Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Endlich ohne Schmerzen laufen

Erfurts U23-europameis­ter Luis Brandner hat eine schwere Verletzung­szeit hinter sich. Nun will er wieder angreifen und freut sich auf das Heimspiel beim Indoor

- Sandra Arm

Bei seiner Rückkehr auf die Tartanbahn blieben die ganz großen Emotionen aus. Keine Jubelszene­n, kein tränenreic­hes Comeback. „Es hat sich zuletzt abgezeichn­et, dass es wieder in die richtige Richtung geht, aber grundsätzl­ich bin ich schon sehr stolz auf mich, dass ich am Ende dieses Prozesses angekommen bin und wieder auf der Bahn stehen kann“, sagt Luis Brandner. Wenngleich die Rückkehr des 22 Jahre alten Sprinters vom Top Team Thüringen durchaus eine für große Gefühle war. Es ist eine Geschichte über Beharrlich­keit, Lernen und das Vermissen.

„Es waren jetzt zwei sehr schwierige Jahre für mich, in denen ich mir nicht wirklich sicher war, ob es jemals so sein wird, dass ich wieder ein Wettkampfr­ennen mache“, beschreibt der junge Brandner seine fast schon ausweglose Situation.

Das Team brachte viel Zeit und Geduld, um das Puzzle zusammenzu­setzen, die richtige Schlüsse zu ziehen und das Training darauf abzustimme­n. „Die Grundprobl­ematik ist sehr komplex und sehr schwer zu erklären. Das grundsätzl­iche Problem sind die Hüftbeuger, die in gewisser Weise falsch angesteuer­t werden durch verschiede­ne Disbalance­n im Körper“, erklärt der U23-staffel-europameis­ter 2021.

Im März letzten Jahres begann die Arbeit, die bis zum heutigen Tag andauert. Ein Start im Sommer in Wattensche­id verursacht­e erneute muskuläre Problemen. „Wir haben danach gesagt, wir bereiten jetzt den Winter ordentlich vor und das hat jetzt schon gut funktionie­rt.“

Zwei Starts in Erfurt und Vorfreude auf die Hallensais­on

Nämlich mit einem Doppelstar­t: Vor zweieinhal­b Jahren war es gewesen, als er zuletzt in einem Wettkampf die kurze und lange Sprintstre­cke gelaufen ist. Für den Einstieg empfand er die Zeiten von 6,82 und 21,50 Sekunden als „ganz okay“. Zumal es ihm weniger auf die

Zeit ankam, als auf einen anderen Aspekt: „Mir war es erstmal egal gewesen, was genau auf der Uhr steht, solange ich schmerzfre­i bin. Das war ich absolut. Es war sehr schön mal wieder frei laufen zu können. Das hatte ich sehr lange nicht.“

Brandner besitzt den Anspruch, wieder ganz vorn mitzulaufe­n. „Dafür reichen die Leistungen nicht, aber ich denke, dass sich über die Hallensais­on schon was entwickeln kann.“Ebenfalls zufrieden wirkte sein Trainer Tobias Schneider: „Das nichts wehtut nach den drei Läufen, das ist sehr viel wert. Die 6,82 über 60 Meter hat mich auch überrascht. Darauf gilt es aufzubauen.“Angepeilt sind die nächsten Starts in

Chemnitz (21. Januar) und beim Erfurt Indoor (3. Februar).

Für sich selbst hat er etwas Wichtiges aus der schweren Zeit mitnehmen können. Für die Antwort lässt er sich einen Moment Zeit. „Diese Monate haben mir gezeigt, wie sehr ich den Sport eigentlich liebe. Es hat mich schon fertig gemacht, nicht auf der Bahn zu stehen und anderen zuzusehen, wie schnell sie rennen und Spaß haben. Vor allem bei Julian Wagner. Ich freue mich unheimlich für ihn, wie er sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat, aber ich wäre schon selber gern mit dabei gewesen.“Umso „cooler“empfand er jetzt seine Rückkehr. Auch ohne ganz große Emotionen.

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SEBASTIAN DÜHRING Luis Brandner (22) vom Top Team Thüringen.

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