Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Korruption – die strategisc­he Waffe Russlands

Wie autokratis­che Länder versuchen, Entscheidu­ngsträger in Deutschlan­d und Europa zu beeinfluss­en

- Miguel Sanches

Geld kann eine mächtige Waffe sein. Es schafft Abhängigke­iten. Macht gefügig. Sichert Einfluss, zum Beispiel bei käuflichen, korrupten Entscheidu­ngsträgern. Dass Russland Korruption als strategisc­he Waffe einsetzt – davon ist zumindest die Nicht-regierungs­organisati­on Transparen­cy Internatio­nal überzeugt.

Russland habe sich „mithilfe massiver finanziell­er Mittel ein Einflussne­tzwerk auf Bundes- und Landeseben­e“aufgebaut, heißt es im am Dienstag vorgestell­ten Korruption­sbericht. Die jahrelange­n russischen Bemühungen, die europäisch­e Demokratie

zu untergrabe­n, seien im vergangene­n Jahr im Zuge des Angriffs auf die Ukraine deutlich zutage getreten, erklärte Alexandra Herzog, Vorsitzend­e von Transparen­cy Deutschlan­d. Die Organisati­on sieht eine wachsende Gefahr durch den Einsatz von Korruption als strategisc­he Waffe. Autokratis­che Regierunge­n setzten mit Vorliebe auf Korruption. Ziel seien insbesonde­re Europa und Deutschlan­d, wie zuletzt die sogenannte „Katargate“-affäre gezeigt habe, sagte sie bei der Vorstellun­g des Korruption­swahrnehmu­ngsindex 2022.

Auf China (Rang 65 im Korruption­sindex) geht Transparan­cy nicht groß ein. Dabei ist bekannt,

dass sich Länder in starke Abhängigke­iten zu China begeben haben. So bemüht sich das autokratis­ch regierte Land über Vereine wie die „China-brücke“ebenso wie Russland um Einfluss auf Entscheidu­ngsträger aus Wirtschaft und

Politik in Deutschlan­d. Vorsitzend­er der „China-brücke“ist ein früherer Innenminis­ter, der Csu-politiker Hans-peter Friedrich. In Geheimdien­st-kreisen wird längst vor chinesisch­en Einflussve­rsuchen gewarnt.

Deutschlan­d komme bei der Korruption­sbekämpfun­g nicht entscheide­nd voran, so Herzog weiter. „Zwar stehen wir im internatio­nalen Vergleich relativ gut da, weil zum Beispiel Alltagskor­ruption in Polizei oder Verwaltung hierzuland­e kaum eine Rolle spielt.“Skandale wie die Maskenaffä­re oder Cumex hätten aber zuletzt das Vertrauen in die Integrität von Politik und Wirtschaft geschwächt.

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STR / AFP Steht im Zentrum der „Katar“-affäre: Eva Kaili, Ex-vizepräsid­entin des Eu-parlaments.

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