Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Prägende Gestalt zeitgenössischer A-cappella-musik
Landesjugendchor würdigt den Komponisten Clytus Gottwald
An eine, wenn nicht gar die prägende Persönlichkeit in der zeitgenössischen A-cappella-musik hat jetzt der Landesjugendchor Thüringen erinnert. Er gedenkt des Chordirigenten, Komponisten, Musikwissenschaftlers und Theologen Clytus Gottwald, der am 18. Januar 97-jährig starb. Bekannt vor allem durch seine Bearbeitungen für Acappella-chöre, hatten ihn die Thüringer vor einigen Jahren gebeten, Klavierlieder von Clara Schumann zu transkribieren. Gottwald kam diesem Wunsch nach und bearbeitete „Ich stand in dunklen Träumen“und „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht“nach Heine sowie „Liebst du um Schönheit“nach Rückert für sechsstimmigen Chor.
Erschienen im Carus Verlag, eignete er sie „dem Landesjugendchor Thüringen als Initiator dieser Transkription“zu: „mit den besten Wünschen.“Die Uraufführung fand im Juni 2019 statt, anlässlich des bevorstehenden 200. Geburtstages von Clara Schumann, seitdem kam es mehrfach zu Wiederaufführungen.
Gottwalds stets anspruchsvolle Transkriptionen – unter anderem von Wagner, Mahler und Strauss – seien „von Anbeginn von allen großen Chören begeistert aufgenommen und weltweit mit großem Erfolg aufgeführt worden“, heißt es im Nachruf des Landesjugendchores.
Gottwald, 1925 in Ober Salzbrunn (heute Szczawno-zdrój) geboren, studierte in Tübingen und Frankfurt. 1960 gründete er die Schola Cantorum: ein Ensemble von 18 Berufssängern für zeitgenössische Chormusik . Mehr als 20 Jahre war Gottwald Redakteur für Neue Musik beim heutigen Südwestrundfunk, arbeitete aber weiterhin international auch als Chordirigent. Nach 1988 war er fast ausschließlich als Komponist tätig.