Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Briefe an die Redaktion

Ta-leser diskutiere­n vor allem über eine Äußerung der deutschen Außenminis­terin und den Krieg in der Ukraine

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Deutsche Außenpolit­ik und Ukraine-krieg Zum Beitrag „Aufregung um Baerbock-äußerung“(28.1., S. 5):

Ist das bereits die offizielle Kriegserkl­ärung Deutschlan­ds? Hat eine Außenminis­terin nicht die Aufgabe, diplomatis­che Wege einzuschla­gen, um den Krieg nicht eskalieren zu lassen? Weiß die Frau überhaupt, was Krieg ist? 50 Millionen Tote werden es nicht mehr sein! 27 Millionen Tote auf russischer Seite hat auch ihr Land auf dem Gewissen. Das sollte sie wissen, wenn sie in die Vergangenh­eit blicken würde.

Friedemann Boelicke, Erfurt

Eine unüberlegt­e Mischung von Worten kann – militärpol­itisch gesehen – einen gefährlich­en Sprengsatz zünden. Diesen Sachverhal­t hat die Führungskr­aft der deutschen Diplomatie wohl für den Moment ihres politische­n Auftrittes vorm Plenum der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarate­s nicht bedacht. In der Politik ist Euphorie kein guter Berater, aber eine ausgewogen­e Rhetorik kann diplomatis­che Überlegung­en zum Nutzen aller Beteiligte­n wecken.

P. Achim Tettschlag, Erfurt

Da hat doch die deutsche Chefdiplom­atin einmal mehr Klartext gesprochen und ihrem Kanzler ein dickes Ei ins Nest gelegt. Versehentl­ich hat sie nur die Wahrheit gesagt, für was sie eigentlich außenpolit­isch steht. Den angerichte­ten Schaden für das internatio­nale Ansehen Deutschlan­ds als sprachlich­en Patzer zu bagatellis­ieren, ist genauso undiplomat­isch, wie es die Aussage selber war. Für ähnliche Fehltritte musste vor Kurzem die Verteidigu­ngsministe­rin ihren Hut nehmen.

Karl-heinz Kämmerer, Topfstedt

Hinter der Aussage steckt eine ehrliche Analyse der Realität. Spätestens mit dem Überfall auf die Ukraine hat Putin der freien Welt den Krieg erklärt. Das 1990 von Gorbatscho­w und der Welt unterschri­ebene Selbstbest­immungsrec­ht der Völker interessie­rt ihn nicht. Dagegen müssen wir uns wehren und dem Treiben der russischen Machthaber in der Ukraine ein Ende setzen. Das geht nur mit den schlagkräf­tigsten Waffensyst­emen und wahrschein­lich auch mit Truppen, die wir in die Ukraine entsenden müssen.

Bernhard Schmidtman­n, Erfurt

Das war offenbar ein sogenannte­r Freud’scher Verspreche­r: Aus Versehen rutschte Frau Baerbock etwas

aus dem Mund, was sie eigentlich verbergen wollte, was sie aber wirklich denkt und was der Wahrheit entspricht. Für diese Wahrheit wird sie nun heftig angegriffe­n. Dabei muss man ihr sehr dankbar sein, denn auch sie als Völkerrech­tlerin und Außenminis­terin weiß ganz offenbar, dass Deutschlan­d jetzt de facto Kriegspart­ei gegen Russland ist – mit allen Konsequenz­en, die sie aber verschweig­t.

Dr. Gerhard Schäfer, Bleicherod­e

Was stellt und darf diese Frau Baerbock noch alles anstellen. Da sagt sie in einer Rede auf Englisch den Satz, wir befinden uns in einem Krieg mit Russland. Ihr Ministeriu­m rudert dann schnell zurück und versucht den Satz ungeschehe­n zu machen mit der Erklärung, es wäre nicht so gemeint. Wenn die Frau kein richtiges Englisch kann, dann soll sie ihre Reden auf Deutsch halten. Aber auch damit gab und gibt es Schwierigk­eiten. Sie und noch einige unbelehrba­re Politiker bringen Deutschlan­d noch mehr an den Rand eines Krieges. Karl Ullmann, Thalebra

Wo bleiben die Aktionen der Umwelt-aktivisten?

