Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Premieren im Schweizer Eis
Friedrich erstmals ohne Zweierbob-titel. Wm-bronze für Buckwitz. Nolte und Lochner siegen
Jede Serie reißt einmal – wenn der Bobpilot nicht vorher aus dem Schlitten gestiegen ist. Francesco Friedrich erwischte es nach zehn Jahren. Sieben Wm-titel hatte der Bob-könig aus Pirna im Zweier geholt. 2013 bejubelte der damals 22-Jährige in St. Moritz seine erste Weltmeister-krone. Nun sollte sich ein goldener Kreis an der Stätte des ersten Triumphes schließen. Doch nach einer schwierigen Saison mit Muskelbündelriss in den Adduktoren wurde der Sachse beim Höhepunkt von einem Bayern entthront.
Johannes Lochner feierte mit seinem Halberstädter Ex-hürdenläufer Georg Fleischhauer im Ziel seinen ersten Zweier-wm-triumph ausgelassen. Souverän hatte das startstarke Duo die Konkurrenz eine halbe Sekunde auf Abstand gehalten. Für Friedrich blieb nur Silber knapp vorm Schweizer Vogt.
Der 32 Jahre alte Lochner hatte schon ein paar Mal überlegt, seine Karriere zu beenden. Zu deutlich fuhr Friedrich vornweg. Immer wieder blieb nur Silber für den Mann aus Berchtesgaden. Nur einmal holte Lochner einen Titel. 2017 im Vierer am heimischen Königssee – zeitgleich mit Friedrich.
„Das war das letzte Ding auf meiner To-do-liste. Ich war so oft Zweiter, jetzt habe ich Franz endlich geschlagen“, sagte Lochner, der die Fortsetzung seiner Karriere trotzdem offen ließ. „Da muss ich mit der Familie reden. Aber ich habe gerade viel Spaß am Bobfahren“, sagte er. Friedrich vergrub sich nach der Niederlage nicht. „Es war nicht mehr drin. Nun kommt der Vierer. Da fühle ich mich derzeit wohler“machte der Bobkönig gleich eine
Kampfansage an die Konkurrenz. Auch bei den Frauen gab es im Monobob zwei Premieren im Schweizer Eis. Laura Nolte (Winterberg) holte den ersten Sieg in der von den Deutschen anfangs so ungeliebten Disziplin. Die 24 Jahre alte Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Zweier bezwang Titelverteidigerin Kaillie Humphries (37) klar.
Ihre erste Wm-medaille überhaupt eroberte Lisa Buckwitz, die beim BRC Thüringen von Mariama Jamanka die Lenkseile übernommen
hatte. Mit der hatte die Potsdamerin Buckwitz 2018 sensationell Olympiagold geholt.
Mit einer Faust nach oben und der anderen Hand an der Bremse kam sie am Sonntag in St. Moritz ins Ziel. Bronze! „Ja, tatsächlich. Ich bin in meiner fünften Saison als Pilotin angekommen. Bob ist eine Erfahrungssportart. Es war ein hartes Stück Arbeit, schließlich war ich schon mal aus dem Kader geflogen“, erzählte Buckwitz, die sich auch bei der WM in St. Moritz im
mer noch mit einer hartnäckigen Bronchitis plagt. Im Zweier ab Freitag will Buckwitz „vielleicht noch eine Medaille gewinnen“.
Einen Tag nach ihrem Sturz kühlten Thüringens Junioren-weltmeister Adam Ammour und Anschieber Benedikt Hertel ihre Wunden. „Adams Helm sieht nicht gut aus, aber es geht ihm gut. Benedikt hat Verbrennungen an der Schulter erlitten. Über die weitere Behandlung wird noch entschieden“, so Coach Matthias Höpfner.