Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Bis Barcelona und zurück
„Tust du es wieder?“fragte ich. „Aber ja“, sagte K. „Natürlich schicke ich meiner Tochter ein Weihnachtspaket!“– „Aber das kommt doch nicht an“, warnte ich.“
Vergeblich. K. packte mit viel Mutterliebe die schönsten und süßesten Dinge hinein und trug es zur Post. „Liebe E.“, schrieb sie auf Whatsapp, „bitte melde Dich, wenn das Paket bei Dir angekommen ist.“Wir warteten. Nach drei Wochen wurde K. unruhig. „Denk an deinen Vater“, sagte ich, „da haben wir acht Wochen gewartet, und es war nur Berlin. Nach Barcelona dauert’s eben länger.“
K.s Geburtstagspaket war nie bei ihrem Vater angekommen. Es hatte irgendwo herumgelegen und war dann zurückgekehrt. Ich durfte es auspacken. Einiges war verdorben, aber die Eichsfelder Stracke, die Goldhelm-pralinen und die selbst gebackenen Plätzchen schmeckten prima. Ich frage mich, was in E.s Weihnachtspaket ist. Die Tochter isst wie ich gerne Dominosteine und Nürnberger Elisen.
Nach vier Wochen stellte K. einen Nachforschungsauftrag. Nach fünf Wochen hieß es, das Paket sei bis zur spanischen Grenze befördert worden. Nach sechs Wochen rief E. bei der Correos de España an und erfuhr, dass es in Barcelona angekommen war, aber nicht zugestellt werden konnte. Warum? Keine Auskunft.
Daraufhin wollte E. ihr Paket in Barcelona abholen, doch es war bereits auf der Rückreise. Ich hoffe, dass es bis Ende Februar wieder bei uns ankommt und ich es auspacken darf. Ich werde E. eine Whatsappnachricht mit vielen Fotos schicken und K. ermuntern, bald die Osterpäckchen zu packen.