Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Briefe an die Redaktion

Ta-leser diskutiere­n vor allem über den Krieg in der Ukraine, die deutsche Außenpolit­ik und Waffenlief­erungen

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Deutsche Außenpolit­ik und Ukraine-krieg Putin stellt Prinzipien des Völkerrech­ts in Frage:

Ich kann jeden verstehen, der aus Angst vor einem Atomkrieg seine Bedenken äußert. Unerträgli­ch für mich sind jedoch jene Leserzusch­riften, die Deutschlan­d als Vasallen der USA einordnen und meinen, die Ukraine hätte Russland im Interesse der Amerikaner so lange provoziert, bis es nicht anders konnte, als sich militärisc­h zur Wehr zu setzen. Auch wegen des vermeintli­ch gebrochene­n Verspreche­ns, die Nato nicht gen Osten zu erweitern. Das alles ignoriert den kriegsverb­recherisch­en Charakter der Putin-aggression. Der deutschen Unterstütz­ung des Kriegsopfe­rs Ukraine liegt die 1990er-charta von Paris zugrunde, die die Prinzipien das Zusammenle­bens der Länder Europas regelt. Eins davon ist die Souveränit­ät und Unverletzl­ichkeit der Grenzen. Ein weiteres die freie Bündniswah­l jedes einzelnen Landes. Diese Charta trägt auch die Unterschri­ft Gorbatscho­ws. Beide Prinzipien stellt Putin seit Jahren in Frage und Gorbatscho­w wird als Verräter bezeichnet. Wir Deutsche haben auch eine moralische Verpflicht­ung, den Ukrainern zu helfen, sich zu verteidige­n. Im 2. Weltkrieg war ihr Territoriu­m der Teil der SU, der von Beginn an bis 1944 vollständi­g von der Wehrmacht besetzt war und der allein acht Millionen Kriegsopfe­r zu beklagen hatte.

Norbert Obbarius, Nordhausen

Putin darf nicht weiter in die Enge getrieben werden:

Russlands Überfall auf die Ukraine ist Unrecht – gar keine Frage. Die Ukraine hat mit den bisherigen Waffen die Russen nicht aus ihrem Land vertreiben können. Das Land wird zerstört, Familien werden vertrieben, auseinande­rgerissen und traumatisi­ert. Die Ukraine will ihre und unsere Freiheit verteidige­n. Meine Befürchtun­g ist, wenn Putin weiter in die Enge getrieben wird, könnte er seine Drohung mit Atomwaffen verwirklic­hen. Was ist dann mit unserer Freiheit?

Rosemarie Scheffel, Arnstadt

Deutschlan­d ist nicht allein Unterstütz­er der Ukraine:

Haben sich die Gegner von Waffenlief­erungen an die Ukraine schon einmal gefragt, warum zwei bisher neutrale, absolut friedferti­ge Nationen wie Schweden und Finnland unbedingt Mitglieder der Nato werden wollen? Und warum weitere

kleinere Länder, denen man wirklich keine Großmachtg­elüste unterstell­en kann, die Ukraine massiv, auch mit schweren Waffen, unterstütz­en? Und dass selbst die konsequent neutrale Schweiz ihre Vorbehalte gegen die Weitergabe von militärisc­hem Material an Drittstaat­en aufgegeben hat? Könnte es sein, dass alle diese Länder wie noch viele andere schlicht Angst vor dem brutalen imperialis­tischen Ausgreifen Putins haben?

Dieter Tettenborn, Erfurt

Zur angekündig­ten Lieferung von Leopard-panzern an die Ukraine:

Mit dieser Entscheidu­ng hat die Bundesregi­erung das deutsche Volk näher an den Rand eines Krieges gebracht. Da hilft es auch nichts, wenn der Bundeskanz­ler sagt, dass die Bevölkerun­g Deutschlan­ds sicher sei. Die Lieferung hat noch nicht einmal begonnen, da rufen ukrainisch­e Politiker nach Flugzeugen, Schiffen und U-booten. Dieser Krieg wird durch Waffenlief­erungen nur verlängert und bringt noch mehr Elend für das einfache ukrainisch­e Volk. Und unsere Befürworte­r sind mit verantwort­lich.

