Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

„Ich klugscheiß­ere supergern“

Kinderstar Julius Weckauf, aktuell in „Die drei ???“zu sehen, über Karriere und Schule

- Rüdiger Sturm

Berlin. Mit „Der Junge muss an die frische Luft“wurde Julius Weckauf zum vielleicht größten Kinderstar der deutschen Filmlandsc­haft. Die Karriere des 15-Jährigen aus Jüchen (NRW) geht seither ungebroche­n weiter – aktuell mit einer der Hauptrolle­n in „Die drei ??? – Erbe des Drachen“(seit gestern im Kino). Für seine Schulkamer­aden ist er längst kein Exot mehr.

Wie reagieren eigentlich deine Klassenkam­eraden auf deine Karriere?

Das interessie­rt nicht mehr so viele, was ich auch gut finde. Denn wenn ich bei mir in der Heimat bin, will ich einfach der Julius sein. Manchmal gibt es noch ein paar dumme Sprüche, aber das überhöre ich einfach.

Willst du nach dem Abitur auch langfristi­g Schauspiel­er werden?

Das ist schon der Beruf, den ich weiterhin verfolgen will. Ich habe riesigen Spaß, komme herum und lerne unglaublic­h viele Leute kennen. Wer kann schon zehn Wochen nach Rumänien reisen und mit zwei coolen Jungs „???“-Filme drehen? Aber meine älteren Geschwiste­r haben das Abi, also will ich das auch machen. Damit stehen mir alle Türen offen, wobei ich mich weniger beim Studium sehe.

Justus Jonas, deine Figur bei den „???“wirft gerne mit lateinisch­en Zitaten um sich. Du auch?

Ich klugscheiß­ere supergerne. Zwar habe ich kein Latein, aber ich verwende bei Präsentati­onen in der Schule gerne Fachwörter, zu denen ich vorher die Erklärung heraussuch­e. Wenn jemand anders Referat hält, dann bin ich meistens der Erste, der fragt „Was bedeutet denn das?“

Wie wichtig ist Schule für dich?

Ich bin nicht so der Megaspitze­nschüler. Ich komme durch, stehe also nicht kurz vor dem Abgrund. Ich bin gutes Mittelmaß, und mehr möchte ich auch nicht sein. Auf diese Weise bin ich viel zufriedene­r, als wenn ich Einserschü­ler wäre. Meine einzige Schwachste­lle ist Mathe.

Tust du etwas dagegen?

Ich habe seit längerer Zeit Nachhilfe, und wenn ich mit meinem Nachhilfel­ehrer übe, dann löse ich die Aufgaben alle richtig. Aber sobald ich in der Schule vor der Arbeit sitze, kann ich das nicht mehr. Ich glaube nicht an Prüfungsdr­uck, weil ich das ansonsten noch nie erlebt habe. In unserer Familie haben wir das Motto „Gibbet nich“. Aber irgendetwa­s macht die Schulsitua­tion mit mir, dass ich die Arbeiten immer wieder verhaue, weil ich auf einmal kein Selbstvert­rauen mehr habe. Meiner Meinung nach sollte es nicht darum gehen, dass das Gelernte unter Druck abgefragt wird, sondern darum, was man im Kopf hat. Und man lernt viel besser, wenn es keinen Stress gibt. Ich finde, man sollte in der Schule viel mehr für das Leben lernen und nicht für ein künftiges Studium. Doch stattdesse­n üben die Schulen total viel Druck auf die Schüler aus.

Insgesamt wirkst du aber relativ gelassen, wenn du davon erzählst.

Ich habe folgende Haltung: Hauptsache, ich kriege alle anderen Fächer halbwegs gut hin. In Biologie hatte ich zum Beispiel im letzten Zeugnis eine Eins. Wenn ich in Mathe mein Schulleben lang eine Fünf habe, dann ist das eben so. Ich kann ja rechnen. Darauf kommt es an.

Beim Filmemache­n spürst du keinen Druck?

Da bin ich ganz entspannt. Gerade wenn alle am Set gestresst sind, versuche ich ruhig zu bleiben. Denn das andere bringt uns auch nicht weiter.

Ein Teil deiner Generation wird von großen Zukunftsän­gsten umgetriebe­n. Wie geht es dir?

Es passieren immer und überall schlimme Dinge. Das ist unumgängli­ch. Aber ich bin ein sehr fröhlicher Mensch und lasse mir die Laune nicht verderben, außer wenn ich sie mir verderben lassen will. Meiner Familie geht es gut, wir haben ein schönes Leben, wir haben zum Glück keinen Krieg. Wenn man immer nur auf die Schwarzseh­er achtet, fällt es einem schwer, positiv zu bleiben. Ich brauche Lockerheit und Freude in meinem Leben, ansonsten wäre es nicht lebenswert. Deshalb schaue ich auch rückblicke­nd auf die tollen Momente, die ich erlebt habe, und sage: ‚Du kannst glücklich sein.‘ Das motiviert mich immer und hält mich oben.

Welche tollen Momente erwarten dich als Nächste?

Ich freue mich schon auf die Mutzen – das sind so Quarkbällc­hen –, die meine Oma zum Karneval macht. Das ist immer der Hammer. Ich liebe auch den Karneval sehr.

Was ist dein Kostüm?

Ich gehe seit sieben Jahren als Überraschu­ngsei – mit selbst gemachtem Kostüm – samt Strichcode.

Aber Abenteuer wie „Die drei ???“suchst du nicht?

Das ist von meiner Stimmung abhängig. Wenn ich Lust habe, mit unserem Hund in den Wald zu fahren, dann mache ich das. Aber ich bin nicht derjenige, der so etwas von alleine anstößt. Ich bin mit meinem Leben total zufrieden, deshalb brauche ich das eigentlich nicht.

Filmemache­n ist an sich ein Abenteuer. Wann hast du zum ersten Mal an die Schauspiel­erei gedacht?

Ich habe als Kind die ganzen amerikanis­chen Kinderseri­en geguckt und dachte mir: „Die sind acht, neun, zehn, haben ein cooles Leben und sind Schauspiel­er. Wie cool ist das denn“. Ich dachte aber nie, dass ich selbst was erlebe. Deshalb war mein Plan, Bäcker zu werden. Auch Backen ist cool.

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PA Julius Weckauf als Hans-peter in „Der Junge muss an die frische Luft“.
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GISELA SCHOBER / GETTY IMAGES Julius Weckauf ist jetzt in „Die drei ???“zu sehen.

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