Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Pauschale für Flüchtling­e steigt

Zuschüsse für Städte sollen etwa 50 Prozent höher ausfallen. Kommunen dennoch kritisch

- Martin Debes

Die Kommunen in Thüringen sollen eine deutlich höhere Pauschale für die Unterbring­ung von Flüchtling­en erhalten. Nach Informatio­nen dieser Zeitung sind für die kreisfreie­n Städte 322 Euro pro Platz vorgesehen. Der Betrag für die Landkreise fällt mit 284 Euro niedriger aus. Das Migrations- und Justizmini­sterium erklärte, die Gespräche liefen noch. Man rechne aber mit einer „kurzfristi­gen Einigung“.

Bisher beträgt die Pauschale einheitlic­h 210 Euro. Dies bedeutete für die Städte eine Erhöhung um mehr als 53 Prozent, für die Landkreise um 35 Prozent. Kommunen, die überdurchs­chnittlich viele Geflüchtet­e aufnehmen, sollen einen Bonus erhalten, deren Höhe zwischen Migrations- und Finanzmini­sterium noch umstritten ist.

Verzögert wurde die finale Einigung zuletzt durch die Entlassung des früheren Migrations­ministers

Dirk Adams. Bis zum Antritt von Nachfolger­in Doreen Denstädt leitet Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (alle Grüne) kommissari­sch das Ressort.

Bei der Pauschale geht es ausschließ­lich um Asylbewerb­er. Die Kosten für die ukrainisch­en Kriegsflüc­htlinge werden über die Sozialgese­tzgebung abgewickel­t. Hier hatte das Land nach langem Streit die gesamten Bundesgeld­er in Höhe von knapp 50 Millionen Euro an die Kommunen weitergere­icht.

Der Gemeinde- und Städtebund kritisiert­e den Entscheidu­ngsprozess. „Es ist einfach unverständ­lich, warum das wieder so lange dauert“, sagte Präsident Michael Brychcy (CDU) dieser Zeitung. „Für uns ist das wirklich schlimm.“Gleichzeit­ig beklagte er die Entlassung von Adams. Der Ex-minister sei „stets ein guter Partner“der Kommunen gewesen, sagte er.

Aus Sicht Brychcys darf die anstehende Erhöhung der Unterbrint­emberg gungspausc­hale „nur ein Anfang“sein. „Die Zuschüsse sind insgesamt nicht kostendeck­end“, sagte er. In Sachsen oder Baden-würt

seien die Zuschüsse an die Kommunen viel höher.

Ähnlich äußerte sich auch Landkreisp­räsidentin Martina Schweinsbu­rg (CDU). „Der geringste Betrag wären 560 Euro wie in Sachsen“, sagte sie dieser Zeitung. Vor allem angesichts der Inflation reiche die jetzt verhandelt­e Pauschale „vorne und hinten nicht“. In Richtung der designiert­en Migrations­ministerin Denstädt erklärte sie: „Da bleiben wir hart.“

Inzwischen liegt die vollständi­ge Statistik für 2022 vor. Danach wurden im vergangene­n Jahr 31.921 ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge in Thüringen registrier­t. Hinzu kamen 6224 Asylbewerb­er. Die meisten davon (1826) stammten aus Syrien. Es folgen als Herkunftsl­änder Afghanista­n, die Türkei, Georgien, Libyen und der Irak. Auch unter den ersten 10: Russland mit 144 Asylanträg­en. Insgesamt wurde damit die Rekordzahl von mehr als 38.000 Menschen aufgenomme­n.

Wir haben mit Minister Adams immer gut zusammenge­arbeitet. Vor allem die Art und Weise seiner Entlassung ist mehr als bedauerlic­h. Michael Brychcy (CDU), Präsident des Thüringer Gemeinde- und Städtebund­es

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