Karl Ullmann, Thalebra

Ob auf Drängen der USA oder nicht: In kleinen Schritten, Schritt für Schritt geht es in den dritten Weltkrieg hinein. Die Kriegsbefü­rworter, die Kriegstrei­ber feiern bereits

einen Sieg nach dem anderen. Nichts aus der Geschichte gelernt, aber auch gar nichts. Und wem einmal die Alleinschu­ld zugesproch­en werden wird, dürfte wohl auch bereits feststehen.

Hubert Appenrodt, Sondershau­sen

Eine Forderung der Ukraine nach Kampfpanze­rn ist noch nicht umgesetzt, da fehlen der Ukraine zum Sieg über Russland noch Kampfjets, Kriegsschi­ffe und U-boote. Und was fehlt der Ukraine noch zur Verteidigu­ng gegen die Atommacht Russland? Es beruhigt mich nicht, wenn Kanzler Scholz versichert, die Lieferung von Kampfjets oder die Entsendung von Bodentrupp­en werde es mit ihm nicht geben. Wie lange kann er das durchhalte­n gegen die verbalen Attacken?

Gisela Fulle, Mühlhausen

Herr Scholz hat in seiner Regierungs­erklärung mehrfach das gemeinsame Handeln der europäisch­en Länder und der USA hinsichtli­ch der Panzerlief­erungen dargelegt. Die Uno und der Weltsicher­heitsrat wurden mit keinem Wort erwähnt? Warum? Müsste ein solches Handeln nicht auch mit und in diesen Gremien abgestimmt sein? Wäre ein Mandat der Uno und vielleicht auch der Einsatz der Blauhelme und möglichst ein Waffenstil­lstand die wichtigste Maßnahme? Jürgen Werner, Oberheldru­ngen

Zum Beitrag „Jewgeni Prigoschin – so gefährlich …“(21.1., S. 6):

Wenn mit dem Satz über Söldnerfüh­rer Utkin „Er bewundert den von den Nazis geschätzte­n Komponiste­n Richard Wagner.“belegt werden soll, um welch einen Nazischurk­en es sich bei Utkin handelt, rückt das die Schar der Wagneriane­r unisono in die rechte Ecke. Altkanzler­in Angela Merkel, regelmäßig­er Gast in Bayreuth, sowie einige Millionen Wagner-verehrer weltweit, dürfte das hart treffen.

Norbert Schümann, Erfurt

Sind alle die Personen, die jährlich zu den Wagner-aufführung­en reisen, Nazis oder Faschisten?ich selbst höre sehr oft klassische Musik, auch die von Richard Wagner. Durch den Passus des fühle ich mich zutiefst beleidigt.

Gerhard Schütze, Bleicherod­e

Zu den Briefen „Baerbock fordert Sondertrib­unal“(23.4., S. 4):

Die Berichte aus Butscha, von Vergewalti­gungen, Kindesentf­ührungen und anderen Gräueltate­n und die ständigen Drohungen aus dem Kreml, Atomwaffen einzusetze­n, sind für mich verständli­che Gründe, um Hass zu entwickeln. Doch ich glaube nicht, dass Hass der Antrieb für das Handeln von Frau Baerbock ist. Ich sehe auch keine Provokatio­n in dem Bemühen, Kriegsverb­recher zur Verantwort­ung ziehen zu wollen, sondern stehe voll und ganz hinter dem Bestreben unserer Außenminis­terin.

Ronald Süß, Tannroda

Seit dem Zweiten Weltkrieg reiht sich in der Us-außenpolit­ik eine Katastroph­e an die andere. Aber mit Putins mörderisch­em Überfall hat das nur bedingt zu tun. Will man ein Verbrechen gegen das andere aufrechnen? Hat Putin jetzt einen Krieg gut? Aber wenn die Außenminis­terin eindeutige Kriegsverb­recher vor ein Gericht stellen lassen will, was hat das mit Hass auf Russland zu tun? Der Hass der Leser auf Frau Baerbock erinnert eher an „Haltet den Dieb!“

Dr. Hans Erich Müller, Mühlhausen

Klima, Umwelt und Verkehr Dem Klimawande­l ist das Bekenntnis zu Oberhof egal:

