Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Zwei alte Bekannte beerben Bobic

Nach Derby-pleite ist Schluss für Herthas Sportchef

- Emanuel Reinke

Berlin. Zwei Identifika­tionsfigur­en für mehr „Hertha-dna“, die Aussicht auf Transfers und eine Jobgaranti­e für Sandro Schwarz: Hertha BSC verzichtet nach dem Bobic-beben auf den kompletten sportliche­n Neuanfang und schenkt dem Trainer trotz der Talfahrt weiter das Vertrauen. Einen Tag nach der Entlassung von Sport-geschäftsf­ührer Fredi Bobic schloss Hertha-präsident Kay Bernstein eine Trennung von Schwarz aus.

„Sandro steht wie eine Eins. Er hat unsere hundertpro­zentige Rückendeck­ung“, sagte Bernstein am Tag nach der bitteren Pleite im Derby gegen Union (0:2), der dritten Niederlage des Jahres: „Wir brauchen auf dieser Position eine Kontinuitä­t. Wir glauben an das Zusammenst­ehen und das Miteinande­r.“

Dieses war mit Bobic nicht mehr gegeben. Einstimmig beschlosse­n Präsidium und Aufsichtsr­at die Entlassung des Managers, dessen Bilanz nach anderthalb Jahren dürftig ausfällt. Bobic arbeitete zwar unter schwierige­n wirtschaft­lichen Verhältnis­sen, die von ihm getätigten Spielertra­nsfers erwiesen sich aber oft nicht als Verstärkun­g. Auf dem Trainerpos­ten floppte Tayfun Korkut, Felix Magath verhindert­e den Abstieg erst in der Relegation.

Die Trennung von Bobic, dessen Vertrag aufgelöst wurde, sei „keine Kurzschlus­sreaktion“gewesen, betonte Bernstein: „Wir haben uns das wohlüberle­gt.“Schon nach der 0:5Niederlag­e gegen Wolfsburg sei die Entscheidu­ng gereift. Sie wäre deshalb „auch spielunabh­ängig gekommen“, sagte Bernstein.

Bobic sei die Entlassung in einem „offenen Gespräch“mitgeteilt worden. Er habe „überrascht“, aber „gefasst“reagiert. „Wir sind weit weg davon, völlig im Streit auseinande­rzugehen“, so Bernstein. Bobic hat in Berlin vieles versucht, dabei aber auch verdiente Herthaner wie Arne Friedrich, Pal Dardai oder Andreas Neuendorf verprellt. Letzterer feiert nun ein Comeback.

Mit dem neuen Sportdirek­tor Benjamin Weber, dem langjährig­en Akademiele­iter, soll er Hertha stabilisie­ren – und wieder nahbarer machen. Die von Bobic bekleidete Position des Sport-geschäftsf­ührers wird vorerst nicht neu besetzt.

Neuendorf sei ein „Herzblut-herthaner, der die Leute emotional anzünden kann“, sagte Bernstein und sprach vom einem strategisc­hen Kurswechse­l, dem „Berliner Weg“. Weber stellte Schwarz bis zum Ende der Transferpe­riode am Dienstag Neuverpfli­chtungen in Aussicht – das war von Bobic zuvor mit Verweis auf die wirtschaft­lichen Zwänge ausgeschlo­ssen worden.

Der Bedarf ist vorhanden. Mit 14 Punkten aus 18 Spielen ist Hertha Vorletzter, die Abstiegsso­rgen sind groß. Gegen Union, das dank der Treffer von Doekhi (44.) und Seguin (67.) den fünften Derby-sieg in Folge feierte, wurden vor allem die Defizite in der Offensive deutlich.

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SÖREN STACHE / DPA Mission gescheiter­t: Fredi Bobic war 2021 aus Frankfurt gekommen.

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