Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Weltmeister zum Anfassen
Für die Doppelsitzer Toni Eggert und Sascha Benecken erfüllt sich in Oberhof ein „Kindheitstraum“
Adrenalin schoss Sascha Benecken auf jeden Fall durch die Adern, als er am Samstag bei der Rennrodel-weltmeisterschaft in Oberhof seinen Sieg mit Toni Eggert im Doppelsitzer feierte. Für ihn schloss sich ein Kreis. Denn „Adrenalin“hieß 2008 auch der Wmsong, den er als 17-Jähriger für die Welttitelkämpfe an gleicher Stelle mit seiner Band beisteuerte.
„Während des Schreibens hatte ich mir immer vorgestellt, wie das für diejenigen ist, die um die großen Titel kämpfen“, berichtet er. Dass es 2023, 15 Jahre später, geklappt hat, „ist die Erfüllung eines Kindheitstraumes“. Schließlich sei es keine Selbstverständlichkeit, die Gelegenheit zu haben, auf seiner Heimbahn Weltmeister zu werden.
Die beiden vom Thüringen-express genossen trotz der „unchristlichen“Startzeit des ersten Laufes um 8.28 Uhr am Samstag sichtlich das Bad in der Menge, versuchten jede Hand, die ihnen am Streckenrand entgegengestreckt wurde, abzuklatschen. „Es ist auch unsere Aufgabe, für die Menschen da zu sein, uns zu bedanken, ein bisschen was abzugeben“, sagte der Suhler Benecken und hatte dabei auch einen Hintergedanken. „Diese Momente sind einmalig: An die Leute an der Bahn etwas zurückgeben und dem einen oder anderen Kind einen kleinen Keim zu infizieren, um es für diesen Sport zu begeistern, damit ist uns allen geholfen – auch der nächsten Generationen.“
Selbstredend, dass die Rekordweltcupsieger am Ende mal wieder ganz oben standen, war es aber nicht, erinnerte Toni Eggert. Der 34jährige Ilsenburger war sich nicht einmal nach Bestzeit im ersten Lauf sicher, dass es am Ende zu Gold reicht. „Das hier ist ein heißes Pflaster“, sagte er. „Es war einer der schwierigsten Wm-titel, die wir einfahren konnten, weil die Konkurrenz viel stärker geworden ist als früher.“Zudem sei der „Erwartungsdruck“zuhause viel größer. „Du möchtest natürlich auch liefern“, erklärte Eggert.
Das taten die Thüringer auch, setzen sich vor ihren Dauerrivalen aus dem eigenen Team, Tobias Wendl/ Tobias Arlt, und den Österreichern Yannick Müller/armin Frauscher durch. Und Eggert/benecken haben immer noch viel vor, wollen sich noch einen Kindheitstraum erfüllen. Eine Farbe in ihrem olympischen Medaillensatz fehle noch, sagte Eggert. Gold. Der Olympiasieg 2026 ist ein weiteres Ziel.