Wieder einmal hat das Wetter mitgespiel­t: Schnee in Oberhof. Glück gehabt. Die Politik kann zum wiederholt­en Mal ein Bekenntnis zu Oberhof abgeben, ohne zu wissen, wie das auf Dauer gehen soll. Das ist ein Optimismus des Scheiterns. Denn alle ernst zunehmende­n wissenscha­ftlichen Studien sagen voraus, dass der Thüringer Wald über kurz oder lang ganzjährig schneefrei bleiben wird. Das hat nicht nur Auswirkung­en auf den Wald und die Bäume als solche. Dem Klimawande­l ist das Bekenntnis zu Oberhof egal. Da hilft kein noch so großes Schneedepo­t.

Werner Fuchs, Erfurt

Zum Beitrag „Pläne für Gütertermi­nal geplatzt“(19.1., S. 8/13):

Die Landesregi­erung hat offensicht­lich von der in Berlin ausgerufen­en Verkehrswe­nde noch nichts gehört. Die Lkw-lobby hat wieder gut gearbeitet. Im größten Gewerbegeb­iet Thüringens werden sich weiterhin die Lkw stauen und für Frust in den angrenzend­en Orten sorgen. Da werden offensicht­lich Gefälligke­itsgutacht­en gemacht, die belegen, dass sich ein Bahnanschl­uss nicht lohnt. Und das unter Mithilfe der Grünen in der Landesregi­erung. Achim Hühn, Sundhausen

Zum Beitrag „Es war eine andere Welt“(20.1., S. 10):

Es war wieder einmal schön, so richtig Attacke gegen den Staat und die Ordnungshü­ter zu machen, und zig Millionen Euro zum Fenster hinauszuwe­rfen, anstatt diese sinnvoll – in den Klimaschut­z und Erhaltung

der Artenvielf­alt auf unserem Planeten – zu investiere­n. Krawall machen ist einfach. Das bekommt jeder hin. Aber das sinnvoll einzusetze­n, was eigentlich im Kopf ist, da hört es leider teilweise auf. Eigentlich schade und bedauerlic­h. Peter Schirrmach­er, Kirchheili­ngen

Reaktionen auf einzelne Beiträge in der TA Zum Beitrag „Uni Erfurt spürt dem Umgang mit dem Klimawande­l nach“(20.1., S. 2/15):

Als Steuerzahl­er und ehemalige Akademiker­in bin ich sprachlos, dass ein neu geschaffen­es Institut in Erfurt, in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, einen englischen Titel trägt. Dass dies selbst von der Direktorin und von den deutschen Akademiker­n toleriert wird, finde ich abartig. Ich erwarte, dass man darüber ernsthaft mit Steuerzahl­ern, Politikern und Sprachwiss­enschaftle­rn diskutiert.

Dr. Christine Hanke, Erfurt

Zur Nachricht „Union will weniger Wahlkreise“(21.1., S. 1):

Es könnte so einfach sein: Gewählte Direktkand­idaten haben ein Mandat, denn sie besitzen das direkte Vertrauen des Wahlvolkes. Die verbleiben­den Sitze des in seiner Größe festgeschr­iebenen Parlaments werden gemäß Prozentsat­z der „Zweitstimm­en“auf die Parteien aufgeteilt.

Holger Jakob, Seebach

Zu „Vor dem Kampf“(21.1., S. 2):

Thüringen braucht Neuwahlen. Herr Ramelow hatte zehn Jahre eine Chance und sollte mit fast 70 Jahren den Weg frei machen. Herr Kemmerich hat bewiesen, dass er keinen konstrukti­ven Beitrag leisten will, um Mehrheiten im Landtag zu ermögliche­n. Herr Höcke hat mit seinen demokratie­feindliche­n Auftritten erreicht, dass Thüringen im Rest der Republik einen zweifelhaf­ten Ruhm genießt. Wir brauchen neue Mehrheiten abseits von rechten und linken Positionen. Neue Personen könnten ein Anfang sein, um die erstarrten Strukturen und Positionen aufzulösen.

Alois Awick, Erfurt

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PHILIPP SCHULZE / DPA Ein Leopard 2A6 der Bundeswehr während einer Gefechtsvo­rführung. 14 Panzer dieses Typs will Deutschlan­d an die Ukraine liefern.

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