Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Den Finger in offene Wunden legen
Nordthüringer Unternehmerverband wächst. Geschäftsführerin unterstützt den Vorstand
Hinter dem Nordthüringer Unternehmerverband (NUV) liegen herausfordernde Jahre und trotzdem schaut man vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Ungeachtet Corona und der Energiekrise ist der NUV die letzten Jahre deutlich gewachsen. Mittlerweile sind rund 200 Unternehmen mit fast 45.000 Arbeitnehmern Mitglied und nur zwei Unternehmen haben ihre Tätigkeit eingestellt.
Um den gestiegenen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden und da der Vorstand des Verbandes komplett ehrenamtlich tätig ist, gibt es seit diesem Jahr eine Geschäftsführerin im NUV. Claudia Rheinländer, die bisherige Büroleiterin, hat diesen anspruchsvollen Job übernommen.
Eine weitere Änderung wird es in diesem Jahr noch im Nuv-vorstand geben. Turnusgemäß findet bald die Vorstandswahl statt. Da der zweite Vorsitzende Dirk Vetter aus dem Berufsleben ausgeschieden ist, muss er laut Satzung auch aus dem Vorstand
ausscheiden. „Das Amt wird mit großer Wahrscheinlichkeit jemand übernehmen, der bereits im Vorstand tätig ist“, erklärt Nils Neu, seit drei Legislaturperioden Vorsitzender des Unternehmerverbandes.
Für den Unternehmerverband und dessen Mitglieder war die Energiekrise
die größte Herausforderung des letzten halben Jahres. Nachdem bereits im letzten November eine Delegation des NUV in Berlin weilte und einen von den Mitgliedern aufgestellten Forderungskatalog an den Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), übergeben hatte, erfolgt am 6. Februar eine erneute Fahrt ins Bundeskanzleramt.
An dem geplanten weiteren Gespräch mit Carsten Schneider werden Vertreter der am stärksten von der Energiekrise betroffenen Unternehmen teilnehmen. Für Nils Neu ist es der richtige Weg, den der NUV eingeschlagen hat. „Der Gesprächskanal ist offen. Und aus unserem Forderungskatalog sind bereits Maßnahmen ergriffen worden, die die Auswirkungen der Krise abfedern“, so der Verbandsvorsitzende. Klar abgelehnt hatte der NUV dagegen die Bitte einzelner Unternehmer, zur Teilnahme an den Montagsdemos aufzurufen. „Wir müssen den Finger in offene Wunden legen, dazu sind wir da. Aber wir gehen den Weg auf unsere Art. Und wir sollten endlich das Negativdenken durchbrechen. Zwar haben wir stark damit zu kämpfen, dass das Vertrauen in die Politik nachgelassen hat, aber die Politik ist nun einmal Ansprechpartner für die Wirtschaft“, betont Nils Neu.
Viele Posten noch immer nicht von Thüringern besetzt
Als Wirtschaftsverband sei man immer bestrebt, den Standort zu stärken und entsprechende Rahmenbedingungen für eine gute Entwicklung zu schaffen. Leider würden aber viele Dinge die Arbeit vor Ort hemmen. So haben Unternehmer selbst dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung das Gefühl, dass man in den neuen Bundesländern immer noch nicht gleichwertig behandelt wird. „Das zeigt sich auch dadurch, dass noch viel Posten – sei es in der Politik oder in großen Unternehmen – nicht von Menschen aus Thüringen besetzt sind. Es muss mit vernünftigen und bürgernahen Entscheidung wieder mehr Vertrauen in die Regierung aufgebaut werden,“so Neu.