Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

SPD für Neuauflage der Familienka­rte

Die Sozialpoli­tikerin Diana Lehmann schlägt ein Vier-punkte-programm zur Förderung vor

- Sibylle Göbel

Die Spd-sozialpoli­tikerin Diana Lehmann plädiert für eine Neuauflage der Familienka­rte von 2021. Das Gutscheinh­eft, das kindergeld­berechtigt­en Kindern und Jugendlich­en ermäßigten oder Gratis-eintritt in Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n ermöglicht­e, war als Zeichen der Anerkennun­g für die hohe Belastung gerade von Familien in der Pandemie gedacht.

Allerdings hatte es erhebliche Probleme bei der Umsetzung gegeben: So stand die Karte mit einem Gesamtwert von 50 Euro pro Kind statt zu Beginn der Sommerferi­en erst im August 2021 zur Verfügung.

Außerdem musste sie – da eine von vielen gewünschte App nicht verfügbar war – erst an Ausgabeste­llen in den Kommunen abgeholt werden. Im Ergebnis nutzte nur etwa ein Drittel der Familien das Angebot. Aus Sicht von Diana Lehmann spricht das aber nicht gegen die Karte: „Denn die Familien, die sie in Anspruch nahmen, haben sie als etwas unfassbar Positives empfunden.“

Da die Belastung von Familien, insbesonde­re von solchen in unteren Einkommens­gruppen, unter anderem infolge des Ukraine-kriegs weiterhin sehr hoch sei, solle es die Familienka­rte auch in den Jahren 2023 und 2024 geben. Die Mittel dafür – rund 20 Millionen Euro – solleinem ten aus dem 120 Millionen Euro schweren Härtefallf­onds kommen. Er war im Herbst zur Unterstütz­ung der von der Energiekri­se gebeutelte­n Unternehme­n beschlosse­n worden, die Nachfrage ist aber verhalten. Deshalb hatte vergangene Woche auch schon Lehmanns Parteikoll­ege, Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee, vorgeschla­gen, mit Teil des Programms Investitio­nen der Wirtschaft in erneuerbar­e Energien zu fördern.

Auf die noch immer nicht fertige Familien-app will Lehmann derweil nicht warten. „Das Entscheide­nde ist: Die Hilfe kommt schnell an.“Parallel könne das Familienmi­nisterium an einer App weiterarbe­iten. Zu dem Vier-punkte-plan für Familien, den Lehmann im Ergebnis eines mehrfach tagenden offenen Arbeitskre­ises erarbeitet­e, gehört aber auch die Unterstütz­ung von wohngeldbe­rechtigten Familien mit Kindern im Kindergart­enoder Schulalter. Um die gestiegene­n Preise beim Essengeld in den Einrichtun­gen abzufedern, solle pauschal jeder Familie 30 Euro pro Monat gezahlt werden. „Zunächst für ein Jahr, nach Möglichkei­t aber auch für ein zweites“, so die Familienpo­litikerin. Unter der Maßgabe, dass sich die Zahl der Wohngeldem­pfänger wegen der neuen gesetzlich­en Regelungen zu Jahresbegi­nn verdreifac­ht hat, rechnet die SPD mit rund 15.000 berechtigt­en Familien und einer Gesamtsumm­e „von drei Millionen Euro im Jahr“.

Mit dem Wohngeldbe­scheid habe man ein einfaches Prüfverfah­ren, so dass Auszahlung und Abrechnung ohne sonderlich großen Aufwand zu bewältigen seien, ist Lehmann sicher. Familien, die von Bürgergeld leben, habe sie bewusst ausgespart:

Sie bekämen über das Bildungsun­d Teilhabepa­ket in den Genuss eines ermäßigten Essengelds. Weitere drei bis vier Millionen Euro veranschla­gt die Abgeordnet­e für ein neues Jugendtick­et, dass Jugendlich­en elternunab­hängig den kostenlose­n Besuch von Freizeitei­nrichtunge­n ermögliche­n soll. Auf etwa eine halbe Million Euro beziffert die Politikeri­n zudem den Bedarf für Maßnahmen zur Familiener­holung, die sich pflegende Angehörige gewünscht hätten: kleine Auszeiten zum Krafttanke­n. Bisher gab es ein solches Sonderprog­ramm mit Zuschüssen zwischen 15 und 20 Euro pro Tag und Person nur für Familien.

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SASCHA FROMM/ ARCHIV Sozialpoli­tikerin Diana Lehmann (SPD)

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