Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Südharz-klinikum zehrt von Gewinnrück­lage

Steigende Kosten und eine Bettenausl­astung noch immer unter dem Vor-corona-niveau belasten Geschäftsl­age

- Kristin Müller

„Uns geht es gut, verhältnis­mäßig.“Es ist das letzte Wort, mit dem Südharz-klinikumsg­eschäftsfü­hrer Guido Hage Wasser in den Wein gießt. Er will nichts schönreden: Zwar ist das Nordhäuser Krankenhau­s im Gegensatz zu manch anderem Krankenhau­s von einer drohenden Insolvenz aktuell weit entfernt. Doch ist die Lage so angespannt wie schon seit Jahren nicht mehr.

„Wir leben auf Verbrauch, werden nun auf unsere Gewinnrück­lage aus den Vorjahren zurückgrei­fen müssen“, erläutert Geschäftsf­ührer Hage. Der 2022er-umsatz von voraussich­tlich etwa 170 Millionen Euro reicht also nicht, um alle Kosten zu decken.

Höhere Ausgaben für Energie und Gehälter der Mitarbeite­r

Die Inflation trieb die Höhe der Sachkosten um zehn bis 15 Prozent nach oben, was etwa fünf Millionen Euro Mehrkosten bedeutet. Bei Strom und Fernwärme standen die Steigerung­en zu Beginn dieses Monats an – der Geschäftsf­ührer rechnet mit weiteren drei Millionen Euro Zusatzkost­en dafür.

Bemerkbar macht sich auch die jüngste Tarifsteig­erung auf das Niveau des öffentlich­en Diensts und auch die neue Entgeltord­nung ab Februar dieses Jahres, was für einige Zuwächse von zehn Prozent bedeutet. Macht rund zehn Millionen Euro Zusatzkost­en, sagt der Geschäftsf­ührer. Nur ein kleiner Teil wird über das höhere Pflegekost­enbudget

refinanzie­rt. Für die Ärzte stand obendrein ab Januar ein dreiprozen­tiges Lohnplus an.

Während die Kosten steigen, blieb der noch in der Corona-pandemie erhoffte Nachholeff­ekt aus. Statt mehr Patienten sind es gegenüber 2019 noch immer weniger. Die 700 Betten waren vergangene­s Jahr zu etwa 15 Prozent weniger ausgelaste­t als vor der Pandemie. Immerhin: Das Klinikum stand noch unter dem Corona-rettungssc­hirm, bekam als Ausgleichs­zahlung für entgangene

Fälle 98 Prozent der Behandlung­skosten vom Jahr 2019.

Aktuell ringen die deutschen Krankenhäu­ser um einen Inflations­ausgleich. Ob sie sich in der Politik durchsetze­n, ist offen.

Von Konzentrat­ionsprozes­s wollen Nordhäuser profitiere­n

Als Vorstandsm­itglied der Landeskran­kenhausges­ellschaft hat Guido Hage den Überblick und weiß, dass manch anderes Haus auf dem Markt in wirtschaft­licher Schieflage

ist. Er geht davon aus, dass das bisherige Festhalten an jedem Krankenhau­s von der Politik deshalb überdacht werden wird. Von einem Konzentrat­ionsprozes­s soll das Südharz-klinikum profitiere­n.

In diesem Jahr peilt das kommunale Unternehme­n laut Wirtschaft­splan einen Umsatz an, der zumindest 2,5 Prozent höher ausfällt als im Vorjahr. Chancen in ökonomisch­er Hinsicht erhofft man sich auch vor dem Hintergrun­d, dass es infolge der demografis­chen

Entwicklun­g immer mehr alte Menschen gibt.

Ein Teil des Umsatzes soll reinvestie­rt werden. „Denn nur mit einer guten technische­n Ausstattun­g sind wir für potenziell­e Mitarbeite­r interessan­t“, ist Guido Hage überzeugt. So sind 6,5 Millionen Euro für die Ersatzbesc­haffung etwa von EDV und Medizintec­hnik eingeplant. Erwogen wird der Kauf eines etwa fünf Millionen Euro teuren Op-robotersys­tems, das patientens­chonendere Eingriffe ermöglicht.

 ?? MARCO KNEISE / ARCHIV ?? „Nur mit einer guten technische­n Ausstattun­g sind wir für potenziell­e Mitarbeite­r interessan­t“, begründet Geschäftsf­ührer Guido Hage die 2023 geplanten 6,5 Millionen Euro für die Ersatzbesc­haffung von EDV und Medizintec­hnik.
MARCO KNEISE / ARCHIV „Nur mit einer guten technische­n Ausstattun­g sind wir für potenziell­e Mitarbeite­r interessan­t“, begründet Geschäftsf­ührer Guido Hage die 2023 geplanten 6,5 Millionen Euro für die Ersatzbesc­haffung von EDV und Medizintec­hnik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany