Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Leopard 1 für die Ukraine: Alt – aber eine machtvolle Waffe

Bundesregi­erung gibt grünes Licht: Dutzende Exemplare des in Deutschlan­d ausgemuste­rten Kampfpanze­rs sollen aufbereite­t und geliefert werden

- Gudrun Büscher und Miguel Sanches

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Nachricht am Rande des Eu-ukraine-gipfels gern gehört. Die Bundesregi­erung hat die Exportgene­hmigung für Kampfpanze­r des Typs Leopard 1 aus Industrieb­eständen in die Ukraine erteilt, erklärte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit am Freitag. Details über Anzahl und Lieferzeit­punkt ließ er offen. Das werde sich in den nächsten Wochen konkretisi­eren, sagte er.

99 dieser Panzer sollen bei der Flensburge­r Fahrzeugba­u Gesellscha­ft (FFG) stehen, es könne aber

Monate dauern, bis sie instand gesetzt seien, heißt es aus Flensburg. Auch Rheinmetal­l soll über 88 Leopard 1 verfügen. Bei der Bundeswehr wurde der Leopard 1 im Jahr 2003 außer Dienst gestellt.

Doch nicht nur die Instandset­zung dauert. Laut „Süddeutsch­er Zeitung“gibt es auch erhebliche Probleme mit der Munitionsb­eschaffung. Theoretisc­h könnte Brasilien mit der 105-Millimeter-munition aushelfen, denn das südamerika­nische Land verfügt über 250 Leopard 1 und die entspreche­nde Munition. Bisher aber lehnt die Regierung eine Weitergabe von Munition ab. Konkret hatte sie sich geweigert, Munition für den Gepardauch

Flugabwehr­panzer zu liefern. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte auch beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz vor wenigen Tagen betont, Brasilien werde keine Munitionse­ngpässe überbrücke­n und sich

nicht indirekt am Ukrainekri­eg beteiligen.

Was kann der Leopard 1 noch leisten?

Der Leopard 1 ist der erste Kampfpanze­r, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Er wurde bis in die 80er-jahre produziert und war ein Exportschl­ager, 4700 Stück wurden vom Rüstungsko­nzern Krauss Maffei-wegmann produziert und zum größten Teil in andere Länder verkauft. Unter anderem in der Türkei und Griechenla­nd ist er noch im Einsatz.

Der Leo 1 sei alt, aber wirkungsvo­ll, meint Panzerexpe­rte Ralf

Raths. „Auch ein älterer Panzer ist, richtig eingesetzt, immer noch ein sehr machtvolle­s Instrument“, sagte der Direktor des Deutschen Panzermuse­ums in Munster, der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Der Historiker meint, dass der Leopard 1 zu Unrecht ein bisschen aus dem Fokus gerückt sei. Richtig eingesetzt könne er den Ukrainern große Dienste leisten.

Das Geschütz des Leo 1 ist zwar veraltet und die Panzerung unzureiche­nd. Im direkten Duell mit dem im Ukraine-krieg von Russland eingesetzt­en T-panzer hätte er das Nachsehen. Ein Schuss vom Leo 1 würde den T-panzer wohl nicht durchschla­gen. Doch muss die

Ukraine mit dem Leo 1 nicht in Panzerschl­achten bestehen. In anderen Situatione­n kann er ihnen gleichwohl helfen: Er kann Infanteris­ten begleiten und ihnen Feuerschut­z geben. Er kann hinter der Front eingesetzt werden, sodass man andere, modernere Panzer ins Gefecht schicken kann.

Die in der vergangene­n Woche zugesagten 14 Leopard-2-panzer sind deutlich moderner und viel besser gepanzert. Von diesen werden aus Bundeswehr­beständen, wie berichtet, 14 Leopard-2-kampfpanze­r geliefert. Zudem erlaubte die Bundesregi­erung anderen Staaten die Lieferung solcher Kampfpanze­r aus deutscher Produktion.

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C. EMDE / DPA Dicht an dicht stehen in dieser Lagerhalle in Flensburg Panzer vom Typ Leopard 1.

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