Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Die Trommel und der Fanclub
Lokalmatadorin Chantal Rimke begeistert beim Kugelstoßmeeting in Nordhausen
Nordhausen. Als Chantal Rimke in die Halle kam, war es da, dieses Kribbeln. Und als sie in den Stoßring stieg – der übrigens kurzerhand noch mal neu angefertigt werden musste, da der alte in irgendeiner Form recycelt wurde –, wurde es laut. Trommeln und rhythmisches Klatschen in der ganzen Halle.
Dieses Flair war dem Sportverrückten Dominik Rieger zu verdanken. Unter der Woche hatte er schnell noch den „Chanti Fanclub“gegründet und so für beste Stimmung in der Halle gesorgt.
„Wir haben ein gutes Verhältnis zu Chantal. Meine Kinder trainieren in ihrem Ex-verein, wodurch die Begeisterung da ist und wir Chanti den Erfolg einfach gönnen. Wann kann man so etwas schon von sich behaupten“, sagte Dominik Rieger und trommelte fleißig weiter, am späteren Abend dann auch beim Volleyball des SVC Nordhausen.
Und gleich im ersten Versuch stieß sie 14,94 m, was die Halle mit viel Beifall honorierte und zu dem Zeitpunkt ihre Bestleistung mit der 4-kg-kugel war. Doch es ging noch mehr. Die 15 Meter hatte sie in diesem Jahr angepeilt. Ein Auftakt nach Maß für die 17-Jährige von der HSG Nordhausen und mittlerweile beim LC Jena gemeldete Leichtathletin. Im sechsten und letzten Versuch packte sie dann noch einmal einen aus und stieß die Kugel auf 15,03 Meter. Die Halle tobte.
Nach Nordhausen geht es für Rimke ohne Pause weiter
„Das war schon ein Gänsehautmoment, auch für mich. Mit dieser Unterstützung hier in der Halle, da hat sie sich tragen lassen. Die Trommler packen wir jetzt ein und nehmen sie überall hin mit“, lachte Petra Felke und wünschte sich, dass Chantal Rimke den Erfolg nun genießen würde. Und das tat sie auch. Sie gab Autogramme, strahlte über das ganze Gesicht und war stolz auf ihre Leistung.
„Es hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem vor der Kulisse. Da ist man schon ein wenig aufgeregt, aber das konnte ich gut wegstecken. Nun habe ich schon die 15 gestoßen, das wollen wir jetzt bestätigen und weiter hart arbeiten“, so Rimke auf Nachfrage, die das Lachen nicht mehr vom Gesicht bekam und den Rest des Tages mit ihrer Familie das Geschehen der Kugelstoß-elite genoss. Denn gleich am Sonntag ging es weiter nach Leipzig, Leistungsdiagnostik und weiter hart trainieren.
Kommendes Wochenende geht es in Rochlitz schon weiter mit der Hallensaison. Viel Zeit zum Durchatmen hat die junge Athletin und Hoffnung für Deutschland nicht.
Nachdem Rimke fertig war und ihre Autogrammstunde so langsam abebbte, eröffnete Landrat Matthias Jendricke ganz offiziell das Meeting. „Ich bin Werner Hütcher und seinem Team sehr dankbar, dass sie dieses Event wieder auf die Beine gestellt haben. Für Nordhausen einfach ein großes Ereignis und ein Zugewinn für die Region“, so Jendricke freudestrahlend.
Auch Alexandra Rieger, Bürgermeisterin der Stadt Nordhausen, war restlos begeistert. „Es ist doch schön, was in Nordhausen so los ist.
Ich bin so stolz darauf.“Überall wo man hinsah und mit einem Ohr hinhörte, war die Begeisterung nicht zu übersehen und zu überhören.
„Ich freue mich sehr, dass dieses Event nach so langer Zeit, wieder aktiviert wurde. Da können die Stadt Nordhausen und alle Sportler sehr stolz drauf sein. Für mich ist es eine große Ehre, hier dabei zu sein. Es freut mich, dass ich immer wieder angerufen werde. Ich gehöre doch nun schon seit Längerem zum alten Eisen“, sagte ein immer gut gelaunter Udo Beyer, der 1976 in Montreal mit 21,05 Metern Olympiasieger wurde und damit unvergessen bleibt.
Hallensprecher Hardy Gnewuch aus Halle führte bestens durch den
langen Tag und hatte neben detailliertem Fachwissen auch den ein oder anderen Witz auf Lager. „Das sieht ja schon ein bisschen so aus wie Kugelstoßen, Julia“, sagte er, nach dem Julia Ritter ihren fünften Versuch auf 17,95 m wuchtete. Er erntete damit einige Lacher und auch die Athletin vom TV Wattenscheid nahm es mit Humor.
Ob die neuerliche Auflage nun eine Wiederholung erfährt, ließ Indoor-direktor Werner Hütcher offen. „Da werde ich mal noch eine Nacht oder mehrere drüber schlafen und mit meiner Frau drüber reden“, lachte Hütcher. Die Athletinnen und Athleten wünschen sich auf alle Fälle eine Wiederholung. Ob Hütcher da nein sagen kann?