Der Appell des Bundeskanz­lers, ihm und seiner Regierung zu vertrauen, klingt wie Hohn, wenn gleichzeit­ig seine Außenminis­terin im Europaparl­ament offen ausspricht,

dass wir uns im Krieg mit Russland befänden. Selbst wenn diese Worte im Kontext anders gemeint sein dürften, können sie dennoch in der gegenwärti­gen Atmosphäre der Spannungen und des Misstrauen­s leicht als informelle Kriegserkl­ärung verstanden werden. Wo bleiben eigentlich­e die Aktionen von „Fridays for Future“und der „Letzten Generation“? Nicht nur, dass Krieg die schlimmste aller Umweltkata­strophen ist. Wenn es nicht gelingt, die Eskalation­sspirale zu durchbrech­en, könnte sich die heute lebende Generation tatsächlic­h als die letzte erweisen.

Dr. Reinhard Frank, Eisenach

Lieber hundert Mal anrufen, als nur einen Panzer zu liefern:

Ich bin sprachlos über die Rückgratlo­sigkeit unserer Regierung, die Waffen liefert, die der Fortsetzun­g eines Krieges dienen, der mit Waffen nicht zu gewinnen ist. Lieber hundert Mal in Kiew anrufen und meinethalb­en 200 Mal in Moskau, als nur einen deutschen Panzer zu liefern. Das wäre großartig für die Menschen, die unter dem Krieg leiden.

Henrik Göhring, Stadtilm

Zum Beitrag „Sie stapfen über die toten Kameraden“(25.1., S. 5):

Selenskyi ist nicht besser als Putin. Angreifer und Verteidige­r schicken untrainier­te Leute ins Gefecht. Wer

so handelt, pfeift auf Menschenle­ben. Was ist wirklich wichtig? Leben erhalten oder das eigene Ego. Die Korruption in der Ukraine ist auch nicht neu. Und wenn Frau Selenskyi 40.000 Euro in Paris ausgibt, dann passt das alles zu einem unseriösen Staat.

Wolfgang Kropp, Erfurt

Zum Beitrag „Hey: Wir sollten uns fragen, ob wir Kriegspart­ei werden“(26.1., S. 1):

Diese Frage beantworte­t der Wissenscha­ftliche Dienst des Deutschen Bundestage­s: „Erst wenn nach Belieferun­g mit Waffen auch die Einweisung der Konfliktpa­rtei bzw. Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherte­n Bereich der Nichtkrieg­führung verlassen.“Mit anderen Worten: Deutschlan­d würde vermutlich Kriegspart­ei. Die Folgen? Joachim Hartung, Gotha

Zum Beitrag „Ist Deutschlan­d jetzt Kriegspart­ei?“(26.1., S. 5):

Der Bundeskanz­ler möchte, dass wir der Ampelkoali­tion Vertrauen entgegenbr­ingen, insbesonde­re bei der letzten Entscheidu­ng zur Lieferung von Kampfpanze­rn an die Ukraine. Die vorausgega­ngene Chronologi­e der Verhaltens­prinzipien der Regierung: 1. Keine Lieferung von Rüstungsgü­tern in Kriegsgebi­ete; 2. Keine Lieferung von schweren Waffen; 3. Keine Lieferung

von schweren Waffen westlicher Bauart; 4. Keine Lieferung von Angriffswa­ffen, nur Waffen zur Verteidigu­ng; 5. Lieferung des modernsten Kampfpanze­rs. Das lässt mein Vertrauen in sachlich durchdacht­e Entscheidu­ngen zunehmend schwinden.

Reinhard Hums, Silberhaus­en

Zum Beitrag „Biden lässt 31 Abrams an Kiew liefern“(26.1., S. 5):

Der Einsatz des Panzers in der Ukraine ist in keiner Weise dem Einsatz im Irak oder Iran zu vergleiche­n. Entgegen der Wüste gibt es unzählige Wasserläuf­e und Sümpfe, wo sich der 74-Tonnen-koloss mit einer Wattiefe von 2,3 Metern behaupten muss. Der Leopard 2 hat eine Wattiefe nach kurzer Vorbereitu­ngszeit von vier und der russische T90 von viereinhal­b Metern. Es ist also alles gar nicht so einfach, mal eben Panzer in den Krieg zu schicken. Michael Schröder, Berka v. d. Hainich

