Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Südharz-klinikum zehrt von Gewinnrücklage
Steigende Kosten und eine Bettenauslastung noch immer unter dem Vor-corona-niveau belasten Geschäftslage
„Uns geht es gut, verhältnismäßig.“Es ist das letzte Wort, mit dem Südharz-klinikumsgeschäftsführer Guido Hage Wasser in den Wein gießt. Er will nichts schönreden: Zwar ist das Nordhäuser Krankenhaus im Gegensatz zu manch anderem Krankenhaus von einer drohenden Insolvenz aktuell weit entfernt. Doch ist die Lage so angespannt wie schon seit Jahren nicht mehr.
„Wir leben auf Verbrauch, werden nun auf unsere Gewinnrücklage aus den Vorjahren zurückgreifen müssen“, erläutert Geschäftsführer Hage. Der 2022er-umsatz von voraussichtlich etwa 170 Millionen Euro reicht also nicht, um alle Kosten zu decken.
Höhere Ausgaben für Energie und Gehälter der Mitarbeiter
Die Inflation trieb die Höhe der Sachkosten um zehn bis 15 Prozent nach oben, was etwa fünf Millionen Euro Mehrkosten bedeutet. Bei Strom und Fernwärme standen die Steigerungen zu Beginn dieses Monats an – der Geschäftsführer rechnet mit weiteren drei Millionen Euro Zusatzkosten dafür.
Bemerkbar macht sich auch die jüngste Tarifsteigerung auf das Niveau des öffentlichen Diensts und auch die neue Entgeltordnung ab Februar dieses Jahres, was für einige Zuwächse von zehn Prozent bedeutet. Macht rund zehn Millionen Euro Zusatzkosten, sagt der Geschäftsführer. Nur ein kleiner Teil wird über das höhere Pflegekostenbudget
refinanziert. Für die Ärzte stand obendrein ab Januar ein dreiprozentiges Lohnplus an.
Während die Kosten steigen, blieb der noch in der Corona-pandemie erhoffte Nachholeffekt aus. Statt mehr Patienten sind es gegenüber 2019 noch immer weniger. Die 700 Betten waren vergangenes Jahr zu etwa 15 Prozent weniger ausgelastet als vor der Pandemie. Immerhin: Das Klinikum stand noch unter dem Corona-rettungsschirm, bekam als Ausgleichszahlung für entgangene
Fälle 98 Prozent der Behandlungskosten vom Jahr 2019.
Aktuell ringen die deutschen Krankenhäuser um einen Inflationsausgleich. Ob sie sich in der Politik durchsetzen, ist offen.
Von Konzentrationsprozess wollen Nordhäuser profitieren
Als Vorstandsmitglied der Landeskrankenhausgesellschaft hat Guido Hage den Überblick und weiß, dass manch anderes Haus auf dem Markt in wirtschaftlicher Schieflage
ist. Er geht davon aus, dass das bisherige Festhalten an jedem Krankenhaus von der Politik deshalb überdacht werden wird. Von einem Konzentrationsprozess soll das Südharz-klinikum profitieren.
In diesem Jahr peilt das kommunale Unternehmen laut Wirtschaftsplan einen Umsatz an, der zumindest 2,5 Prozent höher ausfällt als im Vorjahr. Chancen in ökonomischer Hinsicht erhofft man sich auch vor dem Hintergrund, dass es infolge der demografischen
Entwicklung immer mehr alte Menschen gibt.
Ein Teil des Umsatzes soll reinvestiert werden. „Denn nur mit einer guten technischen Ausstattung sind wir für potenzielle Mitarbeiter interessant“, ist Guido Hage überzeugt. So sind 6,5 Millionen Euro für die Ersatzbeschaffung etwa von EDV und Medizintechnik eingeplant. Erwogen wird der Kauf eines etwa fünf Millionen Euro teuren Op-robotersystems, das patientenschonendere Eingriffe ermöglicht.