Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Härtefallf­onds für Straßenbei­träge

Rot-rot-grün will nun doch ein Gesetz vorlegen, um Bürger teilweise zu entlasten

- Elmar Otto

Nach jahrelange­m Streit soll Thüringen doch einen Härtefallf­onds für Straßenaus­baubeiträg­e bekommen. Darauf hat sich die rotrot-grünen Minderheit­skoalition nach Angaben des Linke-kommunalex­perten Sascha Bilay geeinigt. „Alle drei Bündnispar­tner haben 2019 versproche­n, eine Lösung zu finden. Jetzt haben wir uns mit dem Innenminis­terium auf einen gemeinsame­n Weg verständig­t“, sagte Bilay dieser Zeitung.

Profitiere­n sollen jene Beitragspf­lichtigen, denen die Gemeinde den Aufschub bewilligt hat. „Diesen Bürgern hat die Kommune nach ihrer Prüfung die Bedürftigk­eit attestiert. Ihnen soll nun geholfen werden“, sagte Innenstaat­ssekretäri­n Katharina Schenk (SPD) dieser Zeitung.

Wer beispielsw­eise einen Bescheid über 10.000 Euro erhalten hat und nachweisen kann, dass die

Summe auf einmal nicht zu stemmen ist, kann die Zahlung auf bis zu 20 Jahre strecken. Allerdings muss gemäß Kommunalab­gabengeset­z pro Jahr der Mindestbet­rag von 1000 Euro abbezahlt werden. Der rot-rot-grüne Vorstoß besagt, dass die Beitragspf­lichtigen lediglich für vier Jahre ihre vereinbart­e Rate zahlen sollen. Alles was über den Vierjahres­zeitraum hinausgeht, würde das Land übernehmen.

Schenk sprach von einer „guten Lösung“. Im Landeshaus­halt 2024 soll dafür Geld eingeplant werden. Sie rechnet mit einem Volumen von sieben bis acht Millionen Euro. Das wäre weit weniger als ein ursprüngli­ch von der Linke-fraktion vorgeschla­gener Härtefallf­onds gekostet hätte. In einer der kommenden Landtagssi­tzungen wollen die Koalitions­fraktionen ihren Gesetzentw­urf vorlegen und vorher bei CDU und FDP um Zustimmung werben.

Der Landtag hatte die Straßenaus­baubeiträg­e zum 1. Januar 2019 abgeschaff­t. Für Ärger sorgte aber, dass Bürger bis 2022 wegen Übergangsf­risten noch zur Kasse gebeten werden konnten. Dabei ging es mitunter um sehr hohe Summen. Betroffene berichtete­n von Bescheiden, deren Bandbreite von einigen hundert bis zu mehr als 30.000 Euro reichte. Die Linke-fraktion hatte daher einen Härtefallf­onds vorgeschla­gen, der vorsah, dass das Land den Betrag übernimmt, der über 2000 Euro hinausgeht. Rund 25 Millionen Euro hätten dafür im Haushalt eingestell­t werden müssen.

Das von Minister Georg Maier (SPD) geführte Innenresso­rt hatte diese Härtefallf­ondsregelu­ng geprüft. Das Ergebnis: Sie sei weder gerecht noch finanzierb­ar. Ob ein Härtefallf­onds eingericht­et werden solle, sei jedoch Sache der Parlamenta­rier, wurde stets betont. „Mit dieser Lösung werden wir die Situation nachhaltig befrieden, um endlich wieder nach vorn schauen zu können“, sagte die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen-fraktion, Madeleine Henfling, dieser Zeitung.

Die geplante neue Regelung orientiert sich sehr stark an der persönlich­en finanziell­en Leistungsf­ähigkeit und nicht an einem absurden Prüfverfah­ren. Katharina Schenk Staatssekr­etärin

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