Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Erinnerung an Opfer wachhalten

Mitglieder der Zukunftswe­rkstatt schlagen vor: Weitere Stolperste­ine könnten in Bleicherod­e verlegt werden

- Birgit Eckstein

Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschlan­d ein offizielle­r Gedenktag. Dieser erinnert an die Befreiung des Konzentrat­ionslager Auschwitz durch sowjetisch­e Soldaten an diesem Tag vor 78 Jahren. Über eine Million Menschen wurden im größten Vernichtun­gslager des Ns-staates ermordet, der überwiegen­de Teil waren jüdische Opfer. Historisch­e Quellen belegen, dass mindestens 18 ehemalige Bürger von Bleicherod­e und Mitglieder der jüdischen Gemeinde der Stadt in Auschwitz ihr Leben ließen.

Unter den Opfern waren auch die Bleicheröd­er Elly und Leopold Stein, die im April 1945 im KZ ermordet wurden. Sichtbare Erinnerung­en an deren Schicksal sind zwei Stolperste­ine des Künstlers Gunter Demnig, die 2006 auf Initiative der Tochter vor dem einstigen Wohnhaus der Familie in der Talstraße verlegt wurden.

Seither sind keine neuen Steine mit den Messingpla­tten, die die Namen der Ermordeten tragen, in der Kalistadt hinzugekom­men. Und das, obwohl die Daten vieler weiterer Menschen bekannt sind, die Bezug zu Bleicherod­e haben und in

Konzentrat­ionslagern starben. All diese hätten es verdient, dass an sie erinnert wird. Damit diese Schicksale

übergangen werden, widmet sich die „Zukunftswe­rkstatt jüdisches Leben in Bleicherod­e“neben

anderen Themen auch der Stolperste­inverlegun­g. Die Mitwirkend­en möchten anregen, über weitere

Stolperste­ine in Bleicherod­e zu entscheide­n. Wenn im Februar wieder eine Verlegung in Nordhausen stattfinde­t, wollen die Kalistädte­r das Gespräch mit Gunter Demnig suchen. Der Künstler stellt die Stolperste­ine her und verlegt sie.

Gastgebers­tadt für ein Konzert der jüdisch-israelisch­en Kultur

1996 startete er das Projekt, seitdem wurden etwa 75.000 Steine in 24 Staaten Europas verlegt. Grundlage für weitere Stolperste­ine in Bleicherod­e ist auch der Wille der Nachfahren der Opfer oder der heutigen Eigentümer der einstigen Wohnhäuser. Gemeinsam sollte eine Antwort auf die Frage gesucht werden: Wie gehe man mit der Geschichte und der daraus resultiere­nden Verantwort­ung um? Diese Frage dürfe aber nicht nur an Gedenktage­n präsent sein.

Weitere Initiative­n der Zukunftswe­rkstatt rund um das jüdische Leben in Bleicherod­e sind in Zusammenar­beit mit der „Alten Kanzlei“und der Landgemein­de vorgesehen und werden abgestimmt. Bereits jetzt steht fest, dass Bleicherod­e wieder Außenstand­ort für ein Konzert der jüdisch-israelisch­en Kulturtage Thüringen ist.

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RENÉ FIEDLER Diese beiden Stolperste­ine für Elly und Leopold Stein liegen vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Talstraße. Es sind bisher die einzigen in Bleicherod­e.

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