Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Ende des Sommer-theaters
Der FC Bayern München bekommt vor dem Spitzenspiel in Leipzig seinen Wunsch-torhüter
Als das zähe Sommertheater sich dem Ende zuneigte, musste auch Julian Nagelsmann nicht mehr schauspielern. Die Bosse, berichtete der Trainer von Bayern München vor dem Kracherstart bei RB Leipzig vergnügt, „arbeiteten – Achtung Wortspiel! – Sommer wie Winter daran, den Kader zu verstärken, das ist auch jetzt der Fall.“
Offiziell verkünden konnte Julian Nagelsmann den Transfer von Wunschtorwart Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach nach München am Mittwochnachmittag „noch nicht“. Kurz darauf aber fehlte Sommer im Gladbacher Training und die Meldung machte die Runde, er sei bereits auf dem Weg an die Isar, um dort den Medizincheck zu absolvieren. Der Münchner Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatten nach wochenlangem Poker einen Durchbruch erzielt, entsprechend „relaxt“war Nagelsmann bei diesem Thema.
Der Coach wollte nicht einmal ausschließen, dass Sommer schon am Freitag in diesem „sehr wichtigen Spiel“bei einem „Hauptkonkurrenten“um den Titel sein Debüt feiern wird. Eine längere Eingewöhnungsphase jedenfalls benötige ein erfahrener Torwart nicht, vielleicht „15 Minuten. Das ist kein Hexenwerk, das man erst mal sechs Monate studieren muss.“
Die Wende im Ringen um die Nachfolge für den verletzten Kapitän Manuel Neuer soll am Dienstagabend erfolgt sein. Die Bayern erhöhten ihr Angebot schrittweise von vier Millionen Euro plus zwei Millionen Boni auf zunächst fünf plus drei, dann auf sechs plus zwei und schließlich auf acht plus eine Million – bis Gladbach einschlug. Sommer soll bis 2025 in München unterschreiben.
Nagelsmann selbst hatte „keinen Kontakt“zum 34-jährigen Schweizer
– er konzentriere sich voll auf Leipzig. „Das wird sofort ein guter Gradmesser“, sagte er – und das sei ihm nur recht. „Ich bin ein großer Freund davon, wenn man gefordert wird, wenn es zur Sache geht – und es geht direkt zur Sache.“
Doch im einzigen Test, dem wilden 4:4 gegen Salzburg, offenbarte seine Stammelf Probleme. Nagelsmann behauptete unbeirrt, seine Stars machten „einen guten Eindruck“, warnte aber vor den starken Standards und der „extrem hohen Kontergefährlichkeit“von RB.
Der Dritte gegen den Ersten, der Pokalsieger gegen den Meister: „Es ist gleich ein Kracher, ein absolutes Topspiel“, weiß Kahn. Die „Mission“seiner Bayern sei aber „relativ einfach“zu benennen: gewinnen.
Dass die Bayern ohne Neuer ins Wanken geraten könnten, glaubt nicht einmal die Konkurrenz. Dortmund-boss Hans-joachim Watzke kann es sich „nicht vorstellen“, dass die Schale am 27. Mai nicht zum elften Mal in Serie nach München geht. Der deutsche Rekordmeister, sagte Hertha-chef Fredi Bobic, sei „insgesamt zu stark“.