Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Leopard 1 für die Ukraine: Alt – aber eine machtvolle Waffe
Bundesregierung gibt grünes Licht: Dutzende Exemplare des in Deutschland ausgemusterten Kampfpanzers sollen aufbereitet und geliefert werden
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Nachricht am Rande des Eu-ukraine-gipfels gern gehört. Die Bundesregierung hat die Exportgenehmigung für Kampfpanzer des Typs Leopard 1 aus Industriebeständen in die Ukraine erteilt, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag. Details über Anzahl und Lieferzeitpunkt ließ er offen. Das werde sich in den nächsten Wochen konkretisieren, sagte er.
99 dieser Panzer sollen bei der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) stehen, es könne aber
Monate dauern, bis sie instand gesetzt seien, heißt es aus Flensburg. Auch Rheinmetall soll über 88 Leopard 1 verfügen. Bei der Bundeswehr wurde der Leopard 1 im Jahr 2003 außer Dienst gestellt.
Doch nicht nur die Instandsetzung dauert. Laut „Süddeutscher Zeitung“gibt es auch erhebliche Probleme mit der Munitionsbeschaffung. Theoretisch könnte Brasilien mit der 105-Millimeter-munition aushelfen, denn das südamerikanische Land verfügt über 250 Leopard 1 und die entsprechende Munition. Bisher aber lehnt die Regierung eine Weitergabe von Munition ab. Konkret hatte sie sich geweigert, Munition für den Gepardauch
Flugabwehrpanzer zu liefern. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte auch beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz vor wenigen Tagen betont, Brasilien werde keine Munitionsengpässe überbrücken und sich
nicht indirekt am Ukrainekrieg beteiligen.
Was kann der Leopard 1 noch leisten?
Der Leopard 1 ist der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Er wurde bis in die 80er-jahre produziert und war ein Exportschlager, 4700 Stück wurden vom Rüstungskonzern Krauss Maffei-wegmann produziert und zum größten Teil in andere Länder verkauft. Unter anderem in der Türkei und Griechenland ist er noch im Einsatz.
Der Leo 1 sei alt, aber wirkungsvoll, meint Panzerexperte Ralf
Raths. „Auch ein älterer Panzer ist, richtig eingesetzt, immer noch ein sehr machtvolles Instrument“, sagte der Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Historiker meint, dass der Leopard 1 zu Unrecht ein bisschen aus dem Fokus gerückt sei. Richtig eingesetzt könne er den Ukrainern große Dienste leisten.
Das Geschütz des Leo 1 ist zwar veraltet und die Panzerung unzureichend. Im direkten Duell mit dem im Ukraine-krieg von Russland eingesetzten T-panzer hätte er das Nachsehen. Ein Schuss vom Leo 1 würde den T-panzer wohl nicht durchschlagen. Doch muss die
Ukraine mit dem Leo 1 nicht in Panzerschlachten bestehen. In anderen Situationen kann er ihnen gleichwohl helfen: Er kann Infanteristen begleiten und ihnen Feuerschutz geben. Er kann hinter der Front eingesetzt werden, sodass man andere, modernere Panzer ins Gefecht schicken kann.
Die in der vergangenen Woche zugesagten 14 Leopard-2-panzer sind deutlich moderner und viel besser gepanzert. Von diesen werden aus Bundeswehrbeständen, wie berichtet, 14 Leopard-2-kampfpanzer geliefert. Zudem erlaubte die Bundesregierung anderen Staaten die Lieferung solcher Kampfpanzer aus deutscher Produktion.