. „Die kann vorgefertigt und dann sehr schnell vor Ort montiert werden“, nennt Reuter Vorzüge.
Der Brandschutzprüfer habe wissen lassen, dass problemlos bis zu 300 Menschen in und auf den rund 60 Meter hohen Turm könnten. Zwei dank eines Fahrstuhls barrierefreie Plattformen sind geplant, von beiden aus ist nun jeweils eine Rutsche vorgesehen.
In einem ersten Bauabschnitt sollen ab Oktober bis Jahresende Gründung und Erdgeschoss-bau gelingen. Der eigentliche stählerne „Besen“würde dann 2023 folgen.