Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Vorteil durch Bekanntsein
Kai Mudra über die aktuellen Wahlchancen der Parteien
Weder die Koalition aus Linke, SPD und Grünen noch Bündnisse mit der CDU – wenn AFD und Linkspartei außen vor bleiben – erreichen derzeit in Thüringen Regierungsmehrheiten. Allerdings konnte Die Linke mit der Ankündigung von Regierungschef Bodo Ramelow, erneut als Spitzenkandidat zur Landtagswahl antreten zu wollen, kurzfristig wieder zwei Prozentpunkte in der Wählergunst zulegen.
Darin liegt aber auch das Risiko. Ramelow und seine Minderheitsregierung müssen bis zur Wahl – spätestens im Herbst 2024 – liefern, um den Vertrauensvorschuss zu rechtfertigen. Sollte das Vertrauen schwinden, trifft es Die Linke.
Auch die SPD hat ein Problem: Innenminister Georg Maier kennen nach Jahren im Amt gerade einmal 27 Prozent der Thüringer. Zwar stabilisiert sich die Partei bei zehn Prozent. Für eine erfolgreiche Landtagswahl sollte ihr Vorsitzender aber deutlich bekannter werden.
Die CDU besitzt da deutlich mehr Potenzial: Landeschef Mario Voigt kennen 45 Prozent der Thüringer. Allerdings erreicht Ramelow als Regierungschef sogar 90 Prozent.
Dagegen riskieren die Grünen mit dem Austausch ihres ministerialen Spitzenpersonals viel. Kurzfristig hat das nichts bewirkt. Der Partei fehlen Politikerinnen und Politiker, die auch außerhalb ihrer Kernwählerschaft bekannt sind. Grüne und FDP müssen derzeit um den Wiedereinzug in den Landtag bangen.
Die AFD bleibt in der Umfrage mit 26 Prozent stärkste Kraft. Darin besteht die eigentliche Herausforderung für die anderen Parteien.