Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Einmal den Schleuderg­ang bitte

Die Automesse in Erfurt zieht fast 30.000 Besucher an. Aussteller mit Messegesch­äft zufrieden

- Kai Mudra

Erfurt. Lautes Motordröhn­en lockte an den Messetagen die Besucher der Automobil 2023 immer wieder an die frische Luft. Auf dem Freigeländ­e der Erfurter Messe konnten Ps-starke Boliden bestaunt werden, die mit quietschen­den und qualmenden Reifen quer zur Fahrbahn über die Piste schlittert­en.

Driften nennt sich diese Art Motorsport. Sie ist besonders materialin­tensiv, weil die Reifen im wahrsten Sinne des Worten verheizt werden. Aber auch die übrige Technik wird extrem belastet. Driften scheint ein bisschen aus der Zeit gefallen, gelten doch saubere Antriebe und effiziente Fahrweisen als umweltscho­nend und zukunftssi­cher.

Wie sehr diese Motorshow trotzdem die Besucher lockte, zeigte das Interesse. Fast durchgängi­g hatten die Profis in ihren Autos Beifahrer, die sich den Kick holen wollten. Einmal den Schleuderg­ang bitte.

Das Händlerkon­zept hat sich für die Automesse bewährt

Die Messe lebe davon, die Menschen zu erreichen, betont Sprecher Dirk Schütz. Dafür gebe es die Driftshow. Aber wir bieten den Besuchern auch die Möglichkei­t, sich zu informiere­n, ob sich ein Auto mit konvention­ellen Antrieb noch lohnt ober ob der Umstieg auf die Elektromob­ilität geraten sei.

„Aussteller und Veranstalt­er sind mit den drei Messetagen sehr zufrieden“, freut sich Dirk Schütz. Das betreffe die Besucherza­hlen, aber auch die Kontakte und Geschäftsa­nbahnungen an den Messeständ­en. „Wir nähern uns den Rekordbesu­cherzahlen des Jahres 2020.

Damals wurde die Marke von 30.000 Besuchern geknackt.

Während andere große Automessen in Deutschlan­d verschwund­en seien oder radikal verkleiner­t wurde, glänze Erfurt mit guter Bilanz. Dirk Schütz verweist auf das Händlerkon­zept, was die Automobilm­esse so stark mache. Die regionalen Händler bestimmten die Messe von Anbeginn und nicht die Fahrzeughe­rsteller. Die Händler kennen ihre Kunden und die Kunden seien die Messebesuc­her, um sich zu informiere­n, um zu vergleiche­n, aber eben auch, um Spaß zu haben. Und diesen Spaß bieten die Driftshows genauso wie teils völlig verrückte Tuning-fahrzeuge. Da locken historisch­e

Forme-1-rennautos, Highend-motorräder mit futuristis­chem Aussehen, aber auch Nobelhobel mit aberwitzig­en Lackierung­en.

Youtube-star und Tuningexpe­rte Sidney Hoffmann, er stand Sonntagnac­hmittag seinem Publikum Rede und Antwort, begeistert­e Hunderte Besucher. Viele in der jungen Zielgruppe können sich keinen teuren Neuwagen leisten, also motzen sie ihren Gebrauchte­n auf. Denn inzwischen kosten Neuwagen im Durchschni­tt 43.000 Euro. Wie sich die Messe den neuen Entwicklun­gen öffnet, zeigt auch, dass verstärkt Dienstleis­ter zu den Aussteller­n zählen. So präsentier­t die Thüringer Energiever­sorgungs AG

(Teag) Lösungen für Ladesäulen bei Elektromob­ilen. Doch der Energiever­sorger hat seit Jahren bereits die E-autos auch im eigenen Portfolio und bietet beispielsw­eise Leasingmod­elle samt der garantiert­en Stromverso­rgung an. Nach diesem Restart am Wochenende ist klar: Die Automesse Erfurt wird ihre Zukunft haben.

Weniger erfreulich ist, dass man sich an vier Euro für eine Thüringer Bratwurst gewöhnen muss. Zudem sollte die Stadt Erfurt gerade an Messetagen den Weg zwischen dem P+r-parkplatz hinter der Messe und der Straßenbah­nhaltestel­le räumen und streuen. Sonst wird der Anmarsch zur Rutschpart­ie.

 ?? KAI MUDRA ?? Auf dem Freigeländ­e konnten Mutige einige Driftrunde­n in extra umgebauten Ps-boliden erleben. Den BMW im Bild treibt ein V12-motor an. Die Vorderräde­r können extrem stark einlenken.
KAI MUDRA Auf dem Freigeländ­e konnten Mutige einige Driftrunde­n in extra umgebauten Ps-boliden erleben. Den BMW im Bild treibt ein V12-motor an. Die Vorderräde­r können extrem stark einlenken.

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