Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Nach Doppelmord an Polizisten: Wilderer wieder vor Gericht
Hinterbliebene und Kollegen gedenken der Polizeianwärterin und des Kommissars, die im Januar 2022 im Dienst erschossen wurden
Neunkirchen/kusel. Der verurteilte Polizistenmörder von Kusel muss sich demnächst in einem anderen Prozess erneut vor Gericht verantworten. In dem Verfahren am Schöffengericht beim Amtsgericht Neunkirchen ab dem 14. Februar gehe es unter anderem um den Verdacht der Jagdwilderei, der versuchten gefährlichen Körperverletzung und der falschen Verdächtigung, teilte das Amtsgericht am Dienstag in Neunkirchen mit.
Konkret werde dem 39-jährigen Saarländer vorgeworfen, im September 2017 in der Nähe von Spiesen-elversberg ohne Jagdberechtigung ein Reh geschossen zu haben. Dies soll von einem Zeugen beobachtet worden sein, der sich dann auf einem Feldweg dem Fahrzeug des Angeklagten in den Weg gestellt habe. Um die Aufdeckung der zuvor begangenen Wilderei zu verhindern, soll der Mann auf den Zeugen zugefahren sein. Dieser habe sich nur durch einen Sprung zur Seite retten können.
Am Jahrestag der tödlichen Schüsse auf zwei junge Polizisten in der Westpfalz haben Angehörige, Polizeibeamte und Politiker am Dienstag der beiden Opfer gedacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) rief dazu auf, Gewalt gegen Polizeibeamte und andere Repräsentanten des Staates niemals hinzunehmen. „Diejenigen, die uns schützen, verdienen selbst unseren Schutz. An jedem Tag und überall“, schrieb Faeser bei Twitter. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) drückte den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Sie denke besonders an die Familien der beiden, sagte sie. In der Polizeidienststelle in Kusel und an der Hochschule der Polizei Rheinland-pfalz am Hahn wollten Kolleginnen und Kollegen der Opfer am Dienstag in Trauer zusammenkommen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft im Saarland, woher die beiden Opfer stammten, forderte am Jahrestag einen Gedenkort für im Dienst gestorbene Kolleginnen und Kollegen als „dauerhaftes Zeichen des Erinnerns“. Die Gewerkschaft der Polizei Hessen beklagte eine Zunahme der Gewalt gegen Ordnungskräfte. „Früher war die Uniform Schutz, viel zu oft ist sie heute ,ein rotes Tuch‘ und damit Auslöser von Gewalt“, so Landeschef Jens Mohrherr.
Der nun erneut Angeklagte war im November vom Landgericht Kaiserslautern zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Mit dem Mord an einer Polizeianwärterin (24) und einem Polizeikommissar (29) bei einer Fahrzeugkontrolle am 31. Januar 2022 hatte er dem Richterspruch zufolge die gewerbsmäßige Jagdwilderei verdecken wollen.