Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Bis aufs Blut – Debakel für den Olympiasieger
Skeleton-titelverteidiger Grotheer verspielt bei WM Siegchancen am ersten Tag. Fast-sturz mit Schramme am Kinn. Debütantin Kreher führt Frauenfeld an
Christopher Grotheer schaute mit waidwundem Blick ins Leere, drückte ein Taschentuch an sein blutendes Kinn. Die Naturbahn von St. Moritz hatte dem Skeleton-olympiasieger schon am ersten WM-TAG den Zahn gezogen. Nur Platz neun nach zwei Läufen. Mit 1,91 Sekunden Rückstand auf den führenden Briten Matt Weston ist Grotheer Lichtjahre von der Titelverteidigung entfernt.
„Das war echt übel. Das war richtig Grütze. Wir haben uns hier fahrerisch nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Grotheer auch mit Blick auf seine enttäuschenden Weltcupkollegen
Jungk (18.) und Keisinger (13.). Der 30-Jährige vom BRC Thüringen, suchte nicht nach Ausflüchten. „Am Material lag es nicht, mein Start war im zweiten Lauf sogar sehr gut“, sagte Grotheer, der im Lauf fast nach der berüchtigten Horse-shoe-kurve vollends abgestiegen wäre. „Dabei habe ich mir die kleine Wunde zugezogen“, erklärte der Erlauer das Blut.
Am frühen Morgen war Grotheer bei minus 16 Grad in die Tiefgarage des Olympic Bob Runs „zum Warmmachen geflüchtet.“Doch im sonnigen Ziel in Celerina blieben die Blicke der deutschen Bauchrodler, bis auf Juniorenweltmeister Cedric Renner (11.) eisig. Auf die Medaillenplätze,
die vom Italiener Bagnis und dem Briten Wyatt belegt werden, beträgt Grotheers Rückstand eine reichliche halbe Sekunde. Viel Holz im Skeleton.
Grotheer sucht nach Hoffnungsankern für den zweiten Kampftag im harten Eis. „Wenn ich den Absteiger nicht habe, bin ich zumindest um die Medaillen dabei. Leider war der zweite Lauf auch nur zur Hälfte gut. Es hatte sich im Training schon angedeutet. Da waren wir bereits nicht konstant. Aber die anderen hatten auch nicht mehr Trainingsfahrten als wir“, so Grotheer, der am Freitag (ab 9 Uhr) mit besseren Läufen wenigstens noch ein paar Plätze gut machen will.
Bei den Frauen dagegen führt Wm-debütantin das Feld an. Susanne Kreher geht zum ersten Mal in eine Nacht als Führende und wirkt nicht nervös. „Das ist schon eine Lieblingsbahn. Aber das ich jetzt Erste bin, hätte ich nicht geglaubt“, sagte die 24 Jahre alte Dresdnerin, die 0,39 Sekunden vor der Kanadierin Rahneva liegt.
Als Fünfte lauert Rekord-weltmeisterin Tina Hermann (Königssee/0,59 s zurück) wenigstens noch auf eine Medaille. „Ich hatte nach den Trainingsleistungen keine großen Erwartungen und gehe jetzt gelassen ran.“Enttäuscht war Olympiasiegerin Hannah Neise (Winterberg), die nur auf Rang 13 liegt.