Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Knifflige Bombe für Sprengmeister
Die Entschärfung des Blindgängers in der Rathsfelder Straße hält Überraschendes bereit
Gegen 21.20 Uhr kommt am Freitagabend die erlösende Nachricht. Die am Nachmittag bei begleiteten Bauarbeiten entdeckte Fliegerbombe in der Rathsfelder Straße ist durch die Experten der Firma Tauber Delaborierung erfolgreich entschärft worden. Die Entschärfung sei normal verlaufen, sagt Sprengmeister Andreas West im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ursache für Fehlzündung soll untersucht werden
Dennoch räumt er ein, dass es sein Team dieses Mal mit einem besonderen Exemplar zu tun hatte. „Es handelte sich um eine englische Fliegerbombe mit einem Gewicht von 227 Kilogramm. Bei dieser Bombe steckte die Nadel schon im Detonator“, führt Andreas West weiter aus. Sie hätte beim Aufschlagen demnach explodieren müssen, tat es aber nicht. „Die Bombe ist damit weiter gefährlich. Deshalb sind wir behutsam vorgegangen“, gewährt der Sprengmeister einen Einblick in seine Arbeit.
Der Blindgänger sei komplett freigelegt worden. „Sie lag bergauf und etwa knapp 1,50 Meter tief unter der Erde“, so Andreas West. Um das bei der Entschärfung benötigte Wasserschneidsystem anbringen zu können, musste die Bombe gereinigt werden. Das hat sich hingezogen. „Sie war schon sehr verkrustet.
Da mussten wir dann mit dem Spachtel ran.“
Den Rest hat das Wasserschneidsystem für die Experten übernommen. Eine Hochleistungspumpe erzeugt dabei einen Wasserdruck von bis zu 3000 bar. Dem Wasser wird feiner Sand zugeführt und das Gemisch aus Wasser und Sand schneidet über eine spezielle Düse bis zu zwölf Zentimeter dicken Stahl. Somit müssen die Bombenentschärfer den Zünder nicht mehr selbst aus der Bombe entfernen.
Nach der erfolgreichen Entschärfung wird der Blindgänger verladen und zum Sprengplatz nach Wernrode abtransportiert. Dort wollen Andreas West und sein Team nun herausfinden, warum die Bombe beim Aufprall auf den Boden nicht explodiert ist.
Nach der Entwarnung geht es für viele evakuierte Nordhäuser wieder zurück in ihre Wohnungen. In dem festgelegten Sperrkreis von 500 Metern sind nach Einschätzung der Landespolizeiinspektion Nordhausen rund 564 Personen durch Einsatzkräfte evakuiert worden. 15 Straßen im Südosten von Nordhausen, die Bahnstrecke und ein Teil der Bundesstraße 4 seien betroffen gewesen.
„Es sind keine nennenswerten Störungen im Einsatzverlauf bekannt geworden“, teilt die Nordhäuser Polizei weiter mit. Insgesamt befinden sich am Freitag 276 Kräfte im Einsatz.