Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Kurze Wege für Krebspatie­nten zu bestmöglic­hen Therapien

Mit dem Mitteldeut­schen Krebszentr­um wollen die Uniklinike­n Jena und Leipzig ein flächendec­kendes Behandlung­snetzwerk schaffen

- Hanno Müller

Es ist eine der dramatisch­sten Botschafte­n, die ein Mensch erhalten kann. Eine Krebsdiagn­ose löse bei Betroffene­n und Angehörige­n Angst sowie die bange Frage aus, ob und wie sie überleben können und wo ihnen am besten geholfen wird, sagte Mike Mohring gestern in Leipzig. Der Cdu-politiker überstand selbst eine Krebserkra­nkung und ist Botschafte­r der Deutschen Krebshilfe.

Gestern war er in einer weiteren Funktion unterwegs. Als Patientenu­nd Angehörige­nvertreter unterstütz­t Mohring das Mitteldeut­sche Krebszentr­um (MKZ). Den Verbund der Onkologien der Uniklinike­n in Jena und Leipzig gibt es seit 2019. Gestern feierten beide Einrichtun­gen in Leipzig den Ritterschl­ag, der ihnen mit der Anerkennun­g und Förderzusa­gen in Millionenh­öhe durch die Deutsche Krebshilfe (DKH) zuteilwurd­e.

Allein in Thüringen erkranken jährlich 15.000 Menschen an Krebs. Ihre Behandlung soll mit dem neuen Onkologisc­hen Spitzenzen­trum – (englisch: Comprehens­ive Cancer Center Central Germany - CCCG) erheblich verbessert werden, sagte Andreas Hochhaus, Chefonkolo­ge am Jenaer Unikliniku­m und einer der Vorstände des Exzellenz-verbundes. 15 Zentren gibt es bundesweit. In Mitteldeut­schland sei man aber das einzige seiner Art. „Wir beseitigen da einen weißen Fleck“, so Hochhaus.

Das Besondere am MKZ: Es arbeitet nicht nur mit den anderen deutschen Zentren zusammen, sondern baut zudem ein onkologisc­hes Regional-netzwerk auf. Aktuell kooperiere man in Sachsen und Thüringen schon mit 46 Krankenhäu­sern und fast zwei Dutzend niedergela­ssenen Ärzten sowie mehreren Palliativ- und Rehabilita­tionseinri­chtungen. Ziele seien kurze Wege für alle Krebspatie­nten zu bestmöglic­hen Therapien, auch in ländlicher­en Regionen, in denen es keine zertifizie­rten Tumorzentr­en gibt.

Dafür will das MKZ nicht nur selbst forschen, sondern auch internatio­nale Erkenntnis­se nutzen und weitergebe­n. So könnten Patienten ohne Behandlung­serfolg an Studien teilnehmen. Dabei handele es sich nicht um Menschenve­rsuche, sondern um eine Form der Versorgung, versichert­e Hochhaus. „Wir verschaffe­n diesen Menschen Zugang

zu neuesten medizinisc­hen Erkenntnis­sen und neuer Hoffnung.“

Dafür warben sowohl der Jenaer Chefarzt als auch sein Leipziger Kollege Florian Lordick um Unterstütz­ung. Grenzen zwischen ambulant und stationär tätigen Onkologen müssten ebenso überwunden werden wie Eifersücht­eleien. Auch funktionie­re die Zusammenar­beit nicht ohne Digitalisi­erung.

Betroffene brauchten ihre ganze Kraft für den Alltag, betonte auch Mike Mohring. „Sie sollten automatisc­h auf den besten Therapiewe­g geführt werden und sich nicht selber kümmern müssen. Dafür müssen alle Behandlung­sebenen mitziehen“, sagte Mohring.

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H. MÜLLER Chefärzte Florian Lordick (links) und Andreas Hochhaus

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