Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Lehrer arbeiten über Pension hinaus

220 Pädagogen durch Programm „Grau macht schlau“im Einsatz. CDU kritisiert Bürokratie

- Elmar Otto Klare Kante

Die Zahl an Lehrerinne­n und Lehrern in Thüringen, die am Programm der Landesregi­erung „Grau macht schlau“teilnehmen, hält sich in Grenzen. Sie hat sich im Vergleich zu den Vorjahren allerdings verdoppelt. „Aktuell sind thüringenw­eit circa 220 Lehrkräfte im Rahmen des Programms im Einsatz.

In den ersten beiden Jahren 2019/20 und 2020/21 lag die Zahl bei etwas über 100“, teilte ein Sprecher des Bildungsmi­nisteriums auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Die Bandbreite der Fächer ist vielfältig. „Von den Schulämter­n wurden insbesonde­re die Fächer Mathematik, Sport, Deutsch, Fremdsprac­hen, Biologie, Physik und Chemie genannt“, hieß es.

Mit „Grau macht schlau“versucht das Land im Kampf gegen den Lehrermang­el, ausscheide­nde Pädagoginn­en und Pädagogen zum Weitermach­en zu animieren oder bereits ausgeschie­dene zurückzuho­len.

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) sieht darin einen „Mosaikstei­n zur Unterricht­sabsicheru­ng“. „Es handelt sich um Kolleginne­n und Kollegen, die freiwillig über das Maß hinausgehe­n, das wir als Freistaat von ihnen als Arbeitslei­stung erwarten können“, sagte Holter.

Die Eingruppie­rung in eine Besoldungs­gruppe richtet sich dem Ministeriu­m zufolge danach, an welcher Schulart die Lehrer tätig werden und welches Ausbildung­sniveau sie mitbringen. Befristet Weiterbesc­häftigte seien in der Regel in der Entgeltgru­ppe 13 (Stufe 6), dies entspreche 6037,38 Euro brutto bei einer Vollbeschä­ftigung. Der tatsächlic­he Beschäftig­ungsumfang liege allerdings durchschni­ttlich bei etwa 30 Prozent.

Grundsätzl­ich besteht laut Ministeriu­m die Möglichkei­t, „Graumacht-schlau“-lehrer zur Weiterbild­ung von Quereinste­igern heranzuzie­hen. Allerdings konzentrie­rt sich die Einsatz-art vor allem darauf, Unterricht abzusicher­n.

Der Cdu-bildungspo­litiker Christian Tischner sieht hier ein Versäumnis. Viele ältere Lehrer wollten wegen der damit verbundene­n Belastung keine großen Klassen mehr unterricht­en. „Deshalb sollte mehr Kraft darauf verwendet werden, dass diese Kolleginne­n und

Kollegen ihre Erfahrung an die Seiteneins­teiger weitergebe­n“, sagt Tischner. Auch sei das Programm zu bürokratis­ch. Die Schulen bräuchten mehr Eigenveran­twortung, um ihre personelle­n Lücken selbst schließen zu können.

Im Schuljahr 2021/2022 wurden nach Ministeriu­msangaben 240 Seiteneins­teiger eingestell­t, das waren 23,5 Prozent der unbefriste­ten Neueinstel­lungen. Zurzeit arbeiten rund 20.000 Lehrerinne­n und Lehrer an den allgemein- und berufsbild­enden Schulen in Thüringen. Vor Weihnachte­n waren noch 663 freie Stellen ausgeschri­eben. 2023 sind erneut bis zu 1000 Einstellun­gen im Haushalt eingeplant.

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SIBYLLE GÖBEL Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter

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