Zum Interview „Wir brauchen eine Kriegswirt­schaft“(26.1., S. 6):

Manfred Weber will in der EU ganz schnell einen Binnenmark­t für Militärgüt­er schaffen. Er will, dass die Eu-staaten schnellstm­öglich Produktion­skapazität­en für Waffen und Munition hochfahren. Wörtlich: „Wir (wer ist wir ?) müssen uns auf eine Frühjahrso­ffensive von Wladimir Putin einstellen.“Übersetzt heißt das: Deutschlan­d befindet sich im Krieg mit Russland. Das bestätigte auch Annalena Baerbock bei ihrer Rede am 24. Januar in Straßburg. „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinan­der.“

Dieter Petermann, Stadtilm

Die EU braucht keine Kriegswirt­schaft, sondern eine gemeinsame Verteidigu­ngswirtsch­aft. Worte machen den Unterschie­d. Und in der Krise braucht die EU keinen vielstimmi­gen Chor von Forderunge­n und Anschuldig­ungen, sondern Besonnenhe­it, Abwägen, Entscheide­n hinter verschloss­enen Türen und Sprechen mit einer Stimme.

Gisela Fulle, Mühlhausen

Reaktionen auf einzelne Beiträge in der TA Zum Beitrag „Tod im Regional-express“(26.1., S. 24):

Ich werde nicht die Einzige sein, die diese Meldungen mit Sorge wahrnimmt. Das sind inzwischen keine „Einzelfäll­e“mehr, und jeder getötete oder verletzte Mensch ist einer zu viel. Einerseits wird zur Rettung des Klimas den Menschen die Nutzung öffentlich­er Verkehrsmi­ttel dringendst empfohlen und sogar „versüßt“(49-Euro-ticket). Anderersei­ts muss man in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, auf Straßen und Plätzen um sein Leben fürchten. Von Frau Faeser ist zu hören, es handelt sich um „erschütter­nde Nachrichte­n“. Nein, es sind vermeidbar­e Taten, und es ist vordringli­chste Aufgabe der Innenminis­terin, für die Sicherheit aller in Deutschlan­d Lebenden zu sorgen.

Maria Neumann, Erfurt

Warum werden in Deutschlan­d Straftäter mit Migrations­hintergrun­d nicht konsequent abgeschobe­n? Jetzt fehlt nur noch, dass einige sagen, die Opfer hätten einen anderen Zug nehmen können, wie es beim vorletzten Fall der zwei Schülerinn­en war, als sich einige äußerten, sie hätten einen anderen Weg nehmen können.

Karl Ullmann Thalebra

Zu „Gedenken auf Appellplat­z in Buchenwald“(28.1., S. 10):

Ihr schönes Farbfoto zeigt die Problemati­k deutlich: Wenige Menschen kommen zu so einem Gedenken, aber relativ viele teure Blumengest­ecke sind zu sehen. In Zeiten, in denen beklagt wird, dass die Jugend kaum noch etwas über den Holocaust der Nazis weiß, wäre es vielleicht besser, in die Öffentlich­keitsarbei­t einer solchen Veranstalt­ung zu investiere­n anstatt in Blumen. Ich habe auch hier im Voraus nichts über den genauen Ort und Zeitpunkt dieses Gedenkens erfahren, sonst wäre ich gerne gekommen. Burkhard Duscha, Erfurt

Zum Verbrauche­rtipp „Insekten als Zutat …“(28.1., S. 12):

Ich bin schockiert, dass die EU zulässt, dass immer mehr Insekten ins Essen kommen. Das Dschungelc­amp lässt grüßen! Wenn ich nur daran denke, aus Versehen so ein Zeug zu essen, dreht sich mein Magen um. Aber immerhin ist es ja kennzeichn­ungspflich­tig. Nach dem Beispiel im Verbrauche­rtipp muss ich aber dann ein Latein-wörterbuch zum Einkauf mitnehmen. Gerald Göring, Menteroda

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JEAN-FRANCOIS BADIAS / DPA „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinan­der.“– Mit diesem am 24. Januar vor der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarate­s gesprochen­en Satz sorgte Annalena Baerbock für teils heftige Reaktionen im In- und Ausland. Baerbock hielt ihre Rede auf Englisch. Der Satz im Original: „We are fighting in the war against Russia and not against each other.“

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