Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Bürgerstrom künftig aus eigener Hand
Energiegenossenschaft Helmetal schließt Vertrag mit Projektentwickler, um eigenes Windrad bei Hörningen zu betreiben
Die Energiegenossenschaft Helmetal schlüpft mit ihrem neuen Projekt in die Vorreiterrolle: Sie wird als erste Energiegenossenschaft in Thüringen eine eigene Windkraftanlage betreiben. Dazu unterzeichneten Hans-jürgen Weidt als Aufsichtsratsvorsitzender und Thomas Treiling vom Projektentwickler Abo Wind am Dienstag eine Kooperations- und Kaufoptionsvereinbarung zum Erwerb eines Bürgerwindrades im Windpark Hörningen.
Ein Ziel ist mehr Akzeptanz bei der örtlichen Bevölkerung
„Jeder Bürger kann sich damit zukünftig an der Wertschöpfung aus Windenergie beteiligen“, so Weidt. Dazu müsse der Bürger Mitglied in der Genossenschaft werden, ein Anteil betrage 500 Euro. Bislang würden bis zu 80 Prozent der Erträge aus Windkraft aus den Regionen abfließen. „Da wollen wir gegensteuern, damit das erwirtschaftete Geld in der Region bleibt“, erläutert der Genossenschaftler. Es gehe dabei auch um die Identifizierung mit einem Windpark. „Es erhöht natürlich die Akzeptanz, wenn der Bürger von seinem Windrad sprechen kann“, verdeutlicht Weidt.
Mit der Abo Wind Gmbh habe man einen kompetenten Partner gefunden, mit dem man sich auf Augenhöhe bewege. Bereits 2018 sei eine gemeinsame Absichtserklä
rung geschlossen worden, die jetzt in dem Vertrag münde. Der Entwickler übernehme die Planung, Genehmigung sowie Teilnahme am Verfahren zum Festlegen der Einspeisevergütung auf eigenes Risiko und errichtet die Infrastruktur für
den Windpark. Die Abo Wind Gmbh spiele in der Bundesliga der bundesdeutschen Windkraft-projektwickler, so Weidt. Thomas Treiling, Bereichsleiter für Deutschland bei der Firma aus Wiesbaden, die in 16 Ländern aktiv ist, betonte, dass
seine Firma aber auch in den Regionen aktiv sei. „In diesem Fall sind alle Absprachen eingehalten worden, so dass wir heute mit dem Vertrag konkret werden können“, sagt er.
Zum Glück werde laut Treiling gerade die bisherige „Verhinderungsgesetzgebung“von Regierungsseite abgeräumt, so dass das Genehmigungsverfahren für den Bau eines Windrades künftig deutlich schneller gehen sollen. Er hofft auf eine Verkürzung von 24 auf 12 Monate. „Mein Wunsch wäre, wenn wir die Genehmigung bis Mitte 2024 vorliegen haben.“
Enge Verbindung zur Südharzer Wirtschaft
Auch die Energiegenossenschaft will ihre Hausaufgaben machen. „Wir wollen einen genauen Zeitplan aufstellen, denn zwei Jahre sind schnell vorbei“, sagt Weidt. Man sei gut aufgestellt auch dank einer engen Verbindung zur Nordhäuser Hochschule und zur Südharzer Wirtschaft.
Frank Schindler von der Thega (Thüringer Energie- und Greentech-agentur) hofft, dass der Ausbau der Windenergie durch die neue Gesetzgebung (Windenergiean-land-gesetz) in Thüringen weiter voranschreitet. „Ziel ist, dass der Flächenanteil für Windkraft von derzeit 0,4 Prozent auf 2,2 Prozent im Jahr 2032 steigt“, erläutert er. „Wir brauchen sicher noch drei Jahre, bis sich das erste von vier neuen Windrädern im Windpark W-1 Nordhausen-hörningen drehen wird.“Es wird folglich noch etwas dauern, bis die Bürger vom neuen Windrad profitieren können. Wobei die kleineren Projekte der Energiegenossenschaft Helmetal schon jetzt Erträge abwerfen.