Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Facharzt-suche wird noch schwieriger
Terminservicestelle so gefragt wie nie zuvor
Für gesetzlich Krankenversicherte war es in Thüringen im vergangenen Jahr offenbar so schwierig wie noch nie, einen Termin bei niedergelassenen Fachärzten zu bekommen – und die Situation dürfte sich weiter verschärfen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KV) gingen im Vorjahr bei der Terminservicestelle, die bei der Vermittlung dringender Facharzttermine helfen soll, insgesamt 66.753 Anrufe ein. Das waren fast 14.700 mehr als 2021 und zugleich rund achtmal so viele wie im Jahr 2016, als die Terminservicestellen bundesweit eingerichtet wurden. In 14.885 Fällen konnten im Vorjahr Termine bei Fachärzten, in rund 6000 Fällen Termine bei Psychotherapeuten vermittelt werden. 2021 waren es noch 13.462 Terminvermittlungen bei Fachärzten und 4044 bei Psychotherapeuten.
„Uns ist bekannt, dass Termine insbesondere bei Fachärzten oft stark nachgefragt sind“, sagt Annette Rommel, Hausärztin im Landkreis Gotha und Vorstandsvorsitzende der KV. Der erste Ansprechpartner für die Vermittlung solle der Hausarzt sein. Dieser könne die Dringlichkeit für Facharzttermine feststellen und Patienten gezielt vermitteln, wenn die Dringlichkeit hoch sei.
Im Vorjahr getroffene politische Entscheidungen würden aber dazu führen, dass es für Patienten künftig noch schwieriger wird, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Rommel verweist auf das auch von der Länderkammer mitgetragene Gkv-finanzstabilisierungsgesetz, mit dem die sogenannte Neupatientenregelung weggefallen sei. Diese habe den Praxen Anreize gesetzt, zu investieren und Personal aufzustocken, um mehr Patienten zu behandeln. Wegen der Streichung dieser Regelung würden die Praxen nun wieder Personal reduzieren und ihre Organisation anpassen. „Der Anreiz für zusätzliche Kapazitäten wurde im Keim erstickt. Das wird folglich auch bei der Terminvergabe an Patienten spürbar“, sagt die Thüringer Kv-chefin.