Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Regenbogenwald darf größer werden
Weitere Bäume für gestorbene Kinder werden zum Muttertag bei Sophienhof gepflanzt
Ein Sohn wurde nur 28, der andere nur 31 Jahre alt. Der Schmerz hört nicht auf. „Beide liegen in der Erde“, denkt Regina Horn an die Bestattungen 2011 und 2020 zurück. „Aber die Äste der Bäume hier zeigen nach oben.“Die 69-Jährige steht im Regenbogenwald bei Sophienhof. Initiiert hat diesen die Nordhäuser Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern vor knapp zwei Jahren – ein Novum in ganz Thüringen. 25 Bäume wachsen inzwischen hier – ein jeder gepflanzt für ein verlorenes Kind. Als Zeichen der Liebe und Hoffnung.
Regina Horn hat sich für Gingkos entschieden. Eine 56-jährige Südharzerin wählte einen Spitzahorn. Vielleicht, sagt sie, werde sie später den Stamm umarmen können. 2021 starb ihr Sohn an einer unheilbaren Stoffwechselkrankheit. Mit 30 Jahren. Der Baum, sagt die Mutter, werde sie überleben.
Gerade am Anfang nach dem Tod habe sie den Friedhof als Ort der Trauer gebraucht. Im Regenbogenwald indes verspüre sie Lebensenergie. Mehrmals im Jahr ist sie hier, die Erinnerungen an ihren Sohn im Kopf. Fortan gibt es im Regenbogenwald auch Plätze, an denen
Eltern und Geschwister sitzend verweilen können. Der Landkreis Nordhausen finanzierte über das Programm „Solidarisch zusammenleben“eine Bank. Eine weitere überdachte Sitzgruppe entstand beim Horizont-verein, finanziert von mehreren Krankenkassen. Der Forst richtete nicht nur die einst von Orkantief Friederike verwüstete Fläche her, sondern stellt auch – wenn nötig – Wasser zum Gießen bereit. Für insgesamt 60 Bäume ist Platz. Zum Muttertag am 14. Mai können Eltern oder Geschwister weitere Bäume pflanzen. Die Selbsthilfegruppe bittet, mit ihr dafür bis Ende Januar Kontakt aufzunehmen.
Erreichbar ist die Selbsthilfegruppe über Ricarda Rößler unter Tel.: 0178 / 430 26 09 oder via E-mail: